Diskussion um zwei ausgewiesene Flächen für Windkraftanlagen am Schienerberg
Mit heftigem Gegenwind aus Schienen ist zu rechnen
Schienen. Ein rauher Wind bläst aus Sicht der Landesregierung in Richtung Schienerberg. Dort wurden auf der Gemarkung Öhningen zwei Staatswaldflächen für den Bau von Windkraftanlagen ausgewiesen. Der Schiener Ortschaftsrat zeigte sich entsetzt und sprach sich klar gegen dieses Vorhaben aus. Auch zahlreiche Bürger äußerten auf der jüngsten Gemeinderatssitzung große Bedenken und fürchten um die einzigartige Landschaft am Schienerberg, einem der ältesten Landschaftsschutzgebiete der Region.
Als Beitrag zur Energiewende soll die Windkraft im Land stärker ausgebaut und bis zu tausend neue Windkraftanlagen geschaffen werden. AmSchienerberg sind die Flächen zwischen dem Waldparkplatz Schienerberg und Langenmoos sowie im Gewann Brand beim Bühlarzer Hof auf insgesamt 32 Hektar betroffen - die einzigen, die der Landkreis Konstanz im ersten Verfahren ausgeschrieben hat, da geeignete Standorte für Windkraftanlagen im Landkreis rar sind.
»Mir war aufgrund der Windhöffigkeit in diesem Gebiet klar, dass auf dem Schienerberg Flächen ausgewiesen werden würden«, zeigte sich Öhningens Bürgermeister Andreas Schmid wenig überrascht. Er beschwichtigte aber, dass noch nichts entschieden sei, da man sich noch in einem ganz frühen Stadium befinde.
Bis 31. März diesen Jahres können sich noch potentielle Investoren für die Vorhaben am Schienerberg melden, erklärte Schmid. Er hege aber Zweifel, ob sich angesichts des umfangreichen Genehmigungsverfahrens, bereits abschlägiger Stellungnahmen des Landratsamtes Konstanz für das Schweizer Chroobach-Projekt aus dem Jahr 2017 und dem Widerstand einer Bürgerinitiative tatsächlich jemand melden werde. »Ich bin mir nicht sicher, ob überhaupt einer kommt«, so der Bürgermeister.
Er stehe Windkraftanlagen nicht grundsätzlich negativ gegenüber, betonte Schmid. Allerdings gebe es für ihn die Abwägungsentscheidung »Landschaftsbild versus regenerative Energien«. Das Thema spalte die Gesellschaft, so Schmid weiter, »Manche haben nichts gegen Windräder andere kratzen mir fast die Augen aus, wenn ich sie erwähne«, fasst er zusammen.
Auch im Gemeinderat gab es widersprüchliche Meinungen dazu. So meinte CDU-Gemeinderat René Zimmermann: »Keinem gefallen Windräder, aber einen Tod werden wir für die Energiewende sterben müssen«.
Alexander Dietrich (FBL) sieht in der Solarenergie reichlich Potential, schließlich scheine in Schienen so oft die Sonne, wenn andernorts dicker Neben herrsche. Stefan Singer (Netzwerk) bemängelte fehlende Eigeninitiative in Sachen regenerative Energie und forderte Bürgerbeteiligungsprojekte wie Bürgerwindräder und mehr Photovoltaikanlagen in Schienen: »Wir wollen keine Atomkraftwerke und kein Gas aus Russland, sollten uns aber nicht der Willkür von Investoren aussetzen«.
Andrea Dix (Netzwerk) sprach sich für den »konsequenten Schutz der Bodenseelandschaft« aus: »Ich bin natürlich für regenerative Energien, aber in diese besonders edle Landschaft dürfen keine Windkraftanlagen gestellt werden.«
Eine klare Positionierung blieb im Gremium aus - keine Fraktion stellte den Antrag, dass »Schienen ohne Windkraft bleiben soll«.
Dies war beim Chroobach-Projekt 2017 noch anders. Damals kam für die Gemeinde Öhningen in ihrem Gesamtergebnis eine »Ausweisung von Windenergieanlagen im Gebiet Chroobach aus dem Schienerberg genau auf der Grenzlinie nicht in Betracht«, heißt es in einem Schreiben, das Schienens Ortsvorsteher Wolfgang Menzer dem Gremium verlas. Denn: »Die zu erwartenden Winderträge rechtfertigen, in einer sachgerechten Abwägungsentscheidung, den störenden Eingriff in die Natur, Landschaft und Umwelt in keiner Weise«, heißt es dort weiter. Zudem dürfe der Artenschutz und der Schutz der Bevölkerung ebenfalls nicht hinten anstehen. Der Ortschaftsrat Schienen stellte angesichts dieser Begründungen nun fest, dass sich am Sachverhalt, abgesehen vom politischen Druck, nichts geändert habe.
Damit war für Bürgermeister Schmid klar, dass in Sachen Windkraft auf dem Schienerberg mit heftigem Gegenwind gerechnet werden müsse. Vorerst müsse man aber abwarten bis zur Ausschreibungsfrist am 31. März. Wenn dann Entscheidungen anfallen, müsse man wieder über das Thema diskutieren - natürlich mit der Einbindung der Bürgerschaft.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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