70 Jahre Fotoclub Radolfzell
Ein Jubiläum im Zeichen der Fotografie

Vereinsvorsitzender Eugen Kille (Mitte) gemeinsam mit den Gemeinderäten Christof Stadler und Siegfried Lehmann, welcher seit 50 Jahren ebenfalls Mitglied im Fotoclub ist.  | Foto: Philipp Findling
  • Vereinsvorsitzender Eugen Kille (Mitte) gemeinsam mit den Gemeinderäten Christof Stadler und Siegfried Lehmann, welcher seit 50 Jahren ebenfalls Mitglied im Fotoclub ist.
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Radolfzell. Die Fotografie hat die Zeit bis heute überdauert. Dies weiß der Fotoclub Radolfzell sehr zu schätzen, so fand im Rahmen dessen 70-jährigen Vereinsjubiläums am Montag die Vernissage zur Ausstellung im seemaxx statt.

"Im Jahr 1953 sind eine Unmenge an Ereignisse wie beispielsweise der Volksaufstand in der DDR ins Land gegangen. In diesem Jahr reiht sich auch die Gründung des Fotoclubs Radolfzell ein", erzählt Gemeinderat Christof Stadler in Vertretung des verhinderten OB Simon Gröger. "Dieser Verein spiegelt auch ein Stück weit die Lokalgeschichte wider, jedoch sollte man sich überlegen, den Vereinsnamen aufgrund der ursprünglichen Bezeichnung des Mediums in 'Lichtbildclub' umzubenennen, um nicht mit dem FC Radolfzell verwechselt zu werden", sagte Stadler mit einem Augenzwinkern. Heutzutage könne jeder mit dem Handy Bilder machen, "gute Bilder machen und dabei beispielsweise wissen, was eine Blende ist, das kann jedoch nicht jeder".

Dabei habe das Fotografieren in Radolfzell mit Menschen wie Zeisner oder auch Sutter seit dem 19. Jahrhundert eine große und lange Tradition. Stadler dankte den Vereinsvertretern dafür, dass sie Radolfzell in all seinen Facetten immer wieder als Motiv in den Blick genommen haben und gab ihnen zum Schluss seiner Rede noch etwas auf den Weg mit: "Ich wünsche dem Verein auch im digitalen Zeitalter weiterhin gute Klicks und auf dass er auch zum 100-Jährigen nicht vom Winde verweht sein werde."

Erste Ausstellung anno 1955

Beim Fotoclub, der heute noch 28 Mitglieder umfasst, fing alles am 24. Juli 1953 an, wie der Vereinsvorsitzende Eugen Kille verriet: "Damals trafen sich die Gründungsmitglieder unter der Federführung von Ulrich Fahrenbruch. Von den zehn Fotopionieren in Radolfzell lebt heute allerdings keiner mehr." 70 Jahre seien für ihn schon ein stolzes Alter, wenn man betrachte, dass die Fotografie erst seit 184 Jahren existiert. "Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Fotografie keine einfache Sache. Zudem waren die Mittel damals bescheidener als heute und die Massenproduktion von Fotos noch Zukunftsmusik", führte Kille fort.

Zu dieser Zeit traf man sich zu einem Arbeitskreis oder einem Vortrag, wobei Fotomappen in Umlauf gebracht, Diaserien gezeigt und Bilder besprochen wurden. Auch mit den Räumlichkeiten war es damals nicht gerade einfach, so kam man zu Beginn zeitweise in der Ratoldusschule sowie im Untergeschoss im Polizeigebäude in der Bismarckstraße unter. "Im Keller der Schützentorstraße konnten wir unser erstes clubeigenes Labor einrichten", so Kille. Schließlich kam man im Jahr 1986 final im Keller des damaligen Stadtmuseums unter, wo man noch heute als Gäste der Diakonie dem Vereinsgeschehen nachgeht.

Die erste Ausstellung feierte man 1955 im österreichischen Schlösschen. Neben der Landesfotoausstellung im Jahr 1980, welche laut Kille "eine große Kraftanstrengung" mit sich brachte, durfte der Verein zum 50-jährigen Jubiläum 2003 in der Villa Bosch eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der "Groupe d'expression par l'image" aus der französischen Partnerstadt Istres, mit denen man eine 40-jährige Partnerschaft verbindet, durchführen. "Die Interessen unserer Mitglieder reichen von Portrait-, Reise-, Natur- und Landschaftsfotografie bis hin zur Experimentalfotografie und dem Erstellen von Tonbildschauen", so Kille. Zudem führe man zweimal jährlich eine Fotowanderung durch, an der auch Familienmitglieder teilnehmen können. 

Blicke im Moment erfassen

Die Leidenschaft zum Fotografieren ist bei den Mitgliedern bis heute vorhanden, so auch bei Gemeinderat und Vereinsmitglied Siegfried Lehmann, der dem Fotoclub seit 50 Jahren die Treue hält: "Früher wollte ich tatsächlich Fotograf werden. Nach meiner einjährigen Lehre bei Siegfried Lauterwasser habe ich dann aber doch beschlossen, etwas anderem nachzugehen." Beim Fotoclub selbst habe er 15 Jahre lang aktiv mitgearbeitet, "die Liebe zur Fotografie ist aber bis heute geblieben". Durch die Fotografie, die laut Lehmann im Jahr 1826 entstand, könne man dokumentieren, was die Welt außenrum darstellt. "Man kann hiermit Menschen und Dinge aus dem Leben darstellen und somit ein Abbild aus der Gesellschaft oder auch die abgebildete Realität widerspiegeln."

Dass Fotografie und Kunst sehr wohl etwas miteinander zu tun haben und miteinander verschmelzen können, zeigte Lehmann unter anderem am Beispiel von Künstler Gerhard Richter auf, der damals Fotografien "fotorealistisch, teilweise aber auch verfremdet" abgemalt habe. Die Entwicklung, welche die Fotografie seit ihrem Entstehen genommen hat, ist enorm, was der Gemeinderat vor allem durch die Künstliche Intelligenz verdeutlichte: "Die Bilder werden mittlerweile durch Bearbeitungsprogramme verfälscht oder durch KI zusammengefügt." Dabei könne man sich berechtigterweise die Frage stellen, ob man der Fotografie heutzutage noch trauen kann.

Einen Vorteil hat die moderne Fotografie allerdings gegenüber der neuen Technologie für ihn dennoch, so könne sie einen Blick im Moment erfassen und dadurch Emotionen zum Ausdruck bringen. "Das ist durch KI schlicht nicht möglich." Die heutige Fotografie ist Realität, so sei es die Verantwortung der Fotografie, diese auch so getreu wie möglich darzustellen. "Hierfür hoffe ich, dass es den Fotoclub auch in 70 Jahren noch geben wird."

Die Ausstellung des Fotoclubs kann noch bis zum 14. Oktober zu den gängigen Öffnungszeiten im seemax besichtigt werden.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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