Höri Fasnet mit kuriosen Auswüchsen
Bürgermeister 2.0 kann keinen Schlüssel mehr übergeben
Öhningen. Die Hörifasnacht wurde in diesem Jahr im kleineren Rahmen gefeiert. Dennoch freuten sich viele kleine und grosse Narren, dass es wenigsten ein bisschen Strassenfasnacht gab, freilich kaum zu vergleichen mit den hochnärrischen Events der vergangenen Jahre vor Corona. Die Obernarren der „Schienener Holzbirregüggel“ ergatterten die Rathausschlüssel mit einem Gerichtsverfahren im Schulhof, die Öhninger Piraten standen vor verschlossenen Türen wegen "Homeoffice" und die Wangener Mondfänger verschafften sich den Zugang zum Rathaus mit drei Böllerschüssen. Danach hiessten sie die Narrenflagge und der Ortsvorsteher und Standesbeamte traute die Narreneltern. Doch der Reihe nach.
Pünktlich um 10 Uhr marschierten die Holzbirregüggel durch die Tür des Schienener Gemeindehauses. Selbst eine Runde Honigschnaps nütze nichts, Ortsvorsteher Wolfgang Menzer wurde gefesselt und kam in Untersuchungshaft. Er wurde zum Schulhausplatz abgeführt. Dort erwartete ihn der «Birregückelstaatsanwalt» und sprach ihn in sieben Anklagepunkten schuldig. Die gerechte Strafe: 50 Schokoküsse an die Kinder bei der Kinderfasnacht verteilen, Schulden mit Honigschnaps bezahlen und die Gemeindehausschlüssel bis Aschermittwoch herausrücken.
Ortswechsel. Die Öhninger Piraten waren erstaunt. Weder eine zerstörbare Schutzmauer vor der Eingangstür, noch irgendein Rathausbeamter, das komplette Rathaus war im Homeoffice. Natürlich lies «Oberpirat Fuzzy» den Schultes von seinem Gefolge zu Hause abholen. Vor dem versammelten Narrengericht verlangte er die Herausgabe der Rathausschlüssel. Allerdings erklärte Bürgermeister Andreas Schmid dass es neuerdings keine Schlüssel mehr, sondern einen Zugangscode braucht. Er präsentierte den «Piraten vom Untersee» seine komplette Computermannschaft der Rathausmitarbeiter und zeigte dem Piratenanführer wie neuerdings ein Reisepass ausgestellt wird. Gleichzeitig informierte Schmid über die, mit sofortiger Wirkung geltenden neuartigen Bestimmungen. Am Ende gab es doch noch eine Schlüsselattrappe und der Oberpirat rief mit einem dreifachen «Mached se hie»! die Fasnacht aus.
Zum Finale: Die Wangener Mondfänger leiteten gegen den Ortsvorsteher Bruno Bohner ein Amtsenthebungsverfahren ein. Am Narrenbrunnen verlas Zunftmeister Patrick Willig die Anklagepunkte und Bohners Verteidiger Dr. Markus Joachim Eiglsperger, Professor für Informatik mit Schwerpunkt Software-Entwicklung konterte mit: «Mached am beschte gar nünd, sonst dauert die Verhandlung bis zum Aschermittwoch.» Ausserdem holte sich Bohner moralische Unterstützung von närrischen Urgestein Bruno Epple. Nach drei ohrenbetäubenden Böllerschüssen rückte der Ortsschultes die Rathausschlüssel doch noch heraus und vollzog die Trauung der Narreneltern «Herbetine Löble und Max Ruf».
- Achim Holzmann
Autor:Redaktion aus Singen |
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