OB-Kandidatenvorstellung lockt über 1.000 Bürger ins Milchwerk
Großer Run auf Kandidaten
Radolfzell (pud). Weit über 1.000 Bürgerinnen und Bürger kamen am vergangenen Mittwoch ins Milchwerk, um der Vorstellung der fünf Kandidaten für den Oberbürgermeistersessel beizuwohnen. In der über drei Stunden dauernden Veranstaltung nutzten zahlreich Interessierte die Gelegenheit, konkret Fragen zu stellen, die von allen Kandidaten beantwortet wurden. Die Fragen bezogen sich unter anderem auf das Krankenhaus, die Mettnau-Kur, das Angebot für Jugendliche, den Tourismus, die Bedeutung der Kirchen, Formen der Bürgerbeteiligung, das Radwegenetz, Visionen für das Herzen-Areal sowie das Wohnen im Alter. Gleich mehrere Fragesteller hakten bei den Themen Schullandschaft und die Kleinkinderbetreuung nach. Richard Atkinson sprach sich beispielsweise für das Angebot einer Ganztagesschule aus, wobei er es nicht als »Pflichtaufgabe« ansah. Laut Dieter Bartz zeige der Ansturm auf die Gemeinschaftsschule in Steißlingen, dass »unsere Schullandschaft nicht in Ordnung« sei. Für Martin Staab ist die Ganztagesschule eine »moderne Lernform, die üblich sein sollte«, und nicht neue Bauten erfordere, höchstens eine Mensa. Konzepte für diese Schulform sollten gemeinsam mit den Vereinen erarbeitet werden. »Bildung für unsere Kinder ist die Zukunft«, sagte Rolf Blocher. Eine Schule mit Ganztagesbetreuung sei zudem ein »Standort- und Wohnortvorteil«. Schulen sollten sich darüber hinaus »einen Namen machen«, indem sie sich spezialisierten, zum Beispiel durch zweisprachigen Unterricht. Auch für Monika Laule hat der Bildungsbereich »hohe Priorität«. Sie wies auf die bestehende Ganztagesbetreuung an der Böhringer und der Teggingerschule hin. Auch sei die Inklusion von gehandicapten Schülern in der Ratoldusschule bereits realisiert. Was eine Gemeinschaftsschule betreffe, so solle erst einmal abgewartet werden, was die Entwicklung in anderen Städten zeige. Auf die Frage einer Bürgerin nach der Kinderbetreuung antwortete Bartz, dass er dagegen sei, dass beispielsweise Kinder mit Bussen »durch die Gegend gefahren« werden. Als Oberbürgermeister werde er »forcieren«, dass Alleinerziehende auch arbeiten können. Staab fand es »beschämend«, dass das Angebot zur Betreuung von Kindern unter drei Jahren nur bei 20 Prozent liege. Er versprach eine wohnortnahe Versorgung, also auch eine Stätte in der Kernstadt. Blocher nannte die Kinderbetreuung eine »Pflichtaufgabe für eine Stadt«. Er wies darauf hin, dass 80 Eltern klagen könnten, weil ihre Kinder nicht untergebracht seien. Laule wies auf die verschiedenen Einrichtungen, die geplant seien. Unter anderem führte sie das Kinderhaus in Möggingen, den Anbau am Werner-Messmer-Kindergarten sowie die neue Kindertagesstätte in der Nordstadt an. Als Oberbürgermeisterin möchte sie dem Thema »mehr Gewicht geben«. Atkinson bezeichnete das Kinderhaus in Möggingen als »typisch Radolfzeller Fehlentscheidung«. Es befände sich »dort, wo die wenigsten Kinder sind«. »Man baut Schlösser auf dem Marktplatz, aber dafür ist kein Geld da«, meinte er.
Ein ausführliches Interview mit allen Kandidaten finden Sie in der kommenden Printausgabe des Radolfzeller WOCHENBLATTES. Darin werden unter anderem die »Mettnau-Kur« und »laufende Großprojekte« thematisiert.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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