Höchste Trainerlizenz
Vitor Baricelli ist EHF-Mastercoach
Konstanz.Vitor Baricelli, Co-Trainer von Drittliga-Spitzenreiter HSG Konstanz, darf sich ab sofort EHF-Mastercoach nennen. Der 27-Jährige war einer der jüngsten Teilnehmer des aktuellen Jahrgangs und ist der erst dritte Brasilianer überhaupt, der die höchste Trainer-Lizenz, die auch zum Führen von Nationalmannschaften berechtigt, erhielt.
Thema aktives Rückzugsverhalten
Die spanische A-Lizenz hatte der junge Trainer bereits, die Ausbildung zum EHF-Mastercoach legte er wieder multilingual ab. Zum Thema Rückzugsverhalten hatte er einen deutschen Fragebogen an alle Trainer der ersten Bundesliga verschickt und 15 Rückmeldungen erhalten. Die Masterthesis verfasste er in Englisch, die Präsentation und Verteidigung erfolgte wieder in Madrid auf Spanisch. Darin beleuchtete er die Entwicklung der Abwehrarbeit in den letzten zehn Jahren hin von einer recht reaktiven Herangehensweise zu einer immer aktiveren. „Es geht darum, bereits im Rückzug nach dem schnellen Umschalten das Spiel des Gegners zu unterbrechen“, erklärt er. Zum Beispiel durch geschickte Laufwege, die bestimmte Pässe und Laufwege verhindern oder erschweren. Also nicht nur reines schnelles Umschalten und Positionieren am eigenen Sechsmeter-Kreis, sondern „schon direkt mit den eigenen Aktionen wieder Druck machen, im Kopf den Ball klauen wollen“, so Baricelli. Anhand der Auswertungen aus den Fragebögen der Bundesligatrainer, die Magdeburg, Flensburg und Berlin am besten im Rückzug sahen, wertete er je zehn Spiele der drei genannten Teams aus und beleuchtete dabei insgesamt 730 Aktionen.
„Vitor lebt für den Handball“
Für seine Arbeit und Präsentation bekam der HSG-Coach sehr positives Feedback und gehört nach erfolgreicher Ausbildung nun zum erlesenen Kreis der EHF-Mastercoaches. In der Zeit der Ausbildung vernachlässigte er weder die Arbeit mit der U21, die er als Cheftrainer leitet, noch seine Aufgaben als Co-Trainer von Jörg Lützelberger. „Wenn ich etwas möchte, mache ich es. Man muss sich organisieren“, lächelt er nur angesichts der gemeisterten Dreifachbelastung – auch dank Sonderschichten im Urlaub in Brasilien oder aber auf den Flügen oder den Flughäfen. „Darin sieht man schon, wie sehr er für den Handball lebt“, freut sich Geschäftsführer André Melchert mit seinem Trainer und lobt: „Er hat viel Zeit in alle seine Verpflichtungen und seine Weiterbildung gesteckt. Wir gratulieren ihm herzlich zum EHF-Mastercoach.“ Jörg Lützelberger bläst ins gleiche Horn und sagt: „Vitor war vom ersten Tag an hochmotiviert und hat neben seiner guten Arbeit für die U21 und erste Mannschaft on top mit besonderem Ehrgeiz seine Weiterbildung vorangetrieben. Er hat das gut gemacht, spannende Ergebnisse und viel Aufmerksamkeit für seine Arbeit erhalten. Ich bin sehr dankbar für seine super Unterstützung.“
Hochkarätige Mentoren und Referenten
Vor einigen Jahren hatte Baricelli noch davon geträumt, auf solch hohem Niveau arbeiten zu dürfen. 2021 kam der aus der Millionen-Metropole São Paolo stammende Handball-Trainer, der Portugiesisch, Englisch, Deutsch und Spanisch fließend spricht, zur HSG und legte eine bemerkenswerte Entwicklung hin. Groß ist die Freude über die Anerkennung seiner Mentoren und Referenten wie Jordi Ribera, zweifacher Europameister als spanischer Nationaltrainer, Ambros Martin (spanischer Frauen-Nationaltrainer), Juan Carlos Pastor (früher spanischer Nationaltrainer und beim europäischen Spitzenteam Szeged, nun für Afrika-Meister Ägypten verantwortlich), Roberto García Parrondo (Trainer der MT Melsungen) und vielen weiteren großen Namen des Spitzenhandballs und des FC Barcelona. Glücklich und dankbar zeigt sich Baricelli über die Unterstützung seines Vereins, die ihm dies ermöglichte. „Der HSG, hier ganz besonders André Melchert und Jörg Lützelberger“, sagt er, „bin ich extrem dankbar. Jörg hat mir sehr geholfen und mich sehr unterstützt. Wir haben viel über alles diskutiert.“ Aber auch an alle seine Spieler und ehemaligen Trainer richtet er dankende Worte. „Schließlich sind die Spieler jeden Tag bei dir, für die macht man alles. Damit es ihnen gut geht und sie besser werden.“ Als Team- und Videoanalyst für die brasilianische Handball-Nationalmannschaft hatte er 2019 bei der Weltmeisterschaft mit Rang neun das beste Ergebnis der Südamerikaner in ihrer Geschichte feiern können, mit der HSG Konstanz 2022 den Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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