Aktionstag auf dem Radolfzeller Waldfriedhof
Friedhöfe auch als Ort der Kunst erleben
Radolfzell. Der Tag des Friedhofs wurde 2001 vom Bund deutscher Friedhofsgärtner ins Leben gerufen und findet seitdem bundesweit jährlich am dritten Septemberwochenende statt. An vielen Orten Deutschlands wird ein breitgefächertes Programm angeboten; Radolfzell beteiligte sich daran nun schon zum zweiten Mal, und das mit vielen Partnern für einen spannenden Nachmitttag.
Neue und alte Kunst
Die Friedhofsverwaltung Radolfzell hatte mit vielfältigem Programm Besucherinnen und Besucher eingeladen. Oberbürgermeister Simon Gröger eröffnete die Veranstaltung und unterstrich, dass ein Friedhof eben mehr sei als ein Bestattungsort und nicht nur einer der Trauer. Er sei genauso Kunst- und Kulturort, Ort der Ruhe, ein Raum der Natur. Nach dem ökumenischen Eröffnungsgottesdienst folgten öffentliche Führungen durch die Friedhofsverwaltung, eine naturkundliche Führung mit Arborist Heinrich Holewa und eine Führung mit Christof Stadler zur Friedhofsgeschichte und dem Projekt: Erhaltenswürdige Grabsteine als Kulturdenkmale »zum Bleiben«.
Diverse Infostände der lebendigen Steinwerkstatt der Steinmetzinnung und dem Steinmetz Vincenz Repnik, der hier auch einen temporären Skulpturenweg mit seinen Kollegen aus dem ganzen Land initiiert hatte, präsentierte den Besuchern und Besucherinnen seine Arbeit. Auch die katholische Kirchengemeinde war für regen Austausch anwesend.
Für Verpflegung wurde natürlich auch gesorgt. Der Hospizverein Radolfzell, Höri, Stockach und Umgebung bot auf Spendenbasis Kaffee und Kuchen für alle Gäste an. Hospizbegleiter/innen standen jederzeit für Gespräche zur Verfügung.
Erde zu Erde
Thomas Schäuble vom Bestattungsinstitute Koller e.K. informierte Besucherinnen und Besucher über eine neue Art der Bestattung, der »Reerdigung« unter dem Motto »Erde zu Erde: friedlich, natürlich und nachhaltig«. Wenn ein Baum stirbt, wisse die Natur genau, was zu tun sei, so Schäuble. In einem seit Jahrmillionen gleichen Prozess werde er sanft in Erde verwandelt. Dieser natürliche Prozess lasse sich ebenfalls auf den Menschen übertragen. Diese Transformation nennt man Reerdigung. Der Körper werde dabei in einem Kokon auf Stroh und Blumen gebettet. Nach 40 Tagen sei dieser natürliche Prozess abgeschlossen und es sei aus dem Körper dann weiche, fruchtbare Mutter Erde entstanden. Diese »Erde« werde dem Kokon entnommen und auf einem Friedhof beigesetzt. Die Angehörigen können in der Erde etwas pflanzen oder es der Natur überlassen, daraus neues Leben zu machen.
Im Gegensatz zu anderen Bestattungsmethoden folge eine Reerdigung dem Kreislauf des Lebens und den Gesetzen der Natur. Mikroorganismen verwandeln den Körper wieder in wertvolle Erde. Die "Reerdigung" ist für Schäuble ein ganz neuer Trend für den Friedhof. »Wir werden sehen, wie sich das Thema in Zukunft macht«, zeigte er sich optimistisch. Hier bei der Vorstellung gab es schon viele interessierte Nachfragen.
Autor:Amrit Raj aus Singen |
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