GETEC Wärme & Effizienz GmbH als Betreiber für das Energienetz des geplanten klimaneutralen Gewerbegebiets beauftragt
»Blurado« kann kommen
Radolfzell. Direkt in der Nachbarschaft des Gewerbegebiets Nord soll es ab 2021 entstehen, kündigte die Stadtverwaltung Radolfzell vor Kurzem an: das neue Gewerbegebiet »Blurado«, den klingenden Namen hat das Projekt, weil es das erste klimaneutrale Gewerbegebiet Deutschlands sein soll.
Das heißt, die ganze Energie die verbraucht wird, soll direkt vor Ort auch erzeugt werden. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Umsetzung dieses Pilotprojekts war die Suche nach einem Betreiber für das Energienetz. Nachdem es hierbei zunächst zu Verzögerungen gekommen war, lagen zuletzt drei Angebote von »sehr namhaften Energieversorgern« vor, wie die Pressestelle der Stadt Radolfzell im Vorfeld der letzten Gemeinderatssitzung verlautbarte.
Inzwischen wurde im Gemeinderat die Entscheidung getroffen, die Magdeburger Firma GETEC Wärme & Effizienz GmbH als Betreiber zu beauftragen.
Agrothermie nutzbar machen
Ein Schlüsselpunkt bei der Umsetzung des Projekts ist neben Photovoltaik zur Stromerzeugung die sogenannte Agrothermie. Dabei werden etwa zwei Meter unter der Erdoberfläche Erdwärmekollektoren in benachbarten Acker- und Wiesenflächen verlegt. Diese Kollektoren nutzen die Temperaturverhältnisse des Bodens und liefern den Gewerbebetrieben die Wärme im Winter und über sogenannte Temperaturrückführung auch Kälte zur Gebäudeklimatisierung im Sommer.
Die Verlegung der Agrothermiekollektoren stelle einen minimalen Eingriff in das Bodengefüge dar und habe somit geringere Auswirkungen auf die heimische Tier- und Pflanzenwelt als beispielsweise extreme Wetterschwankungen. Mit wiederkehrenden Messungen verschiedener Parameter werden mögliche Veränderungen im Boden überwacht, heißt es dazu in einer Erklärung der Stadtverwaltung.
Zwei Optionsverträge geschlossen
Es gibt allerdings auch kritische Stimmen zum Projekt, so ist etwa Stadtrat Siegfried Lehmann von der Freien Grünen Liste (FGL) der Meinung, dass der geplante Standort eigentlich nicht der Richtige ist für so ein Projekt, auch wenn er natürlich den grundsätzlichen Ansatz eines klimaneutralen Gewerbegebiets befürworte, wie er im Gespräch mit dem WOCHENBLATT betonte. Zudem habe er die Befürchtung, dass die hohen Grundstückspreise viele Firmen abschrecken könnten. OB Martin Staab sieht das Projekt hingegen auf einem Erfolgsweg.
»Wir wissen, dass sich in einem so umweltbewussten Gewerbegebiet neue Firmen ansiedeln werden. Vor allem Firmen mit nachhaltigem Geschäftsmodell können den Clean Energy Park als Alleinstellungsmerkmal und für die Marketingstrategie nutzen. Dass das Konzept aufgeht, zeigen die Anfragen der Unternehmen, die sich dort ansiedeln wollen«, so Staab.
Laut einer Information aus der Stadtverwaltung haben »zahlreiche« Unternehmen Interesse an den Grundstücken bekundet. Zwei Optionsverträge für Grundstücke wurden durch den Gemeinderat bereits beschlossen. Ein dritter werde derzeit verhandelt.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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