Startschuss der Radolfzeller Fasnet
Ernste Töne und Höchstleistungen zum Zeller Männerfrühschoppen
Radolfzell. Endlich war es wieder so weit: Mit einem fulminanten Männerfrühschoppen startete die Narrizella Ratoldi im Friedrich-Hecker-Gymnasium am Dreikönigstag traditionell in ihre Fasnetszeit.
Schon gleich zu Beginn kam Präsident Martin Schäuble, der neben OB Simon Gröger auch den CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung begrüßen konnte, auf die vorgezogene Bundestagswahl zu sprechen. "Die Wahl um die Fasnet herum zu planen, kann auch nur den Politikern einfallen."
Wegen zwei kurzfristiger Absagen standen an diesem Vormittag vier Büttenredner zusammen mit Moderator Benjamin Bromma hinterm Fässle im Friedrich-Hecker-Gymnasium, wo die Traditionsveranstaltung zum zweiten Mal stattfand. Den Auftakt machte dabei mit Felix Bromma ein Jungspund der Narrizella. Dabei kam auch er auf die anstehende Wahl, vor allem aber auf die steigende Rechtsradikalisierung in der Gesellschaft zu sprechen ("In Thüringe goht's scho los mitm braune Alefanz"). Auch bei weiteren brisanten Politthemen nahm Bromma kein Blatt vor dem Mund ("Wieso mischt sich einer, den es gar nix angeht, da noch ein? Ist doch komplett Wurscht, ob Frau oder Mann"). Für ihn sei es wichtig, sich gerade jetzt so richtig auf die Fasnet zu freuen, frei nach dem Motto: "Denke, dann handle, sich nit unterkriege lasse, kämpfe um jede Preis".
Fasnet-Band voller Ikonen
Weiter ging es mit Tobias Bauer, der als eingefleischter Musiker eine Lobeshymne auf sein Hobby gab, so auch für den Bass ("Wer Bass spielt, sag ich unumwunde, hat die Gemütlichkeit erfunde"). Dabei zog er in seiner Rede doch tatsächlich in Erwägung, den kürzlich verstorbenen "ZZ Top"-Bassisten Dusty Hill zu ersetzen, denn "wie de Dusty, in dere Art, han au i en lange Bart". Doch damit noch nicht genug, so möchte er gleich noch Thomas Bracht als Motorhead-Sänger Lenny Kilmister, natürlich mit passendem Hut, Franz Bromma als Angus Young sowie Narremutter Sascha Hain und Narrenvater Reinhold Brand in seine Fasnetsband holen. Denn: "Mamas and the Papas und Motorhead, AC/DC im Duett mit ZZ-Top - was für ne Show, mir rocket die Fasnet".
Als Ersatz für seinen Sohn und Gardisten Christoph Zeiser trat nun dessen Vater Michael Zeiser ans Fässle. Es folgte ein Loblied par excellence auf die vielfältigen Kappen der Narrizella ("Die Farben leuchten bunt, närrisch halt verrückt, vom Ernst der Alltagshüte weit abgerückt"). Dabei sei es für ihn egal, ob sich eine Fasanenfeder oder ein Fuchsschwanz darauf befindet, ob dieser "mol lachend, mol ernscht, vor allem moralisch frei" ist, so birgt sie den wahren Narr: "Er ist der wahre Spiegel der Narretei".
Mehr als Tradition hat, wie der Frühschoppen selbst, auch der Auftritt von Josch Frengele. Nach einigen emotionalen Worten über den nach der letzten Fasnet verstorbenen Lothar Rapp bot das Holzhauer-Mitglied einen denkwürdigen Auftritt, zeigte dabei musikalisch und wortgewandt als Luigi Höchstleistungen. Angelehnt an Giovanni Trappatoni wurde diesmal Präsident Martin Schäuble für seine ständigen Fauxpas bei der Zeller Fasnet ordentlich aufs Korn genommen. So fragte "Luigi" nach jeder Äußerung "Was ist das für eine Capitano? Was erlauben Schäuble?". Als wäre dies nicht schon ausreichend genial, zückte Frengele noch die Trompete und stimmte zum Abschluss seiner Büttenrede sowie eines phänomenalen Männerfrühschoppens, frei nach dem Chanson "Champs Élysees", gemeinsam mit den Gästen "Oh d'Fasnet isch schee" an.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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