Weibsbilder Latenight
Die Narrizella-Weiber über Enten, Hühner und andere schräge Vögel

Zum Glück für die sehr "durstige" Lisbeth (rechts, Jutta Graf) hatte Antje Groll (links) ein paar Fläschchen Hochprozentiges dabei. | Foto: Anja Kurz
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Radolfzell. Martini spielt für die Narrizella als Mitglied der Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) nur unwesentlich eine Rolle. Wichtig als Stichtag ist für die meisten VSAN-Zünfte eigentlich der 6. Januar. Eigentlich. Denn als traditioneller Termin für die Weibsbilder Latenight der Narrizella-Damen ist der 11. November auch in Radolfzell als Einstimmung auf die Fasnet dick rot im Kalender markiert.

Mehr Bilder von der Latenight gibt es hier in der Bildergalerie:

Narrizella-Weiber erobern sich die Milchwerk-Bühne

Stumme Moderation

Erfrischend und schon selbst ein Highlight war die stumme, aber trotzdem treffsichere und unterhaltsame Anmoderation in kleinen Sketches von Elsa Santinho-Reiser als "Zilli Zeller Göre". Schon vor dem offiziellen Beginn schlummerte sie im Bett auf der Bühne, ehe der Fanfarenzug der Narrizella sie mit ihrem "Lärm" immer wieder aus den Federn holten. Egal ob mit der Flöte beim Beschwören einer Schlange, als Barbie-Puppe oder zum Finale der Veranstaltung nicht mehr ganz so "Zilli" als Sängerin am Mikrofon führte Santinho-Reiser durch das abendliche Programm.

Narrizella-Präsident Martin Schäuble bei der Begrüßung | Foto: Anja Kurz
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Eine Begrüßung der Gäste ließ sich Narrizella-Präsident Martin Schäuble nicht nehmen. Und so hieß er die Menschen im fast vollbesetzten und neugestalteten Milchwerk-Saal willkommen. Neu ist beispielsweise die per Tablet steuerbare Bühnentechnik, die selbstverständlich auch gleich demonstriert wurde. "Was ein paar Hunderttausend Euro ausmachen", legte Schäuble als kleinen, verbalen Fingerzeig hinterher. Besonders bei dieser Latenight sei, dass sie als letzter fastnächtlicher Termin im Kalender von 2024 steht, weil das Schlachtfest in diesem Jahr vorverlegt wurde. Bis zum Schmotzigen, der 2025 sehr spät am 27. Februar sein wird, sei also viel Zeit, die Zeller Fasnet vorzubereiten.

Hypochondrie und Narrentreffen-Flirt

Im Anschluss an eines der Intermezzi, mit denen die Narrenmusik die Wartezeiten zwischen den Auftritten überbrückten, stiegen die beiden "Flugenten" Karin Vögele und Mareen Bromma in das offizielle Programm ein. Als stark hypochondrisches und überdenkendes "Vögele" strapazierte erstere die Geduld ihrer Flugbegleitung stark, verlor sich in panischen Eskapaden um Flugzeugtriebwerke und Herzinfarkte beim Fliegen, woraufhin Bromma stumpf erwiderte: "Unten hättest du auch keine Chance. Das Krankenhaus ist geschlossen." Wie die lauthals herausgequackte Panik sichtlich die anfangs so gelassene und rationale Begleiterin ansteckte, fand sich in dem Dialog durchaus auch ein Lehrstück.
In die "Fasnet aus weiblicher Sicht" begleiteten die ZuschauerInnen anschließend Barbara und Lioba Drosdek, Ulrike und Xenia Martin, sowie Antje Groll und Loretta Karrer. Neben der Vorbereitung auf die Narrentreffen schilderte Barbara Drosdek hier auch ihr Leiden. "Ein Narrentreffen, das ist lustig", sang sie, die Gitarre im Arm. Aber "wenn man gern allein ist, ist der Spaß nicht ganz so groß." Auch um den gelegentlichen Flirt bei den Treffen ging es, allerdings mit einem "Nein" zu den großen Gefühlen.

Nach dem "Schleiertanz" der Sirenas (Lilith Steinhilber, Ann Class, Antje Sievert, Sandra Streicher, Michéle Kleiber) eröffneten Chiara und Elke Lüber mit ihrem Gespräch über das Generationen-Gebiss vollkommen neue Möglichkeiten für die Zukunft. Denn mal ehrlich: Warum teures Geld für mehrere Gebisse zahlen, wenn man sich in der Familie auch einfach eines Teilen kann? Die Spekulationen von Elke Lüber als Margot reichten gar so weit, dass die Kiefer der Nation für ein universelles Gebiss nach "Euro-Generationen-Norm" vorbereitet werden. Warum sonst sollten heutzutage alle Zahnspangen tragen?
Der anschließende "Tango" von Sängerin Ines Ende sowie Christine Schünemann und Nicolin Janker setzte dann einen Punkt vor der Halbzeit-Pause.

In ihren Solo-Sketch ist Christine Schünemann "auf den Hund gekommen". | Foto: Anja Kurz
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Eine denkbar umstrittene Meinung vertrat Marlies Reinig in ihrem Wohnmobil-Urlaubsbericht unter dem Titel "Hör mir auf mit Camping". Dem um sich greifenden "Wohnmobil-Fieber" könne sie gar nichts abgewinnen, machte Reinig anhand ihrer Einträge ins Reisetagebuch klar. Mit dem Gefährt der Wahl, von ihrem Gatten "Dicke Berta" getauft, habe die Chemie von Anfang an nicht gestimmt. Und das sollte sich angesichts schlafloser Nächte auch im Laufe der Reise nicht mehr enden.
Von "Durstig" zu "Einen über den Durst getrunken", schaffte es Darstellerin Jutta Graf als Lisbeth in nur fünf Minuten auf der Bühne. Loretta Karrer, Antje Groll und Sina Gnauk wollten sich dabei als Ersthelfer für den scheinbaren medizinischen Notfall beweisen. Aber gerade als der mühsam erreichte Krankenwagen nahte, verabschiedete sich Lisbeth mit einem "La-Lü-La-La" schwankend von der Bühne.

Nachdem die Showtanzgruppe Elements aus Möggingen zeigte, dass sie "Not your Barbie" sind, ging es mit Jutta Graf als Vogelkundlerin auf einen Grundkurs durch das Biotop Markelfinger Winkel. "Gefragt hat man uns zwar nicht", kommentierte sie diese Entscheidung, machte aber aus der Not eine Tugend. Und von Buchfink über die "sehr nachtaktive" Bordsteinschwalbe, das Blinde Huhn - das doch ein (hochprozentiges) Korn fand - bis hin zu Schluckspecht und Schnapsdrossel flatterten einige schräge Vögel über die Bühne. Die meisten davon machte Graf allerdings im Saal aus. Den Abschluss des Abends machte der Dank an die Mithelfenden und die Sponsoren durch die Hanselemodder Sandra Hain.

Das blinde Huhn (Sina Gnauk) und sein Korn. | Foto: Anja Kurz
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Autor:

Anja Kurz aus Engen

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