Podiumsdiskussion vom 5. Oktober
Weiterhin Fragezeichen über dem Damoklesschwert Chorherrenstift

Viele Meinungen, jedoch kaum Lösungen aus Sicht der Öhninger BürgerInnen gab es bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft des Augustiner Chorherrenstifts am 5. Oktober. | Foto: Philipp Findling
  • Viele Meinungen, jedoch kaum Lösungen aus Sicht der Öhninger BürgerInnen gab es bei der Podiumsdiskussion zur Zukunft des Augustiner Chorherrenstifts am 5. Oktober.
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Öhningen. Es ist und bleibt eine nie enden wollende Geschichte mit dem Augustiner Chorherrenstift in Öhningen. Dies bewies auch die Podiumsdiskussion am Samstag, 5. Oktober, die nicht wenige BürgerInnen enttäuscht zurückließ.

Der Bürgersaal war bis auf den letzten Platz besetzt. Moderiert von Barbara Paul wurde gemeinsam mit Landrat Zeno Danner, den beiden Öhninger Gemeinderäte Michael Otto und Rene Zimmermann, Pfarrer Heinz Vogel als Vertreter der Seelsorgeeinheit Radolfzell-Höri, der Grünen-Landtagsabgeordneten Nese Erikli sowie Hilde von Massow für die Höri Musiktage und den KulturKonvent Öhningen gesprochen. Es sollte eigentlich unter anderem auch über die komplizierten Eigentumsrechte des Baudenkmals gehen, jedoch waren Sieglinde Neyer-Bedenk vom Finanzministerium sowie Amt für Vermögen und Bau in Konstanz und die Erzdiözese Freiburg nicht mit am Tisch, was im späteren Verlauf der Diskussion viele BürgerInnen ärgerte.

Zukunftsräume für Kirche vor Ort

Somit ging es dann lediglich um die Möglichkeiten, die das Baudenkmal in Zukunft bieten soll oder könnte. Seitens der Kirche konnte Pfarrer Heinz Vogel nur soviel sagen, dass die Räumlichkeiten, die man habe, von den Menschen genutzt wurden sowie der Seelsorge auch gedient haben. "Jedoch", so Vogel, "könne man nicht so schnell etwas ins Grundbuch eintragen, so gibt es seitens der Diözese die Pfarrpfändestiftung, die bestimmte Teile verwaltet und dafür Verantwortung trägt."

Rene Zimmermann bekräftigte zudem, dass es derzeit keine Probleme zwischen der Gemeinde und der Kirchengemeinde vor Ort gäbe. "Wir treiben unseren Teil mit aller Kraft voran und haben der Kirchengemeinde auch tolle Räumlichkeiten für die Zukunft zur Verfügung gestellt." Jedoch müsse es endlich mal vorankommen und etwas unterschrieben werden, sei seit der Absichtserklärung vom Juli 2020 doch nichts passiert. Nese Erikli verwies zudem mehrfach in der Diskussion darauf, wie stark das Land das Chorherrenstift unterstütze, um dies auch in Zukunft mit Leben füllen zu können. "Allein dieses Jahr haben wir nochmal 600.000 Euro vom Land erhalten, um das ehemalige Stift und das Dorf zu fördern."

Landrat Zeno Danner schlug darüber hinaus vor, sich zu einigen und das Ganze gemeinsam voranzutreiben. "Man sollte die ganze Angelegenheit um das Eigentum vielleicht umdrehen und sich fragen, worauf wir uns als Land und Kirche einigen können und dann sehen, wie man da hinkommt, ohne zuvor jeden Quadratmeter zweimal auszumessen."

Hotelbereich nicht ausreichend

Des Weiteren zeigte Gemeinderat Michael Otto auf, dass man in Sachen Hotel und Gastronomie für den Gemeindeeigenanteil der Propstei im Südflügel zwar kurz vor dem Abschluss stehe, dies jedoch allein nicht ausreiche. "Hierbei sind auch andere Möglichkeiten wie Tagungen oder Kongresse denkbar." Er hoffe, dass die Verhandlungen einen Abschluss finden, der allen Bedürfnissen der Beteiligten gerecht wird. Das Engagement der Höri Musiktage und des KulturKonvents hätten gezeigt, was hier möglich ist.

"Die BürgerInnen haben ihre Freude und ihren Stolz am Chorherrenstift verloren", machte Hilde von Massow deutlich. Dies sei, auch unter dem Gesichtspunkt, dass viele die Verhandlungen nicht mehr verstünden, aus ihrer Sicht eine zutiefst traurige Entwicklung. "Wir haben", stellte von Massow jedoch auch klar, "gezeigt, dass dieser Ort naturgemäß ein Ort der Kultur ist." Diesen Impuls gelte es in die Verhandlungen mitzunehmen. Die Kultur sei für sie gerade für die Zukunft des Stifts ein großer Wirtschaftsfaktor. Dem stimmte auch Zeno Danner insofern zu, als es richtig sei, großes Gewicht auf die Kultur zu legen. 

Bürgerdiskussion

Im weiteren Verlauf durften nun auch die BürgerInnen mitdiskutieren. "Die Gemeinde und Kirche vor Ort", so Gemeinderat Gerhard Wiedebach, "können sich die Dinge nicht leisten, wenn das Land für die Nutzungsbestimmung zuständig wäre." Dem entgegnete Nese Erikli, dass die Kirche das Interesse habe, die Räumlichkeiten mit Leben zu füllen. "Das Land will, dass hierin Leben entsteht und Menschen zusammenkommen", so Erikli, die sich dahingehend für eine stärkere Bürgerbeteiligung in Form von Bürgerforen oder Workshops stark machte und dafür auch Unterstützung von Hilde von Massow erhielt. "Es muss gezeigt werden, was die Menschen vor Ort wollen", meinte Erikli.

Auf das Bedenken von Christian Wetzel zur Nutzung der bisher genutzten Kirchenräume widersprach Gemeinderat Rene Zimmermann, dass man früher unter anderem mit dem Bernhardssaal auch Räumlichkeiten für Gruppenstunden für Kinder hatte und die neuen Räumlichkeiten für die Kirchengemeinde die Möglichkeiten bieten, solche und andere Angebote wieder zum Leben zu erwecken. "Das Arrangement zwischen politischer und Kirchengemeinde", so Pfarrer Vogel, "funktioniert hervorragend." Für ihn gebe es Leute vor Ort, die mehr als nur ein Pfarrbüro wollen.

Milena Wilke, ebenfalls Teammitglied der Höri Musiktage und des KulturKonvent Öhningen, forderte zudem Menschen vieler Generationen mit verschiedensten Interessen dazu auf, sich zusammenzutun. "Es gibt junge Leute, die sich vorstellen können, hier im ländlichen Raum Kultur zu machen." Dabei ginge es nicht nur um Klassik, sondern auch um andere Kultursparten. Was sie vermisse, ist eine Zukunftsperspektive für diese jungen Menschen. "Es braucht Lösungen, um das Gebäude auch ganzjährig nutzen zu können", betonte Michael Otto in Anbetracht der kurzen Öhninger Tourismussaison im Jahr. Die Aktivitäten, sollen ihm zufolge so miteinander verzahnt werden, dass jeder seinen Teil dort ausleben kann.

Die wichtigste Frage jedoch, die sich auch Bürgerin Inge Saegert stellte, nämlich was nun getan werden kann, um die Verhandlungen zwischen Land und Kirche voranzutreiben, blieb für die anwesenden BürgerInnen zu deren Enttäuschung bis auf den kulturellen Impuls von Hilde von Massow unbeantwortet. "Eigentlich", so Saegert nach der Diskussion gegenüber dem WOCHENBLATT, "sind wir genauso weit wie bisher."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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