Abschied von Lothar Rapp als Kappedeschle-Macher
Eine Tradition der Zeller Fasnet geht zu Ende

Ehrenpräsident Lothar Rapp und Peter Zabel von der Druckerei Zabel mit der Kappedeschle-Acrylsäule als Dankesgeschenk. | Foto: Philipp Findling
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Radolfzell. Nun ist es endlich da, das Zeller Kappedeschle. Doch mit dem traditionellen Andruckfest in der Druckerei Zabel zog am Mittwoch, 31. Januar, Chefredakteur und Fasnetsurgestein Lothar Rapp nun endgültig seinen Hut als Verantwortlicher der Narrenzeitung.

Eigentlich war Seniorchef Peter Zabel "nur noch als Kollege" bei dieser Tradition anwesend, doch konnte er es sich bei diesem Anlass nicht nehmen lassen, ein paar Worte an die Festgäste zu verlieren. Dabei galt sein erster Dank Carmen Aschinger, welche seit Anfang der 2000er Jahre unter anderem für den Anzeigenverkauf und die Akquise zuständig ist: "Das ist wahrlich kein einfacher Job, den du da hast." Viele Anzeigengeber seien Zabel zufolge von Anfang an dabei, worauf er sehr stolz sei.
Das größte Dankeschön galt jedoch Ehrenpräsident Lothar Rapp, der seit 50 Jahren beim Kappedeschle nahezu alle Fäden in der Hand hielt - vom Layout, dem Texten bis hin zur Produktion. Für Peter Zabel ende hiermit eine "große Tradition" bei der Narrenzeitung, welche einer der wichtigsten Einnahmequellen der Narrizella darstellt. "Was wir alle in dieser Zeit geschafft haben", so Zabel sichtlich gerührt in Richtung Rapp, "ist schon der Hammer." Als Abschiedsgeschenk erhielt der jetzt ehemalige Chefredakteur eine kleine Acrylsäule mit einer Zeichnung seiner Verkörperung als Kappedeschle, als welcher er im Narrenspiegel 39 Jahre lang die Narrenschelte verlas, überreicht. Auch Präsident Martin Schäuble fand noch einige Dankesworte an Lothar Rapp, so werde hiermit nun ein Traditionswechsel vollzogen, auf den alle sehr gespannt seien. Von ihm gab es ebenfalls mit einer kleinen, gerahmten Dankesurkunde ebenfalls ein Präsent.

Doch das Andruckfest, welches traditionell von der Holzhauermusik musikalisch umrahmt wurde, wäre kein solches, wenn der "Chef" nicht noch selbst das Redezepter ergreift. So blickte Lothar Rapp auf die lange Geschichte der Narrenzeitung, welche 1974 in der Druckerei Beurer ihr erstes Andruckfest im kleinen Rahmen feiern konnte. "Damals haben wir noch nichts am Computer bearbeitet, sondern alles selbst ausgezeichnet." In der Druckmaschine habe man sich dann das Ganze angeschaut und musste, wenn noch eine Anzeige hereinkam, schnell reagieren. Damals, so erinnerte sich der Ehrenpräsident der Narrizella, habe er sehr viel auf sich genommen, um das Kappedeschle zu gestalten: „Ich war auf keinem Narrentreffen, weil ich währenddessen am Küchentisch saß und die Zeitung zusammengeklebt habe.“ Ab 1994 habe man schließlich die Ausgabe auf das heutige Format mit 72 Seiten entwickelt. "Der Witz", so viel ist für ihn sicher, "muss im Text stehen und ist nicht zum Anschauen gedacht."
Die zahlreichen Anekdoten von 1841 bis 1876 aus dem roten Buch würden ihm zufolge heute nicht reichen, "hierfür bräuchten wir mindestens sechs- bis siebenmal mehr Material". Doch auch diese Anekdoten würden unter anderem durch die sozialen Medien nach und nach verschwinden, entgegnete Rapp. Dies mache es schwierig, heutzutage solch eine Zeitung zu machen, irgendwie schaffen man es aber schon.

Auch die diesjährige Ausgabe des Kappedeschle, auf welche Rapp nicht näher eingehen wollte, sondern zum selbst entdecken einlud, enthält wieder viele bunte Themen rund um die Radolfzeller Fasnet. Angefangen beim Titelbild, welches seit langem mit den Narreneltern wieder eine Fotografie ziert, über das Zunfthausjubiläum, der Renovierung des Narrenschopfs, dem 100-jährigen Jubiläum der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte bis hin zu Gedenkseiten an den verstorbenen Mundartdichter Bruno Epple kann wieder einiges zur fünften Jahreszeit in der Ratoldusstadt gelacht, gestöbert und gestaunt werden.
"Final Last Words" wie beim Narrenspiegel gab es auch hier vom Fasnetsurgestein: "Nun also ist Lothar Rapp als Kappedeschle und Zeitungsmacher Geschichte, der Lothar Rapp selbst lebt aber noch."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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