Holocaust-Gedenken zum 75. Jahrestag der Auschwitz-Befreiung
Die Erinnerung wach halten
Radolfzell. Rund 90 Personen waren der Einladung der Jungen Union am Montagabend gefolgt um auf dem Seetorplatz an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Holocausts teilzunehmen. Anlass des Gedenkens war der 75. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch sowietische Truppen. Zudem jährt sich 2020 die »Oktoberdeportation« der Badischen und saarpfälzischen Juden zum 80. Mal.
Prof. Dr. Jürgen Klöckler, der Leiter des Konstanzer Stadtarchivs schilderte auf eindrückliche Weise die Geschichte der Gräueltaten, die sich im Oktober 1940 hier in der Region ereigneten. Am »Laubhüttenfest«, einem jüdischen Feiertag erfolgte die Deportation von 108 Juden aus Konstanz, sowie ihrer Glaubensbrüder und -schwestern aus Bohlingen, Gailingen, Hilzingen, Radolfzell, Randegg und Wangen. »Die Polizei gab den zuvor nicht informierten Menschen lediglich zwei Stunden Zeit, maximal 50 Kilo Gepäck und höchstens 100 Reichsmark einzupacken«, so Klöckler.
In den Bahnhöfen von Konstanz, Singen und Radolfzell wurden die Menschen in Sonderzüge Richtung Frankreich gesetzt. Die als »Wehrmachtstransporte« deklarierten Personenzüge hatten das Ziel das KZ Gurs im äußersten Südwesten Frankreich, wo die Menschen in einem Internierungslager eingesperrt wurden, so die Schilderung Klöcklers. Im Sommer 1942 wurden dann fast 4.000 Lagerinsassen aus Gurs in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Unter ihnen »mindestens 150 Juden aus dem heutigen Landkreis Konstanz. Unmittelbar nach der Ankunft an der berüchtigten Rampe wurden sie »selektiert« und die allermeisten sofort mittels Zyklon B ermordet«, schilderte Klöckler das Schicksal der deportierten Menschen.
»Wir sind die letzte Generation, die mit den Opfern des Holocausts in Kontakt treten können. Daraus erwächst unsere Verantwortung«, betonte Levin Eisenmann, der Vorsitzende der Jungen Union im Landkreis Konstanz im Hinblick auf die Bedeutung der Erinnerungskultur. Bürgermeisterin Monika Laule pflichtete ihm bei. »Unsere Erinnerungskultur droht zu bröckeln, weil immer mehr Zeitzeugen sterben und Antisemitismus noch immer ein Thema ist«, befürchtet sie und mahnt deshalb: »Vergessen ist gefährlich«.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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