Sommerinterview mit Rathauschef Martin Staab aus Radolfzell
»Eine wichtige Entscheidung für die Stadt«
Radolfzell. Das Bekanntwerden der E-Mail-Affäre zwischen Oberbürgermeister Martin Staab und Bürgermeisterin Monika Laule war das kommunalpolitisch bestimmende Thema in ersten Halbjahr. Im großen Sommerinterview mit dem WOCHENBLATT spricht der Radolfzeller Rathauschef über den aktuellen Ermittlungsstand, die Zusammenarbeit mit Bürgermeisterin Laule und über das Problem der Stadt mit rechten Gruppierungen.
WOCHENBLATT: Kein Sommerinterview ohne das Thema Seezugang: Die modifizierte Vorzugsvariante »light« soll es nun werden. Die richtige Entscheidung?
OB Staab: »Eine wichtige Entscheidung für die Stadt. Das Ziel direkt und modern an den See zu kommen, war unstrittig. Es wurde nur diskutiert, ob obendrüber oder untendurch. Ich denke, dass hinter diesem Ziel 80 bis 90 Prozent der Menschen in Radolfzell stehen.«
WOCHENBLATT: Wie geht es beim Seezugang weiter?
OB Staab: »Beim Seezugang ist es so, dass die Planung für die modifizierte Variante überarbeitet wird. Danach wird es eine Kostenberechnung geben. Parallel werden die Abstimmungen mit der Bahn angegangen. Baubeginn – so hat es die Bahn bereits geäußert – wird nicht vor 2021 sein können. Die neue Mole wird bereits im Frühsommer 2020 fertig sein – mein Arbeitstitel ist »Mole 826«. Vielleicht hat ja unser Stadtgründer an dieser Stelle das Ufer betreten? Die Seebar-Entwicklung wird zeitlich hinter die Molen-Entwicklung gesetzt werden, weil wir nicht einen Sommer ohne Bewirtung sein wollen. Sie kann ab Herbst 2020 beginnen.«
WOCHENBLATT: Die Sanierung der Bäder steht an. Gibt es einen konkreten Zeitplan dafür?
OB Staab: »Wir haben einen sehr ambitionierten Zeitplan, der eigentlich kaum leistbar ist. Wir wollen versuchen, bis zum Frühsommer 2019 das Seebad neu zu bauen. Ziel ist es, den Charakter und Charme des Bades zu erhalten. Beim Strandbad haben wir eine mittelfristige Planung. Dafür soll im Winter ein Planungswettbewerb ausgelobt werden. Im Herbst 2021 könnte der Bau beginnen.
WOCHENBLATT: Radolfzell wurde in der jüngsten Vergangenheit immer wieder zur Bühne von Rechtspopulisten und rechtsradikalen Gruppierungen. Hat Radolfzell ein Problem mit Rechten?
OB Staab: »Es gibt die Entwicklungen, die auf Bundesebene durchschlagen, auch hier bei uns. Das Phänomen der Politikverdrossenheit kann dazu führen, dass Menschen auf populistische Phrasen reinfallen. Wir müssen schauen, wie wir diese Menschen zurückgewinnen.«
WOCHENBLATT: Wie können Plätze wie der Luisenplatz aus der Schusslinie der Rechten genommen werden?
OB Staab: »Ich glaube wir müssen die Symbolik dieses Platzes wegnehmen. Wenn man das schafft, wird sich dieses Thema anders darstellen.«
WOCHENBLATT: Können Sie etwas zum Verfahrensstand in Sachen E-Mail-Affäre sagen?
OB Staab: »Zum laufenden Verfahren kann ich nichts sagen. Ich habe größtes Vertrauen in die deutschen Behörden, dass sie in Ruhe und sachgerecht dieses Verfahren abschließen und uns aufklären werden.«
WOCHENBLATT: Wie gestaltet sich nach der E-Mail-Affäre die Zusammenarbeit mit Bürgermeisterin Laule?
OB Staab: »Ich habe eine Mediation vorgeschlagen und gemeinsam mit Frau Laule ein solches Verfahren durchlaufen. Wir haben uns in einer vertraulichen Vereinbarung auf die Modalitäten der Zusammenarbeit verständigt und den Gemeinderat informiert. Wir arbeiten hoch-professionell und sachorientiert an den Projekten, die unsere Stadt voranbringen werden.«
Interview: Matthias Güntert
- Simone Weiß
Autor:Redaktion aus Singen |
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