Radolfzell
"Älter werden geht uns alle an"

Zahlreiche Vereine und Institutionen in Radolfzell trafen sich zum Austausch im Milchwerk und wollen sich künftig besser vernetzten, um ihre Angebote für ältere Menschen leichter zugänglich zu machen. | Foto: Ute Mucha
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Radolfzell. Sie bilden ein gutes Drittel der Radolfzeller Bevölkerung – die Senioren, Rentner und Silver-Ager ab einem Alter von 60 Plus. Eine Zielgruppe, die nach demografischen Berechnungen in den nächsten Jahren ständig zunehmen wird. Wie wollen ältere Menschen in Radolfzell leben? Welche Wünsche und Ansprüche haben sie und was kann die Stadt für ihre Senioren tun, damit sie in Radolfzell altersgerecht und so selbständig wie möglich ihren Lebensabend gestalten können?

Diese und viele weiteren Fragen soll eine städtische Seniorenhilfe klären, die sich derzeit im Aufbau befindet. In Arbeitsgruppen wurden bereits die Schwerpunktthemen "Gesundheit und Pflege", "Digitalisierung", "Wohnen" und "Lebenswertes Radolfzell" behandelt. Bereits umgesetzt ist ein neues Logo zu "Älter werden in Radolfzell". Mehr Informationen für Senioren und eine Wohnberatung sollen als Nächstes folgen, erklärte Petra Ott, Leiterin der Stabsstelle Partizipation und Integration. Sie sieht die Herausforderungen des demografischen Wandels als große Herausforderung an und betonte: "Älter werden geht uns alle an".
Langfristig soll eine Plattform geschaffen werden, die alle Angebote für SeniorInnen von Sport über Kultur bis hin zu Wohnen, Freizeit und Unterstützung der Angehörigen beinhaltet, diese koordiniert und für alle leicht zugänglich macht. Dabei müssen auch innerhalb der Altersgruppe ganz unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse berücksichtigt werden. "Die Altersspanne reicht von 60 bis 100 Jahren. Viele Senioren stehen heute mitten im Leben und wollen daran teilhaben, andere benötigen Hilfe und Unterstützung", weiß Petra Ott.

Vernetzt älter werden in Radolfzell

Dies bestätigte auch Stadträtin Gisela Kögel-Hensen, die als Stellvertreterin von Oberbürgermeister Simon Gröger vergangene Woche ein Treffen eröffnete, in dessen Rahmen verschiedene Institutionen und Vereine ihre Angebote für ältere Menschen unter dem Titel "Vernetzt älter werden in Radolfzell" vorstellten. Mit dabei waren unter anderem der Pflegestützpunkt des Landkreises, dessen Leiter Denis Kleinmann unmissverständlich feststellte: "Pflege ist unsexy". Gerade deshalb sei es wichtig, die Angebote für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bekannter zu machen.

Der Pflegestützpunkt bietet neben der Beratung zur Pflege und über passende Einrichtungen auch einen Besuchsdienst mit ehrenamtlichen Pflegelotsen an. Denn Einsamkeit sei gerade bei älteren Menschen ein großes Thema, wie Pflegelotsin Christine Greuter betonte. Der Grund dafür liegt oft in veränderten Familienstrukturen, wenn die Kinder und Enkel weggezogen sind oder wenn Radolfzeller BürgerInnen nach Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehren, um hier ihren Ruhestand genießen zu wollen, aber nicht mehr an die Kontakte von früher anknüpfen können. Deswegen sind Angebote für gemeinsame Aktivitäten besonders wichtig, wo neben Sport, Gesang und Spiele auch das Miteinander gepflegt wird.

Verstärkter Fokus

Einen Beitrag dazu leistet unter anderem der Verein "Menschen helfen Menschen" und bietet Gruppen für gemeinsames Singen, Malen und Gespräche im Mehrgenerationenhaus der Diakonie in Radolfzell an. Allerdings hat die Pandemie mit all ihren Einschränkungen ihre Spuren hinterlassen und die Teilnehmerzahlen reduziert. Dies soll sich nun wieder ändern, indem die Angebote für Senioren verstärkt in den Fokus gestellt werden. Diese reichen vom Mittagstisch des Alevitischen Kulturvereins über die aktive Nachbarschaftshilfe im Ortsteil Möggingen, den Kursen der Diakonie für Jung und Alt im Mehrgenerationenhaus, der VdK-Wohnberatung oder Sportkurse, die zahlreiche Vereine in Radolfzell auch für Senioren anbieten, damit diese länger fit bleiben. Für selbstbestimmtes Wohnen im Alter hat der Verein WIR mit dem WiGe-Projekt einen neuen Weg beschritten und auch der Hospizverein Radolfzell, Höri, Stockach und Umgebung nimmt eine wichtige Funktion ein und bietet Begleitung für Schwerkranke, Sterbende, deren Angehörige und Trauernde.

Für all die Vereine und Institutionen gilt, dass sie auf das Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeitenden angewiesen sind, wobei zwischen kostenfreien und kostenpflichtigen Angebote unterschieden werden muss. Doch alle möchten durch eine bessere Vernetzung und mehr Informationen bekannter werden und somit ihre Klientel besser erreichen.

Informationen über Hilfs- und Unterstützungsangebote:
www.lrakn.de/pflegestuetzpunkt/hilfsangebote/unterstuetzungsangebote+im+alltag

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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