Noch kein Zähler auf dem Konto der HSG
Zu viele Zweikämpfe beim 23:31 gegen Potsdam verloren

David Knezevic war gegen die harte Abwehr von Potsdam zweimal als Torwerfer erfolgreich. | Foto: Peter Pisa/ HSG
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Konstanz. Das von vielen mit Spannung erwartete Duell der beiden Aufsteiger bot solche nur rund 20 Minuten (9:9). Danach ließ der VfL Potsdam bei der HSG Konstanz keine Zweifel an der Fortführung seiner nun über ein Jahr andauernden Erfolgsserie in Pflichtspielen ohne Niederlage aufkommen und feierte nach dem 31:23 (15:11)-Auswärtssieg einen Traumstart mit 4:0 Punkten inklusive der Tabellenführung in der 2. Handball-Bundesliga.

Bob Hanning: „Halle nicht in ihre Emotion kommen lassen, weil das tödlich ist“. Auf beiden Seiten war die Vorfreude auf einen packenden Handball-Abend riesig. Bob Hanning, Trainer des VfL Potsdam und Manager der Füchse Berlin, hatte schon vor Wochen gesagt, er freue sich ganz besonders auf das Spiel am Schänzle. Warum, erläuterte er nach der Begegnung. „Wir haben uns beide den Aufstieg durch tollen Handball redlich verdient. Von daher wusste ich, was auf uns zukommt und dass das hier keine einfache Aufgabe ist“, sagte er und verriet: „Die größte Zielsetzung war es, möglichst die Halle nicht in ihre Emotion zu lassen, weil das dann für ein Handballspiel tödlich ist.“ Zum einen spielte ihm dabei das parallel stattfindende Konzert der Ärzte vor über 20.000 Zuschauern im Bodensee-Stadion, für das viele HSG-Fans schon vor Erscheinen des Spielplans Tickets erworben hatten, voll in die Karten. Auf der anderen Seite war es Potsdam selbst, das nach ausgeglichenen ersten 20 Minuten sehr viel Dominanz und individuelle Klasse gerade in den Eins-gegen-Eins-Duellen ausstrahlte.

Jugend-Nationaltrainer Erik Wudtke zu Gast

Zu Beginn war das noch anders. Die Zuschauer, die trotz aller Konkurrenzveranstaltungen gekommen waren, sahen begeistert eine HSG Konstanz, die frech, schnell und spielerisch ansprechend dagegenhielt. Der Ball lief richtig flüssig durch die Konstanzer Reihen. Immer wieder wurde der Ball über herrliche Ballstafetten auf die starken Außenspieler Aron Czako und Lukas Köder abgelegt, die für die 2:1-, 3:2 und 4:3-Führung der Gelb-Blauen verantwortlich zeichneten. Czako war es auch, der den erneuten Ausgleich zum 9:9 markierte. Zuvor bot sich mehrmals die Gelegenheit für die Konstanzer, in Führung zu gehen. Jene zwei, drei Gelegenheiten, die Erik Wudtke, Nationaltrainer der Jugend-Nationalmannschaft, vor dem Spiel angesprochen hatte. Wudtke, der seinen Urlaub im Süden für einen Abstecher zum Duell mit vielen seiner ehemaligen Weggefährten nutzte, prognostizierte: „Der Spielverlauf wird zwei, vielleicht drei Möglichkeiten bieten, in denen sich das Spiel für die HSG entwickeln kann. Die HSG braucht schon einen guten Start“. Den gab es – die sich bietenden Möglichkeiten ebenso. Um die Halle hinter sich zu bringen und Potsdam, wie einer der ehemaligen Schützlinge Wudtkes, der verletzte HSG-Torwart Janis Boieck sagte, „aus der Komfortzone“ zu holen und, so Head Coach Jörg Lützelberger „unter Stress zu setzen.“ Statt mit 11:13 ging es jedoch mit einem 11:15-Rückstand in die Pause, dazu in Unterzahl.

Potsdam bestraft jeden Fehler eiskalt

Weil Potsdam trotz des jungen Alters aber deutlich größerer Erfahrung auf Bundesliga-Ebene sich extrem cool und abgezockt zeigte, jeden Fehler der Gastgeber eiskalt und über ein bemerkenswertes Tempospiel bestrafte. Nach 42 Minuten sorgte der Schwede Emil Hansson dafür, dass die Luft endgültig raus war. Potsdam führte auch in der Höhe verdient mit 26:14. Am Ende gelangen der HSG Konstanz gegen den neuen Tabellenführer der 2. Bundesliga mit großem Aufwand erzielte 23 Tore. So viele wie Aufstiegsanwärter Bietigheim vor einer Woche in Potsdam erzielen konnte. Die Leichtigkeit der ersten 20 Minuten war danach allerdings nicht mehr zu erkennen. Der eingewechselte Gästekeeper Mark Ferjan trug mit neun Paraden und 45 Prozent gehaltenen Würfen neben Joshua Thiele im Innenblock maßgeblich dazu bei. Defensiv taten sich allerdings immer wieder große Lücken auf, die die Gäste mit der Klasse eines Maxim Orlov, Emil Hannson oder Dustin Kraus nutzten.

„Wer Zweikämpfe gewinnt, gewinnt Handballspiele“

„Wir sind gut reingekommen und haben das Spiel in Coburg gut abgeschüttelt“, bilanzierte Jörg Lützelberger. „Nach der Pause kommen wir, zwar in Unterzahl, aber mit einer Abwehr, die nicht mehr stabil ist, aus der Kabine und einem Angriff, der sich noch schwerer tut. Dann kassieren wir die Gegenstöße.“ Seiner Mannschaft gab er nach dem Spiel mit, dass „wer Zweikämpfe gewinnt, Handballspiele gewinnt. Wenn man Zweikämpfe so deutlich verliert, kann man das auch nicht mehr über Helferketten lösen.“ Viele Spieler, die die Zuschauer an diesem Tag gesehen hatten, erwartet er in den nächsten Jahren auf einem noch höheren Level und höheren Ligen. Nach dem Abgang von Leistungsträgern der letzten Saison, auch auf zentralen Positionen, müsse man bei der HSG indes noch Geduld haben. „Ohne nachzulassen“, so der 37-Jährige. „Es macht Spaß auf diesem Level zu sein. Es ist ein riesiger Unterschied von der 3. zur 2. Liga. Wir wollen dieses Level ganz schnell adaptieren und sind heiß darauf, die ersten Punkte zu holen.“

HSG Konstanz nun zu Gast in Dormagen

Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich seiner jungen Mannschaft am Samstag beim TSV Bayer Dormagen. Am Freitag, 23. September, kommt um 20 Uhr mit dem VfL Eintracht Hagen der nächste ambitionierte Club in die Schänzle-Hölle. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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