Eröffnungskonzert der achten Höri-Musiktage
Ein saxophonischer Streifzug durch die Musikgeschichte

Mit flotten wie auch sanften Rhythmen brachte das Saxophon-Quartett "clair-obscur" zur Eröffnung der Höri-Musiktage eine eindrucksvolle Kombination aus argentinischer und moderner klassischer Musik auf die Bühne. | Foto: Philipp Findling
  • Mit flotten wie auch sanften Rhythmen brachte das Saxophon-Quartett "clair-obscur" zur Eröffnung der Höri-Musiktage eine eindrucksvolle Kombination aus argentinischer und moderner klassischer Musik auf die Bühne.
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Öhningen. Das Saxophon ist spätestens seit der Entstehung des Jazz Ende der 1920er Jahre aus der Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Wie schön man dieses Instrument auch mit Klassik kombinieren kann, bewies das Berliner Quartett "clair-obscur" am 8. August beim Eröffnungskonzert der achten Höri-Musiktage.

"Memorias", zu Deutsch Erinnerungen, sollten es werden, die Carlos Giménez (Sopransaxophon), Maike Krullmann (Altsaxophon), Christoph Enzel (Tenorsaxophon) und Annegret Tully (Baritonsaxophon) dem Publikum im ausverkauften Klosterhof des Öhninger Chorherrenstifts auftischten. Dabei war es sozusagen ein Geburtstagsgeschenk an den großen argentinischen Komponisten Astor Piazzolla, der im Jahr 2021 100 Jahre alt geworden wäre. Dabei beruhte die Idee des Albums von "clair-obscur" auf dem Buch "A manera de memorias" von Natalio Gorin, in dem Piazzolla über seine musikalischen Einflüsse berichtet.

Ausflug in die Stadt der Liebe

Das Berliner Quartett hat sich dabei in insgesamt sechs Bildern die wichtigsten musikalischen Vorbilder der argentinischen Tangolegende herausgepickt, begonnen bei einem Komponisten, den man zunächst nicht mit dem Tango in Verbindung bringen würde: Johann Sebastian Bach. Das jedoch der wunderbare Klang aller Saxophontypen so wunderbar mit der Musik des deutschen Großmeisters verschmelzen kann, zeigten "clair-obscur" mit dem Contrapunctus 1 und 9 aus der weltberühmten "Kunst der Fuge". Allein das behutsame wie sanfte Spiel des Quartetts hauchten den beiden Fugen nahezu neues Leben ein. In jedem Bild wurde jedoch auch ein Stück von Astor Piazzolla kredenzt, hier war es das wunderschöne "La muerte del ángel".
Bild zwei führte die Gäste in die französische Hauptstadt Paris, wo Piazzolla in den 50er Jahren durch ein Stipendium die Möglichkeit hatte, bei Nadia Boulanger zu lehren. Zu hören bekam man Maurice Ravels "Pavane pour une Infante défunte", wobei sich dessen gefühlvolle wie atmosphärischen Melodien wundervoll in das sommerliche Ambiente im Klosterhof schmiegten. Von Piazzolla wurde diesmal "Milonga de ángel" gespielt. Spuren der Verehrung, die der Komponist auch in späteren Jahren noch für seine Vorbilder hegte.

Von tanzenden Elefanten und "Good Ol' Jazz"

Das dritte Bild entführte das Publikum in die Welt von Igor Strawinsky, von dem Piazzolla bereits als Jugendlicher eine Klaviatur zu "Sacre du Printemps" besaß. Doch nicht dieses Stück, sondern die "Zirkuspolka" kam hier zur Aufführung, ein wahres "Elefantenballett", hatte man durch die unterhaltsame Komposition das Gefühl, dass hier wirklich Elefanten elegant durch das Publikum tippeln. Im vierten Bild konnten die Gäste zu den Klängen von Carlos Gardel, neben Piazzolla der größte Komponist Argentiniens, lauschen. Zu hören gab es hier "Mi Buenos Aires Querido Come una Cabeza", einem sehr flotten wie dynamischen Werk, zu dem das eindrucksvolle wie von Leichtigkeit geprägte Saxophon-Spiel des Berliner Quartetts perfekt passte.
Mit den "Danzas Argentinas Op. 2" von Alberto Ginastera erhielten die Konzertbesucher einen Einblick in das Werk von Astor Piazzollas erstem Lehrer, den er seiner Zeit als "wichtigsten argentinischen Komponisten, den es je gab" bezeichnete. Das sehr lebhafte und sanft zugleiche Spiel von "clair-obscur" zeigte dabei perfekt, wie schön argentinische Musik mit der Harmonik modernder klassischer Musik fusionierte.
Das letzte Bild führte das Publikum schließlich in die Welt des Jazz. Dabei gab es wahrscheinlich den Jazz-Komponisten schlechthin, George Gershwin, zu hören. Mit "Walkin' the Dog", "I got Rhythm" und "Oh, Lady be good" sorgte das Quartett zweifellos für das Highlight des Konzertabends. Dazwischen wussten es die Musiker, mit Piazzollas "Resurrecion del ángel" wundervoll, die darin verwobenen Improvisationsmittel des Jazz und Tango auf die Bühne zu bringen. Doch was wäre ein solcher Abend, wenn er nicht auch mit einem weiteren Piazzolla beschlossen würde. So auch hier, als "clair-obscur" mit "Liber Tango" einen wahren Klassiker des argentinischen Meisters servierten.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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