Heiß diskutierter Bürgerdialog in Güttingen
Das "Juwel" Buchenseebad soll geöffnet bleiben
Radolfzell-Güttingen. Es liegt den Güttinger BürgerInnen sehr am Herzen, ihr Buchenseebad. Dies zeigte auch das große Interesse am Bürgerdialog hierzu am 21. November in der Berthold-Wiggenhauser-Halle, worin ausgiebig über die Zukunft des Bades diskutiert wurde.
Gemeinsam mit Ortsvorsteher Martin Aichem, OB Simon Gröger und der Leiterin des Dezernats für Nachhaltige Stadtentwicklung und Mobilität, Angelique Augenstein, bekam die Bürgerschaft einen Einblick, wie man in Zukunft mit dem Bad, das in diesem Sommer zeitweise aufgrund einer fehlenden Badeaufsicht schließen musste, umgehen möchte. Mit Prof. Dr. Torsten Heilshorn von der Freiburger Anwaltskanzlei HME hätten die BesucherInnen zudem einen Einblick in die rechtliche Situation erhalten, dieser konnte jedoch aufgrund des starken Schneefalls leider nicht da sein.
Schließung soll verhindert werden
"Es ist ein ernstes Thema in einem wirklich besonderen Jahr", merkte Gröger zu Beginn an. Trotz mehrerer Ausschreibungen habe man bisher noch keinen Pächter sowie eine Badeaufsicht für die nächste Saison gefunden. Zudem war bei vielen potenziellen Badeaufsichten bei einer Run-Swim-Run Übung der DLRG die notwendige Fitness nicht ausreichend. "Auf diese Situation im Zeitraum der Europawahl waren wir nicht vorbereitet", erläuterte Gröger. "Jedoch", so der Rathauschef, "haben wir die klare Prämisse, dass das Bad offen bleiben soll". Eine Schließung müsse dringend verhindert werden.
Hierzu habe man, nach intensiver Beratung mit dem Arbeitskreis (AK) Bäder und dem Anwalt, drei Varianten ausgearbeitet, die im Folgenden von Angelique Augenstein vorgestellt wurden. "Gerade bei Naturbädern haben wir als Stadt eine gewisse Kontrollpflicht zu erfüllen", so Augenstein. Die erste Variante sieht den Erhalt des Buchenseebads als Naturbad vor, wofür ihr zufolge nach aktuellem Stand jedoch zwei Vollzeitkräfte notwendig wären. Dies gestalte sich aufgrund der Tatsache, dass solches Personal aktuell schwer zu bekommen sei, als schwierig.
Badestelle als aktuell beste Option
Die zweite Variante sieht die Beauftragung einer externen Firma vor, wofür zwar keine Pacht anfalle, die Kontrollpflicht jedoch weiterhin gegeben sei. Variante drei beinhaltet die Umwandlung in eine Badestelle, wofür infrastrukturelle Änderungen wie die Entfernung des Stegs, der Gastronomie, der Boje oder auch der Umkleiden erforderlich seien. "Dies hätte jedoch den Vorteil, dass Sie das Bad weiter jederzeit uneingeschränkt, jedoch auf eigene Gefahr nutzen könnten", erklärte Angelique Augenstein den BürgerInnen.
Auch wenn man, wie Gröger und Martin Aichem an diesem Abend betonten, alles daran setze, um einen geeigneten Pächter zu finden, der die Badeaufsicht ordnungsgemäß erfülle, sehe auch der AK Bäder die letzte Lösung als die beste an, wie deren Mitglied Andrea Gnann betonte. "Sie haben hier ein Juwel, das auch aufgrund seiner guten Wasserqualität oft auch von Leuten von außerhalb stark besucht ist." Gerade aufgrund des Aspekts, dass es allein vier bis fünf Personen am Buchenseebad benötige, um über den Sommer zu kommen, sei für sie die Umwandlung in eine Badestelle die beste Alternative. So würden hierbei neben den wegfallenden Parkgebühren auch rechtlich wie finanziell keine Probleme entstehen. Auch Derya Yildirim, Pächterin des Steißlinger Sees sowie Mitglied des AK Bäder, sprach sich hierfür aus. "Wichtig ist, bei mehr Selbstverantwortung und mehr Benutzungsfreiheit jederzeit an den See kommen zu können."
Unbefriedigende Situation
In der anschließenden Diskussionsrunde stellte ein Bürger die Frage, ob man das Buchenseebad nun als Natursee oder Bad betrachte. Eine weitere Bürgerin forderte die ganzjährige Anbringung von zwei Rettungsringe in Sichtweite. Die Nichtschwimmerabgrenzung, so Angelique Augenstein zu einem weiteren Anliegen der Bürgerin, müsse bei einer Umwandlung zur Badestelle weichen. "Es ist definitiv eine unbefriedigende Situation", äußerte sich OB Gröger, der wie Augenstein ebenfalls auf potenzielles Todesrisiko bei einer Badestelle hinwies. "Selbst wenn eine Badeaufsicht da wäre, würde dies 15 Minuten dauern, bis wir bei der Person wären", erläuterte der sich im Publikum befindende Daniel Schüle von der DLRG Radolfzell. In diesem Fall könne man dann nur noch bergen. "Die meisten Badeunfälle", so Schüle, "tragen sich in unbewachtem Gewässer zu."
Das Anliegen von einigen Bürgern, dass man den See zu gewissen Uhrzeiten von einer Badestelle zu einem Naturbad umfunktionieren könne, gegebenenfalls mit Beibehaltung der Parkgebühren, sowie eine Badeaufsicht zu Ferienzeiten ohne Kiosk, werde man laut Simon Gröger juristisch prüfen und damit gemeinsam mit Torsten Heilshorn in den Gemeinderat gehen, wo dieser seine Ausarbeitungen vorstellen soll. Bei den Änderungen der Infrastruktur wies Angelique Augenstein darauf hin, dass dies lediglich Empfehlungen auch von den Anwälten seien und man gerne nochmal prüfe, inwiefern eine Beibehaltung bestimmter Dinge wie dem Steg, der laut eines Bürgers ja wie am Mindelsee als Beobachtungssteg erhalten werden könne, oder die für Senioren notwendigen Treppen zum Einstieg möglich seien. Man möchte, so Simon Gröger, bis zum Saisonbeginn 2025 eine passende Lösung für das Buchenseebad gefunden haben.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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