Freie Wähler sammeln jetzt Unterschriften für MVZ
„Es ist höchste Zeit für aktives Handeln der Stadt“
Radolfzell. Markant drückt es der Ortsvereinsvorsitzende der Freien Wähler Radolfzell, Peter Blum, im Nachgang zur letzten Gemeinderatssitzung und der mehrheitlichen Ablehnung des Antrags der Freien Wähler Fraktion auf Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in der Sitzung des Spitalfonds aus: "Es ist höchste Zeit für aktives Handeln der Stadt."
Unverständnis und große Sorge um die zukünftige ambulante Versorgung der Radolfzellerinnen und Radolfzeller treibt die Freien Wähler weiter um. Deshalb wurden im Gemeinderat unterschiedliche Anträge gestellt. Einerseits ging es um die lastenfreie Rückgabe des Krankenhausgebäudes an die Stadt, beziehungsweise den Spitalfonds. Diese Anträge wurden abgelehnt, mit der Begründung, sie kämen zur „Unzeit“. Dies auch noch, indem die Mehrheit aus Sicht der Freien Wähler unrechtmäßig und antragstaktisch ihren Antrag als weitergehend erklärt hat, damit dieser zuerst abgestimmt werden konnte.
Viel wichtiger aber für die Gesundheit der Menschen in Radolfzell sei der zweite Antrag auf Gründung eines MVZ gewesen, so die Mitteilung des Ortsvereins.
Seit dem 30. November 2022 habe die Stadtverwaltung schon gewusst, dass das Radolfzeller Krankenhaus zum Sommer geschlossen werden soll. Öffentlich bekannt wurde das aber erst Anfang 2023. Bisher sei kein Vorschlag unterbreitet worden, wie man die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger auf neue Beine stellen wolle, so die Position der Freien Wähler.
Nachdem der Gemeinderat erst Ende Januar 2023 nicht öffentlich darüber informiert wurde, dass die schnelle Schließung des Krankenhauses anstehe, hätten die Freien Wähler sich Gedanken um die zukünftige Gesundheitsversorgung in der Stadt gemacht und bereits im März eine öffentliche Veranstaltung im Milchwerk zu den Inhalten, Nutzen und Chancen eines MVZ angeboten. Diese Planungen wurden konkretisiert und schon Anfang Mai in einem Antrag an die Verwaltung formuliert.
Die Beschlussfassung über diesen Antrag sei verzögert und erst Ende Juni zur Beratung vorgelegt worden, kritisiert der Vorsitzende des Ortsvereins, Peter Blum. Das Thema sei dann wieder in eine Sondersitzung verwiesen worden, die die Verwaltung erst im Oktober abhalten wollte. Erst auf Antrag von FW und FDP sei diese Sondersitzung dann noch im Juli durchgeführt worden
"Warum die Verwaltung und die Mehrheit des Gemeinderates hier Unentschlossenheit oder gar Verweigerung betreiben, ist völlig unverständlich", so Peter Blum nun in seinem Statement. Die Argumentation, man wolle abwarten auf welcher Gemarkung ein neues Krankenhaus gebaut werde, sei unsinnig. Ein neues Krankenhaus werde frühestens in 10 Jahren in Betrieb gehen. "Was ist bis dahin?", fragt Blum.
Gerade in der Medizin gebe es immer mehr ambulante Behandlungen. Deshalb müsse dieser Teil der Gesundheitsversorgung in Radolfzell gestärkt werden, denn der Ärztemangel habe auch Radolfzell längst erreicht. Bereits zwei Hausarztpraxensitze seien schon unbesetzt und die Wartezeiten auf Termine würden immer länger.
Ein MVZ ist kein Krankenhaus, sondern eine moderne Gesundheitseinrichtung mit mehreren Fach- und/oder Allgemeinärzten, die den Arztberuf von Praxismanagement-Aufgaben entbindet und die gesamte Arbeitszeit den Patienten gewidmet werden kann. Das „Back-office“ machen andere. Zahlreiche jüngere Ärzte wollen heute lieber angestellt sein und sich den Patienten widmen und nicht „Verwaltungskram“ erledigen. Die Work-Life-Balance der jüngeren Generation, bei der eben inzwischen "Arbeit" und "Leben" als Pole voneinander getrennt werden, und das Modell des MVZ ergeben aus Sicht der Freien Wähler damit für Ärzte und Patienten eine Win-Win-Situation. Denn auch Wiedereinsteiger in Teilzeit und andere Arbeitszeitmodelle machten ein MVZ für Ärzte attraktiv. So könne man dem Ärztemangel begegnen und eine ambulante Gesundheitsversorgung sicher stellen.
Nachdem der Gesundheitsverbund das Krankenhaus in Radolfzell vorzeitig schließe und selbst Gründer und Betreiber von MVZs im Landkreis sei, sehen die Freien Wähler die moralische Verpflichtung des GLKN auch in Radolfzell ein solches MVZ zu gründen. Zumindest aber durch Unterstützung tatkräftig am Aufbau eines kommunalen MVZ mitzuwirken.
So könnten zum Beispiel auch die von der Messmer-Stiftung dem Radolfzeller Krankenhaus gespendeten Gerätschaften und Einrichtungen dem MVZ zur Verfügung gestellt werden. Nichts anderes als diese Zielsetzung für die Menschen in Radolfzell möglichst schnell umzusetzen, hätten die Freie Wähler Fraktion im Gemeinderat beantragt, unterstreichen sie im Nachgang der Sitzung.
Diese Anträge seien nicht zur „Unzeit“ gekommen und die Ablehnenden hätten vor ihrer Entscheidung keinerlei Alternative für die Bürgerinnen und Bürger angeboten. Hier von einer „Unzeit der Anträge“ zu sprechen sei mehr als unseriös, meinen die Freien Wähler. Das sei taktieren, zögern, zaudern und zerreden.
Bürgerantrag soll gestellt werden
Die Radolfzellerinnen und Radolfzeller brauchen aus Sicht der Freien Wähler nach der Schließung des Krankenhauses eine schnelle Lösung für die Gesundheitsversorgung vor Ort. Deshalb will der Ortsverein der Freien Wähler Radolfzell einen Bürgerantrag nach § 20b der Gemeindeordnung initiieren, damit der Gemeinderat beraten und beschließen muss. "Denn es ist höchste Zeit zu handeln!"
Die Unterstützerliste finden Interessierte auf der Homepage der Freien Wähler Radolfzell. Die Liste kann im Original an
den Vorstand der Freien Wähler Radolfzell z. Hd. Herrn Peter Blum, Unterdorfstr.9, 78315 Radolfzell abgegeben werden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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