Mitgliederversammlung im Milchwerk
Große Herausforderungen für die BG Radolfzell

Der Geschäftsführende Vorsitzende der BG Radolfzell, Wolfgang Herpich, bei der Mitgliederversammlung im Milchwerk.  | Foto: Philipp Findling
  • Der Geschäftsführende Vorsitzende der BG Radolfzell, Wolfgang Herpich, bei der Mitgliederversammlung im Milchwerk.
  • Foto: Philipp Findling
  • hochgeladen von Philipp Findling

Radolfzell. Die Baubranche steht auch in den kommenden Jahren vor weiteren Herausforderungen. So auch die Baugenossenschaft Radolfzell (BG), wie auf deren Mitgliederversammlung am 15. November berichtet wurde.

Die Stimmung war gut im voll besetzten Tagungssaal im Milchwerk, so waren alle anwesenden Mitglieder gespannt, wie das vergangene Geschäftsjahr verlaufen ist. Der drastische Zinsanstieg für Baufinanzierungen bis Jahresende auf fast vier Prozent führe laut dem Geschäftsführenden Vorstand der BG Radolfzell, Wolfgang Herpich, zu immer mehr Stopps oder Rückstellungen von Wohnbauprojekten. "Es wird immer mehr damit gerechnet, dass Mietwohnungen statt Wohneigentum nachgefragt wird, wobei diese Mietnachfrage auf ein geringes Angebot treffen wird." Man rechne daher mit weiter steigenden Mietpreisen. Zudem seien auch Privathaushalte von der Inflation betroffen. "Sollte der Trend der steigenden Energiepreise anhalten oder sich verstärken, könnte die Bruttowarmmiete die Zahlungsfähigkeit insbesondere von wirtschaftlich schwachen Haushalten übersteigen, woraus Erlösausfälle resultieren können", warnte Herpich.

Umtriebiges Geschäftsjahr

Neben diesen Dingen war man bei der BG trotz allem im vergangenen Geschäftsjahr sehr umtriebig, wie Wolfgang Herpich berichtete: "Wir haben wieder viele, umfangreiche Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen in unserem Gebäudebestand durchgeführt." Diese Maßnahmen seien für die Genossenschaft die wichtigste, wohnungswirtschaftliche Aufgabe. Dies zeigten auch die Zahlen, so gab man im Berichtsjahr 2022 für laufende Gebäudeunterhaltung und Modernisierung knapp 852.416 Euro aus, was pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr 18,75 Euro sowie umgerechnet auf eine durchschnittliche Wohnungsgröße von 71,16 Quadratmetern 1.334 Euro pro Wohnung ausmache. Darüber hinaus hatte man im vergangenen Jahr mit der aufwändigen Sanierung des Gebäudes am Sankt-Meinrads-Platz 2-6 ein weiteres, großes Projekt zu stemmen. "Hierbei haben wir unter anderem die Wärmedämmung von Fassaden, Dachboden und Kellerdecke, sowie die Sanierung und Dämmung des Flachdachs über der Bäckerei-Filiale vorgenommen." Hierfür musste man, wie bei vielen Gebäuden mittlerweile baurechtlich vorgeschrieben, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren. Des Weiteren war es auch wichtig, für die Geschäfte und Praxen vor Ort barrierefreie Zugänge zu errichten sowie für das gesamte Gebäude eine neue Heizung einzubauen. Für all diese und weitere Maßnahmen nahm man 1.710.654,16 Euro in die Hand. "Zudem haben wir im Rahmen der Gesamtsanierung die Filiale des Backhauses Mahl erweitert und neu gestaltet."

Anspruchsvolle Aufgabe

Allgemein sehe Herpich jedoch aufgrund des neuen Heizungsgesetzes, nachdem alle neuen Heizungen zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, für die nächsten Jahre eine große Herausforderung. "Wir müssen vor allem bei unserem Projekt des Hochhauses in der Böhringer Straße 25 neben den PV-Anlagen auch schauen, wie wir die Heizanlagen dort unterbringen." Man müsse hierbei gut evaluieren, ob eine Zentralheizung wie am Sankt-Meinrads-Platz 2-6 aufgrund des baulichen Aufwands Sinn ergebe, erläuterte Herpich. "Selbst die Stadtwerke kommen bei dieser Gesetzeslage und den dadurch entstehenden finanziellen Komplikationen nicht mehr hinterher", verdeutlichte der Aufsichtsratsvorsitzende Edgar Schwarz nach der Sitzung gegenüber dem WOCHENBLATT.
Zum Ende des Jahres 2022 bewirtschaftete man weiterhin unverändert 639 Wohnungen sowie fünf Gewerbeeinheiten in eigenem Bestand. "Die Nachfrage nach den Wohnungen ist nach wie vor groß, sodass zum Teil erhebliche Wartezeiten bestehen", erklärte der Geschäftsführende Vorsitzende Herpich. Zudem seien die Mieten bei der BG Radolfzell mit einer durchschnittlichen Grundmiete ohne Betriebs- und Nebenkosten im Jahr 2022 von 5,67 Euro pro Quadratmeter und Monat immer noch sehr günstig. Darüber hinaus hatte man im vergangenen Geschäftsjahr 25 neu vermietete Wohnungen. Auch finanziell stehe man nach einem Bilanzgewinn von 1.323.044,30 Euro sowie einem Jahresüberschuss von 1.471.044,30 Euro mit einer Bilanzsumme von 18.909.865,97 Euro gut da. "Die Liquiditätslage ist gut, es sind keinerlei Engpässe zu erwarten", so Wolfgang Herpich.

Neben den vielen Zahlen gab es an diesem Abend auch zu ehrende Mitglieder. So wurde unter anderem Petra Schuster vom Backhaus Mahl für 50 Jahre Mitgliedschaft in der BG Radolfzell geehrt. Nach dieser Ehrung beschloss Edgar Schwarz die Versammlung: "Lassen Sie uns weiterhin den Geist der Gemeinschaft und Solidarität pflegen und für eine gute Hausgemeinschaft sorgen."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.