Für den neuen Radolfzeller Feuerwehrkommandanten
Ein dreifaches „Wasser marsch!“
Radolfzell. Die Freiwillige Feuerwehr Radolfzell besteht als tatsächlich allererste Bürgerinitiative bereits seit dem Jahr 1862, als Abraham Lincoln noch engagiert gegen die Sklaverei kämpfte. Zwar Ist Feuerwehr und Bevölkerungsschutz längst eine wichtige kommunale Pflichtaufgabe, aber sowohl die Kernstadt als auch alle sechs Teilorte halten trotzdem seit nun 161 Jahren an der stolzen Tradition fest, Schutz und Hilfe für die MitbürgerInnen und die Stadt von der Bürgerschaft selbst zu organisieren und auszuüben.
„Die Feuerwehr ist kein Verein, aber 99 Prozent der notwendigen Arbeit wird von ehrenamtlichen Kräften der Freiwilligen Feuerwehr geleistet“, unterstreicht Tobias Oechsle - seit 1. März Radolfzell’s neuer Feuerwehrkommandant in Nachfolge des legendären Helmut Richter - den einzigartigen Stellenwert seiner Kameradinnen und Kameraden.
Hobby zum Beruf gemacht
Oechsle, 35 Jahre alt, wohnt mit Ehefrau und Kind in Radolfzell, war zunächst zwölf Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr Konstanz engagiert, hat dann sein „Hobby zum Beruf gemacht“ und Erfahrungen bei der Berufsfeuerwehr in Frankfurt gesammelt, wechselte danach hauptamtlich in den Fachbereich Feuerwehr und Bevölkerungsschutz der Stadt Radolfzell, dem er Abteilungsleiter und stellvertretender Fachbereichsleiter vorsteht - und bewarb sich nun erfolgreich auf die Kommandatur, gestützt auf seine umfangreiche Expertise und seine Verankerung vor Ort und im Landkreis.
Zur Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr am Donnerstagabend in der nahezu vollbesetzten Liggeringer Litzelhardthalle konnte Oechsle nun Radolfzell‘s OB Simon Gröger, Bürgermeisterin Monika Laule, Mitglieder des Gemeinderates, Ortsvorsteher und Vertreter der befreundeten „Blaulichtfraktion“ begrüßen, zudem Gerald Schäuble, Ehrenpräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.
Schiffsglocke für den "Neuen"
Hauptbrandmeister Stefan Moser zeichnete als stellvertretender Kommandant ein humoriges Portrait des fachlich versierten, neuen „Kapitäns“, erinnerte an dessen vielfältige Pflichten gegenüber seiner Mannschaft vor Ort im Einsatz und überreichte Oechsle eine Schiffsglocke, was alle Anwesenden stehend mit einem dreifachen „Wasser marsch“ sekundierten.
Zügig und präzise führte Oechsle durch die Versammlung, welche zunächst der Verstorbenen aus der Gesamtwehr gedachte: Theo Datz, Robert Hamann, Ulrich Löhle, Klaus Schnitzlein, Hanspeter Schreyer, Josef Zimmermann und Günther Otto. Dem Jahresbericht der Jugendfeuerwehr duch Andreas Seitz, welcher auf mannigfaltige Aktivitäten und einen großen Aufschwung an Nachwuchs unter den „Löschlöwen’ hinwies, folgte Oechsle‘s ausführlicher Bericht zum Einsatzgeschehen mit einer „seit 161 Jahren noch nie dagewesenen Rekordmarke von 263 Einsätzen“. Radolfzell sei zwar von großen Bränden verschont geblieben, aber „3 bis 4 kleinere Einsätze pro Tag“ bei Bränden und technischen, auch überörtlichen Hilfeleistungen bei Unfällen, Überflutungen und der Gefahrstoffabwehr sowie bei Wasserrettungen gemeinsam mit der DLRG gehörten zur stolzen Bilanz.
Zwei neue Flaggschiffe
Mit 382 Mitgliedern, darunter 218 Aktiven, 91 Senioren und erfreulicherweise 71 jungen Mitgliedern hoffe er auf weiteren Nachwuchs, für den ein Extra-Einsatzfahrzeug angeschafft worden war. „Zwei neue Flagschiffe“ für den Groß-Einsatz konnte Oechsle bei der Schlüsselübergabe aus den Händen von OB Gröger und Bürgermeisterin Laule bereits entgegennehmen, worauf die Ausbildung an den neuen Fahrzeugen erfolgte. Lehrgänge wurden ebenfalls unter erschwerten Bedingungen durchgeführt, wofür sich Oechsle ausdrücklich bedankte, dito bei den hauptamtlichen Werkstätten.
Stehende Ovationen
Stolz sei man auch auf den neuen Liegeplatz für das Löschboot am Hafen und die wichtige Brandschutzerziehung von immerhin 263 Kindern. Unter herzlichem Beifall gab es Beförderungen für Philip Hildebrand und Fabian Merk sowie Zugführer-Ernennungen für Alex Riechert, Urs Broßart, Markus Blender, Ralf Wiedemann und Daniel Hainke. Stehende Ovationen galten Ehrenmitglied, Hauptbrandmeister und bislang stellvertretendem Kommandanten Michael Blender zur Verabschiedung. Seit 52 Jahren aktiv, gilt er als „das Gesicht“ der Radolfzeller Feuerwehr im Landkreis. Die Verabschiedung des seitherigen Kommandanten Helmut Richter nach über 33 Jahren wird aufgrund eines privaten Termins erst späterhin im Milchwerk begangen.
Großen Respekt
OB Gröger zollte der Freiwilligen Feuerwehr in seinem Grußwort „großen Respekt für das Engagement und die Bereitschaft zum ganz großen Dienst für die Gesellschaft und unsere Stadt“ - er sei „froh, OB einer Stadt zu sein, die eine so tolle Feuerwehr hat“. Kommandant Tobias Oechsle kündigte - neben einer öffentlichen Feuerwehrübung zum Hausherrenfest - die Beschaffung weiterer Einsatzfahrzeuge an, verwies aber auch auf akute Auslieferungsprobleme der Hersteller. Kreisbrandmeister Andreas Egger konnte immerhin die kreisweite Einführung „im Uhrzeigersinn“ der „Digitale Alarmierung“ ankündigen und weiß aus eigener Anschauung und aus Singen, „dass es funktioniert“ - und erhofft sich dies auch für den „Digitalen Funk“. Ein geselliges Beisammensein der Einsatzabteilungen Böhringen, Güttingen, Liggeringen, Markelfingen, Möggingen, Radolfzell und Stahringen rundete eine gelungene Sitzung ab.
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
Kommentare