Zweite Baustellenbesichtigung Pflegeheim Mettnau
27 Millionen Euro Baukosten: "Wir konnten nur Gegensteuern"

Architekt Georg Schmitz (ganz rechts) erläuterte den Teilnehmenden der Führung die Gestaltung des Innenhofs. Dieser sollte eigentlich deutlich mehr "Grün" enthalten - zum Beispiel eine bewachsene Wand fiel allerdings insbesondere aufgrund des Pflegeaufwands dem "Gegensteuern" zum Opfer. | Foto: Anja Kurz
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  • Architekt Georg Schmitz (ganz rechts) erläuterte den Teilnehmenden der Führung die Gestaltung des Innenhofs. Dieser sollte eigentlich deutlich mehr "Grün" enthalten - zum Beispiel eine bewachsene Wand fiel allerdings insbesondere aufgrund des Pflegeaufwands dem "Gegensteuern" zum Opfer.
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Radolfzell. Wohngruppen, Kurzzeit- und Tagespflege, Café, Frisör, Verwaltung: Der Neubau des Pflegeheims auf der Mettnau soll ein "Alles-in-Einem"-Paket werden. Bei der inzwischen zweiten Begehung gab es einen Einblick in die Baustelle und die überzeugte Prognose: Im September kommt der Umzug.

Das erscheint angesichts der vielen Baustellen und Arbeiten in dem Gebäude noch recht fern, aber sowohl Bürgermeisterin Monika Laule als auch Architekt Georg Schmitz von GMS Architekten aus Isny sind zuversichtlich. "Wir befinden uns auf der Zielgeraden", unterstrich Laule. Der Umzug sollte ursprünglich im Sommer 2023 vonstattengehen. Das neue Heim bietet insgesamt 90 Zimmer aufgeteilt auf sechs Wohngruppen. Des Weiteren gebe es 24 Tages- und sechs Kurzzeitpflegeplätze, letztere seien im Landkreis Konstanz "sehr, sehr rar".

Hotel Pflegeheim

Anstoß zum Projekt Neubau gab die Einzelzimmervorgabe in der Landesheimbauverordnung. Aus dieser Verordnung ergeben sich zudem viele Vorgaben, die den Spielraum für die Ausgestaltung des Pflegeheims durchaus schmälerten. Die Wünsche der zu pflegenden Personen und deren Angehöriger hätten sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. "Heute ist dabei Hotelstandard gefragt", führte die Bürgermeisterin aus. Weniger Anklang fänden heute Pflegeangebote wie die bestehenden in der See- und Poststraße, die eher "heimelig und klein" seien. 

Mehr Details hierzu gibt es im Bericht der ersten Besichtigung:

Pflegeheimbau in schwierigen Zeiten

Diskussionspunkt vor Beginn der Runde durch das Gebäude waren die mächtig gestiegenen Baukosten. Beim Baubeschluss waren diese noch auf 19,23 Millionen Euro geschätzt worden, "das war zum damaligen Zeitpunkt realistisch", erklärte Georg Schmitz. Unter anderem durch die Folgen der Pandemie und des Angriffs auf die Ukraine kletterten diese jedoch auf inzwischen rund 27 Millionen Euro.

Hätte man im laufenden Prozess keine Maßnahmen zum Gegensteuern getroffen, würden die Kosten heute noch höher liegen, betonte Schmitz. "Ich spreche explizit nicht von Einsparen. Wir konnten nur gegensteuern. Preissteigerungen von 200 Prozent können wir nicht in den Maßnahmen abdecken." Etwa sei die Fassade optimiert und das Küchenkonzept überarbeitet worden. Dabei machte der Architekt auch die Gratwanderung deutlich, zwischen der Notwendigkeit, die Kosten ansatzweise zu dämpfen, dabei aber nicht zu sehr die Qualität für die Bewohner zu schmälern: "Wir bauen hier für den Mensch und der Mensch steht im Fokus."

Bei der Besichtigung des Modellzimmers: Georg Schmitz (Architekt von GMS Architekten), Gemeinderat Siegfried Lehmann und Angelique Augenstein (Baudezernatsleiterin). Die Zimmer haben jeweils 16 Quadratmeter. | Foto: Anja Kurz
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Bei der Technik habe man von der längeren Bauzeit profitieren können: Hier wurden zwar keine Kosten gespart, aber es konnte bessere Technik zum gleichen Preis verwendet werden. Das gilt beispielsweise für Photovoltaikmodule auf dem Dach des Gebäudes: Statt ursprünglich 40 bis 60 Kilowatt-Peak (kWp) habe man eine Leistung von 75 kWp erreicht. Insgesamt erfülle das Gebäude den KfW55-Standard, informierte Schmitz.

Auch jetzt noch tägliches Umplanen

Bei den Firmen, die auf der Baustelle arbeiten, gebe es laut ihm ein "großes Spektrum, von 'eins mit Sternchen' bis 'Setzen, acht!' Eine sechs wäre dafür schon zu gut". Beispielsweise nannte er eine Trockenbaufirma, deren Arbeit so katastrophal gewesen sei, dass die zweite Trockenbaufirma keine der Vorleistungen übernehmen wollte. Aktuell komme es täglich dazu, dass Arbeiten aufgrund von Zeitdruck noch an andere Firmen gegeben werden, etwa weil diese schon vor Ort und dazu befähigt sind oder geeignetes Material übrig hatten, wie beim Bau der Loggien geschehen. "Wir müssen Prioritäten setzen und unsere Priorität ist der Umzug im September."

Über das neue Betreuungskonzept informierte Gabriele Schmidt, stellvertretende Pflegedienstleiterin des Hospitals zum Heiligen Geist. Für das Personal soll der Neubau gute Arbeitsbedingungen bieten, um so die Personalgewinnung und -bindung zu stärken. Zur Entlastung der Pflegepersonen würden Alltagshelfer die Bewohnerinnen und Bewohnern bei ihrem täglichen Leben unterstützen. Dadurch könne das Pflegepersonal wieder ihre eigentlichen Aufgaben übernehmen.

Als Projektleiterin des Umzugs berichtete sie auch hier über die aktuellen Planungen: Jeder Bewohner und jede Bewohnerin werde einen Umzugspaten an der Seite haben, der sie dann vom Altbau bis zum neuen Heim begleite. Angepeilt sei aktuell das dritte Wochenende im September, alle Bewohner sollen ihr zufolge an einem Tag umziehen. Eine hierfür angeschaffte Software solle den Prozess unterstützen.

Architekt Georg Schmitz zeigt einen in den Aufzug integrierten Klappsitz für Personen, die schlecht stehen können. Es gibt zwei Bettenaufzüge in dem Gebäude. | Foto: Anja Kurz
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Autor:

Anja Kurz aus Engen

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