Kandidatenvorstellung in Moos vor über 700 interessierten Bürgern
Das große kommunalpolitische Säbelrasseln blieb aus
Moos. Feuer kam bei der Kandidatenvorstellung in Moos am vergangenen Montagabend nur kurz auf, als ein wenig Staub auf einem der Strahler unter der Decke des Bürgerhauses zu qualmen beginn. Ansonsten blieb das große Säbelrasseln der fünf Kandidaten Jens Gerber, Patrick Krauss, Moritz Görgner, Tom Krug und Bettina Popanda aus. Vielmehr war der erste gemeinsame Wahlkampfauftritt der Bewerber um die Nachfolge von Peter Kessler als Mooser Rathauschef geprägt von Harmonie. Dass es sich bei der bevorstehenden Wahl am 18. November dennoch um eine richtungsweisende handelt, verdeutlichte das enorme Zuschauerinteresse: Mehr als 700 interessierte Bürger fanden sich ein, um sich ein besseres Bild von den Kandidaten zu verschaffen. Amtsinhaber Peter Kessler, der auch gleichzeitig Vorsitzender des Wahlkomitees ist, zeigte sich mit der Resonanz zufrieden, rief die Mooser Wahlberichtigten aber auch auf von ihrem Wahlrecht gebrauch zu machen. »Motivieren Sie auch Ihre Nachbarn, die heute nicht den Weg ins Bürgerhaus gefunden haben«, betonte Kessler.
Kandidat Jens Gerber (30 Jahre) trat entsprechend der Reihenfolge der eingegangenen Bewegungen als Erster ans Rednerpult. Elegant und eloquent betonte er, dass er seine ganze Kraft zum Wohle der Höri-Gemeinde einsetzen werde. »Ich will hier in Moos Heimat gestalten«, sagte Gerber. Die gute Finanzlage der Gemeinde solle unter ihm als Bürgermeister auch weiterhin stabil bleiben, denn Geld haben, komme auch von Geld behalten. »Dadurch sichert sich die Gemeinde ihre Zukunftsfähigkeit«, so Gerber weiter. Auf seiner Priorisierung stehen die Aufwertung des Hafens, die Fertigstellung der neuen Sporthalle, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum für Familien, die Verbesserung der ärztlichen Versorgung und der Ausbau der Breitbandverbindung sowie des Handyempfangs. Klar Stellung bezog er auch zur neuen Sporthalle: Hier sei die Entscheidung getroffen worden und diese gelte es nun für alle Mooser Sporttreibenden bestmöglich umzusetzen. »Es geht schließlich nicht nur darum, die Halle zu bauen, sondern sie auch mit Leben zu füllen«, sagte Gerber.
Patrick Krauss (36 Jahre) eröffnete, dass es ein tolles Geburtstagsgeschenk gewesen sei, im Sommer aus der Zeitung zu erfahren, dass die Möglichkeit Bürgermeister von Moos zu werden (bedingt durch den Abschied von Amtsinhaber Peter Kessler) vier Jahre früher kam, als erwartet. Er wisse, dass die Fußstapfen des scheidenden Rathauschef groß und tief seien, aber er scheue die Aufgabe nicht, obwohl er in Moos aufgrund der guten Arbeit der bisherigen Gemeindespitze und des Gemeinderates erst einmal keine weiteren großen Invetsitionen sehe. Vielmehr solle das bereits begonnene zukunftsfähig abgeschlossen werden. Vor allem beim Thema Wohnraumbeschaffung hat Krauss klare Vorstellungen: Erst die Baulücken in Moos und den Ortsteilen schließen. »Wir müssen uns hier am Bedarf und den Geldbeuteln der Familien orientieren«, so Krauss. Bei der Digitalisierung hänge Moos weit hinter vergleichbaren Gemeinden hinterher. Hier will Krauss ansetzen, um die vielen Bereiche ohne Empfang oder Internet zu minimieren. »Moos muss endlich im digitalen Zeitalter ankommen.« E-Mobilität ist ebenfalls ein Thema auf seiner Agenda: Ihm schwebe ein E-Mobil-Sharingsystem und der Ausbau von E-Tankstellen gerade in den Ortsteilen vor.
Moritz Görgner, oder wie er sich selbst bezeichnete, »einfach nur Kandidat Drei«, ist nach eigenen Angaben einer aus Moos für Moos. »Ich stelle mich zur Wahl, weil jede Entscheidung, die in der Gemeindeverwaltung getroffen wird, auch mich und meine Familie betrifft«, erklärte der in Moos wohnhafte 28-Jährige. Er wolle mit Ehrlichkeit und Transparenz eine Balance in der Gemeinde schaffen. Moderat sollen seine Veränderungen sein, oder wie er es formulierte: Entwicklung mit Augenmaß. Ihm schwebe nicht vor, aus Moos eine 5.000-Einwohner-Gemeinde zu machen, obgleich er die Wohnraumnot erkannt habe. Ihr soll durch eine moderate Höhenentwicklung bei Bauvorhaben entgegengewirkt werden. Auch beim Breitbandausbau will Görgner ansetzen, aber er wolle auch die Kleinigkeiten, die den Mooser Bürgern das Leben erleichtern, nicht außer Acht lassen, wie etwa eine Bushaltestelle an der Grundschule in Weiler. »Ich will Ihre Ziele zu meinen, zu unseren machen«, betonte Görgner. Eine gesicherte Ganztagesbetreuung will er in etwa bewerkstelligen, durch verlängerte Öffnungszeiten und Investitionen in mehr Personal.
Tom Krug schuf bei seiner Rede eine Zukunft von Moos, wie er sich die Gemeinde unter seiner Regie als Bürgermeister im Jahre 2026 vorstellen würde. Dabei hat der 39-Jährige klare Vorstellungen und Ziele benannt, um gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Bürgern ein florierendes Moos zu realisieren - dabei beförderte er den jetzigen Amtsinhaber Peter Kessler sogar kurzerhand zum Kulturbeauftragten für die vordere Höri. Moos könnte nach Krugs Ansicht durch ein neues Mehrgenerationenhaus glänzen, Weiler wieder seine schmerzlich vermisste Gastronomie bekommen, Dorfläden würden für die Nahversorgung sorgen, Bremsstellen an den Ortsdurchfahrten sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, Fachärzte haben sich wieder in Moos angesiedelt, eine neue gegründete Baugenossenschaft sorgt für entsprechenden Wohnraum und der Fuhrpark der Gemeinde sowie das Auto des Bürgermeisters fährt elektrisch. »Die Wähler sind die Personalabteilung der Gemeinde. Seien Sie offen für Neuerungen«, rief Krug den Moosern Wahlberechtigten zu.
Als einzige Frau machte Bettina Popanda (53 Jahre) deutlich, dass sie als Bürgermeisterin »mit und für die Menschen in Moos arbeiten wolle«. Der Haushalt solle möglichst stabil gehalten werden, ohne aber die dringend notwendigen Investitionen zu vernachlässigen. Vor allem die Stärkung des Ehrenamtes in den 33 Vereine in Moos liege ihr am Herzen. Dazu zähle natürlich auch die Umsetzung der neuen Sporthalle. Im Kindergarten will sie beim Ausbau der U3-Plätze anpacken, diese seien »unerlässlich«. »Jedem Kind muss ein Platz gewährleistet werden«, so Popanda. Bei der Entwicklung von Industrie und Wohnraum räumte sie ein, dass der Umweltschutz nicht außer Acht gelassen werden dürfe - vielmehr müsse hier ein Konsens erzielt werden. Bei der Schaffung von Wohnraum wolle sie verstärkt Raum für ein oder zwei Personen umsetzen. Dies ergebe sich ihren Angaben nach aus dem bestehenden Bedarf. In Sachen Verkehrsführung sicherte sie den Moosern zu, dass man bald wieder »sicher über die Mooser Straßen« werde gehen können. »Ich leite, gestalte und fördere mit meinem ganzen Herzblut. Es liegt an den Bürgern von Moos, ob ich hier gebraucht werden«, sagte Popanda.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
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