Angeregte Diskussion über die Zukunft der Mettnau-Kur
An der Zentralisierung scheiden sich die Geister

Bürgerforum Bauen Radolfzell | Foto: Die Referenten des Diskussionsabends: Gerald Thom, Brigitte Pucher, Dagmar Hirt, Heinz Küster und Peter Schubkegel. swb-Bild: dh
  • Bürgerforum Bauen Radolfzell
  • Foto: Die Referenten des Diskussionsabends: Gerald Thom, Brigitte Pucher, Dagmar Hirt, Heinz Küster und Peter Schubkegel. swb-Bild: dh
  • hochgeladen von Redaktion

Radolfzell. Für reichlich Diskussionsstoff sorgte die geplante Zentralisierung der Mettnaukur nicht nur in der jüngsten Gemeinderatssitzung, sondern auch bei einem Bürgergespräch in der vergangenen Woche. Das Bürgerforum Bauen Radolfzell (BBR) hatte zu diesem Gespräch unter dem Titel »Zentralisierung der Mettnau-Kur – Chancen und Risiken« eingeladen und über 80 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren gekommen. Darunter auch Gemeinderäte und Mitarbeiter der Mettnau-Kur. Peter Schubkegel vom BBR betonte, was die Reha-Einrichtung für einen außerordentlich guten Ruf in ganz Deutschland hat. Dieser basiere seiner Meinung nach auf den Zwei Faktoren Qualität und Lage. Durch eine Zentralisierung und die damit verbundene neue Bebauung im Bereich der Herrmann-Albrecht Klinik beim Scheffelschlösschen setze man beide Faktoren aufs Spiel, warnte Schubkegel.

Dagmar Hirt referierte über die Auswirkungen der Zentralisierung auf Flora und Fauna. Ihrer Meinung nach passe eine bis zu fünfeinhalbstöckige Bebauung nicht zu dem Bereich um das Scheffelschlösschen. Ganz abgesehen davon handle es sich um ein für viele Tiere »einzigartiges Refugium zwischen Scheffelschlösschen und Therapiegelände«. Auch könne man nicht erwarten, dass die ansässigen Arten alle bleiben, wenn über Jahre hinweg eine riesige Baustelle auf der hinteren Mettnau eröffnet werde. Hirt formulierte zudem die These, dass die schmale Pappelallee dem gesteigerten Verkehrsaufkommen zum Opfer fallen wird.

Auch Gerald Thom vom BBR befürchtet einen Verkehrsinfarkt, wenn sich die Bettenzahl im Bereich der Herrmann-Albrecht Klinik verdreifacht. Peter Schubkegel betonte »Wir sind keine Gegner der Kur. Wir wollen vielmehr eine stabile, auf Dauer profitable Kur«. Bei einer voraussichtlichen Investitionssumme von über 40 Millionen Euro müsse man jedoch ein über viele Jahrzehnte hinweg negatives Gesamtergebnis befürchten.
In den Augen des BBR wäre eine strategische Neuausrichtung der Kur wesentlich sinnvoller als eine Zentralisierung. »Wir müssen uns über das Geschäftsmodell Gedanken machen«, forderte Heinz Küster in seinem Beitrag. Die Exklusivität solle gestärkt werden. Das könnte beispielsweise dadurch geschehen, dass zusätzlich zur Spezialisierung auf Herzerkrankungen, für die die Mettnau-Kur bereits einen hervorragenden Ruf genießt, etwa verstärkt auf Angebote wie Heilen mit der Kraft der Natur oder Reha Angebote für Krebspatienten gesetzt wird. Eine verträglichere Zentralisierung könne zudem durch Zusammenlegung der Kurparkklinik und der Werner-Messmer-Klinik erzielt werden, so der Vorschlag der BBR-Mitglieder.

Die aufgestellten Thesen wurden im anschließenden Gespräch mit den anwesenden Bürgern heiß diskutiert. »Wir brauchen keine neuen Konzepte, sondern funktionierende Gebäude«, betonte etwa ein Mitarbeiter der Kur. Eine andere Mitarbeiterin argumentierte, dass zurzeit auch durch die verteilte Lage der einzelnen Standorte unwirtschaftlich gearbeitet wird. Auch trage diese Lage zu einem erhöhten Verkehrsaufkommen bei, da viele Fahrten zwischen den einzelnen Standorten notwendig seien. Diese würden bei einer Zentralisierung wegfallen. Die Ergebnisse dieser Diskussion wollen die Mitglieder des BBR in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Planung, Umwelt und Technik in dieser Woche vortragen.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.