100 HSG Fans dabei in Oppenweiler
Starkes Comeback im hitzigen Spitzenspiel
Konstanz/ Oppenweiler. Bemerkenswerter Kampf: Acht Spieler fehlten der HSG Konstanz nach wenigen Minuten im Spitzenspiel bei Tabellenführer HC Oppenweiler/Backnang – doch angetrieben von über 100 HSG-Fans und Heimspiel-Atmosphäre errangen die Gelb-Blauen mit einer Aufholjagd und Energie- und Willensleistung in den letzten Minuten ein 31:31 (15:18). Die HSG bleibt damit das einzige ungeschlagene Team der Liga und seit über 18 Jahren ohne Niederlage gegen Oppenweiler/Backnang. „Ich bin stolz auf die Jungs. Dass wir hier noch einen Punkt holen, nötigt mir viel Respekt vor meiner Mannschaft ab“, sagte HSG-Coach Jörg Lützelberger.
U21-Spieler Finn Klein trifft in seinem ersten Drittliga-Match doppelt
Die besondere Brisanz der Partie war von Beginn an zu spüren. Es herrschte eine hitzige, emotionale Stimmung. Oppenweiler/Backnang hatte sich in eigener Halle etwas gegen die HSG vorgenommen. Kaum einmal zuvor schienen die Vorzeichen in den letzten Jahren günstiger auf einen Erfolg als an diesem Abend. Nachdem sich auch Aron Czako gegen Würzburg verletzt hatte, mussten die Gäste auf sieben wichtige Spieler verzichten. Neben Czako Felix Sproß, Christos Erifopoulos, Veit Schlafmann, Janis Boieck, Samuel Wendel und Konstantin Pauli – alles keine No-Names. Nach wenigen Minuten musste dann auch noch Maxim Pliuto mit Kreislaufproblemen vom Feld – Ausfall Nummer acht. Dafür sprang Finn Klein aus der U21 als letzter verbliebener Linksaußen ein. Und wie: In seinem ersten Drittliga-Match überhaupt erzielte der 20-Jährige direkt zwei schöne und wichtige Treffer. „Ich habe meiner Mannschaft vor dem Spiel gesagt“, so Lützelberger, „dass sie mich in den letzten Begegnungen Woche für Woche überrascht. Wir hatten noch nicht diese ganz hohen Erfolge, aber wir haben Lösungen und etwas, dass wir schwer zu schlagen sind.“
HSG vor der Pause emotional voll drin
Oppenweilers Trainer Daniel Brack meinte zurecht: „Wir haben heute ein überragendes Drittligaspiel gesehen. Es war alles dabei, was ein gutes Handballspiel ausmacht.“ Zunächst kam die HSG über Lars Michelberger zu einfachen Toren aus dem Rückraum, immer wieder bestens in Szene gesetzt von Sebastian Hutecek. Der Österreicher zeigte erneut ein bärenstarkes Spiel als Denker und Lenker sowie Antreiber und spulte als einziger Mittelmann wie schon in den letzten Wochen eine beeindruckende Energieleistung ab. Er war es auch, der seine Farben unter großem Jubel der frenetisch mitgehenden Fans aus Konstanz mit 3:2 in Front warf. Auf der Gegenseite drückten die Gastgeber vor allem in Person von Daniel Schliedermann und Timm Buck auf das Gaspedal, ehe gegen Ende des ersten Durchgangs auch Shooter Niklas Diebel zu wuchtigen Abschlüssen aus der zweiten Reihe ansetzte und dabei die Passivität der HSG-Deckung ausnutzte. 11:8 stand es nach etwas mehr als einer Viertelstunde, als die HSG mit einem 3:0-Lauf konterte. Nach 23 Spielminuten wurde der Ex-Konstanzer Markus Dangers nach einem Foul an Hutecek mit Roter Karte disqualifiziert. Konstanz war nun emotional voll drin im Spiel, zeigte sich bissig in der Abwehr, in die Jo Knipp zusätzliche Agilität hineingebracht hatte, und hatte in der Phase vor dem Seitenwechsel deutlich Oberwasser. Drittliga-Debütant Klein ließ die Gelb-Blauen über die 18:15-Pausenführung jubeln. Lützelberger: „Wir haben den Fight voll angenommen in diesem unglaublich schweren Spiel.“
Viel Leadership im Team
Ärgerlich aus Konstanzer Sicht: Zweimal wurde die HSG im Verlaufe des Spiels um den schnellen Gegenangriff in der zweiten Welle gebracht, weil zweimal Gegenstände von Oppenweilers Bank auf das Spielfeld gerollt waren und die Schiedsrichter das Spiel unterbrachen. Die Unterbrechung in Form der Halbzeit half dann den Württembergern, sich neu zu sortieren und mit jeder Menge Energie und Entschlossenheit aus der Kabine zu kommen. Binnen weniger als vier Minuten glich Axel Goller zum 19:19 aus, der starke Kreisläufer Niklas Schmid drehte die Partie zum 20:19. In der Folge setzte sich Oppenweiler/Backnang auf 23:20 ab, Konstanz verkürzte immer wieder auf zwei oder ein Tor Rückstand. „Das ist aber die Phase“, lobte Lützelberger, „in der viele Mannschaften in Oppenweiler umkippen. Ich bin stolz, wie wir da mental dran- und drinbleiben. Wir hatten sehr viel Leadership im Team.“ Mit Anbruch der letzten zehn Minuten wurde es richtig turbulent und spannend. Zunächst stellte Michelberger wieder den Anschluss her, dann fand Jörg Lützelberger viereinhalb Minuten vor Schluss beim Stand von 30:27 genau die richtigen Worte sowie taktischen Anpassungen. Verlass war nicht nur jetzt auf Lukas Köder. Der Rechtsaußen zeigte sich bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte wie schon seit Wochen in bestechender Form und eiskalt vor dem Tor. Zwanzig Sekunden nach einem vergebenen Siebenmeter schnappte er sich die Kugel erneut – und läutete mit dem Tor zum 30:28 die starke Schlussoffensive seiner Mannschaft ein.
Hitzige letzte Spielminuten
Eine gute Abwehr und wichtige Paraden von Tom Göres hielten die HSG weiter im Spiel. Zwar standen Lützelberger wenige Wechseloptionen zur Verfügung, doch die Spieler auf der Platte ließen ihr ganzes Herzblut auf dem Feld. Niklas Ingenpaß und Köder in Überzahl 30 Sekunden vor Schluss stellten den für viele wohl nicht mehr für möglich gehaltenen Ausgleich zum 31:31 her. Mit viel Einsatz ließ Konstanz den HCOB bis zur Schlusssirene nicht mehr zum Abschluss kommen – einen direkten Freiwurf nach Ablauf der Spielzeit sollte es aber noch geben. Der erhitzte die Gemüter nach einem heißen Schlagabtausch noch einmal richtig. Zunächst wurde in Lars Michelberger der größte Spieler für den Block mit einer Zeitstrafe vom Platz gestellt, schließlich donnerte Timm Buck den Ball in das Gesicht von Fynn Beckmann. Der zeigte dies seinem Gegenspieler noch einmal an: Gesichtstreffer – das Videomaterial stützt dies und wurde so als zusätzlicher Vermerk auf die Ansicht der beiden Unparteiischen, es habe eine beleidigende Geste gegeben, in den Spielberichtsbogen mit aufgenommen. Konstanz freute sich, Oppenweiler trauerte der verpassten Chance nach. Ein großes Lob sprach der EHF-Mastercoach den HSG-Fans für den an diesem Tag ganz besonders wichtigen und lautstarken Rückhalt aus: „Das ist eine riesige Unterstützung und tut richtig gut. Die komplette Ecke in Gelb und Blau, da war spürbar: Wir sind nicht alleine!
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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