Sanierungsarbeiten weit umfangreicher / Dachstuhl hat sich abgesenkt
»Böse Überraschungen« für das Münster
Radolfzell. Um eigentlich im »Fachjargon« zu bleiben, hätte man von einer Hiobsbotschaft sprechen müssen - doch ganz soweit wollte Michael Hauser dann doch noch nicht gehen. Und dennoch kam der Radolfzeller Stadtpfarrer im Gespräch mit dem WOCHENBLATT nicht umhin, die Erkenntnisse als »böse Überraschungen« zu bezeichnen. Denn die Sanierung des Münsters wird deutlich umfangreicher und damit teurer als zuerst vermutet.
Nachdem man eigentlich mit der Umsetzung des neuen Beleuchtungskonzeptes starten wollte, hat das Denkmalamt dieses Vorhaben erst einmal gestoppt. Der Grund hierfür: Die angeordneten Untersuchungen von Bauphysiker Klaus-Jürgen Edelhäuser haben ergeben, dass sich Teile des Dachstuhles des Hauptschiffes um bis zu acht Zentimeter abgesenkt haben. »Da müssen wir zuerst ran«, erklärte Stadtpfarrer Hauser. Er sprach davon, dass an diesen Mängeln wohl unsaubere Sanierungen der Vergangenheit schuld tragen würden. Demnach liegen die geplanten Sanierungen rund um die Beleuchtung erst einmal auf Eis. Der Dachstuhl hat Vorrang.
Das Problem bei den bevorstehenden Arbeiten sind die Kosten: Diese können nach Angaben von Hauser derzeit noch nicht beziffert werden. Er selbst rechne mit einem Kostenvolumen zwischen drei bis vier Millionen Euro. Feststeht nur, dass es nicht bei den bisher eingeplanten Summen bleiben werde.
Neben der finanziellen Unterstützung durch den Münsterbauverein rechnet Hauser mit weiteren Zuschüssen vom Erzbischöflichen Ordinariat und von der Stadt Radolfzell. Zudem wird sich Hauser um weitere Zuschüsse vom Landesdenkmalamt sowie aus dem Breisgauer Religionsfonds bemühen. »Das Münster hat weit über die Stadtgrenzen hinaus eine überregionale Bedeutung«, hofft Hauser auf eine positive Rückmeldung.
Wie er weiter ausführte, sehen die Verantwortlichen des Münsters nun eine vierteilige Bauphase vor: In der ersten Phase werde das Münster mit dem Saugstrahlverfahren gereinigt. Zeitgleich soll die Beleuchtung im Chorraum erneuert werden. Allein für diese Maßnahmen belaufen sich die Kosten auf 800.000 Euro. Die Sanierungsarbeiten sollen noch in diesem September beginnen und voraussichtlich bis April 2019 andauern.
Während die Arbeiten in der ersten Bauphase eher im »Verborgenen« stattfinden, werden sie in der zweiten Bauphase sichtbar, wie Hauser erklärte, denn das Münster wird außen und innen eingerüstet, damit die Barockdecke statisch gesichert werden könne. Derzeit geht Hauser davon aus, dass diese Arbeiten rund ein dreiviertel Jahr dauern werden, aber er sichert schon jetzt zu: »Den Gottesdienst werden diese Arbeiten nicht beeinflussen.« Das von Lichtkünstler Charles Keller ausgearbeitete Beleuchtungssystem soll in der zweiten Bauphase endlich umgesetzt werden.
Die Bauphasen 3 und 4 beschäftigen sich dann mit dem Abrüsten und der Installation der Beleuchtung in den Seitenschiffen beziehungsweise mit der Reinigung und der Restaurierung der Altare und der Bilder.
Trotz der bösen Überraschungen, das Hausherrenfest wird trotz der Arbeiten stattfinden können. »Uns wird etwas einfallen«, verspricht Pfarrer Hauser.
- Matthias Güntert
Autor:Redaktion aus Singen |
Kommentare