Letztes Spiel der HSG Konstanz in der Vorrunde
Nach »verrückter Woche« jetzt ein gutes Spiel machen

Mit diesem Zeichen wie hier von Lukas Köder wurde die HSG im letzten Vorrundenspiel am Sonntag gegen Balingen-Weilstetten gerne vom Platz gehen. Dann beginnt die Aufstiegsrunde.  | Foto: swb-Bild: Pisa
  • Mit diesem Zeichen wie hier von Lukas Köder wurde die HSG im letzten Vorrundenspiel am Sonntag gegen Balingen-Weilstetten gerne vom Platz gehen. Dann beginnt die Aufstiegsrunde.
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Konstanz. Zwar leidet Drittliga-Meister HSG Konstanz wie schon beim Heimsieg gegen Fürstenfeldbruck unter richtig vielen Ausfällen, möchte aber am Sonntag um 17 Uhr in der letzten Partie der Vorrunde beim HBW Balingen-Weilstetten II (live auf www.hsgkonstanz.de/livestream) dennoch ein gutes Spiel machen und den 21. Sieg im 22. Saisonspiel. Schließlich geht es für Balingen im hochspannenden Kampf um den Klassenerhalt um alles.

Normalerweise ist Jörg Lützelberger immer aktiv. Macht viele Meter auf und ab an der Seitenlinie, gibt laustarke Anweisungen und Feedback und ist emotional voll dabei. Das Heimspiel gegen Fürstenfeldbruck musste er jedoch vor dem TV verfolgen. Wie sollte es auch anders sein: Im Stehen. Den 36-Jährigen hielt es nicht im Sitz. Zusammen mit seinem Fanclub, seinen beiden Söhnen Joscha und Leon, die mit Schal und HSG-Trikot genauso leidenschaftlich und lautstark mit dabei waren. „Wir haben daraus ein Familienevent gemacht“, lachte Lützelberger gut gelaunt im Nachgang. Immerhin gab es über Geschäftsführer André Melchert, der neben Co-Trainer Fabian Schlaich auf der Bank Platz genommen hatte, eine direkte Leitung in die Schaltzentrale. In den ersten 15 Minuten hatte Lützelberger wohl noch einige Schweißperlen auf der Stirn angesichts der schwierigen Anfangsphase ohne neun Spieler und zwei Trainer. Doch danach konnte er sich zusehends entspannen – und sogar etwas genießen. Ein seltenes Vergnügen für Trainer. Die Vorarbeit über Playerdash.app in der Woche ging voll auf. Lützelberger freute sich über „viele gute Sachen. Wir haben gut gedeckt.“ Zwei neue Alternativen entwickelten sich in dieser Begegnung: Matthias Hild hielt das Abwehrzentrum gut zusammen und Aron Czako gefiel nicht nur als bester Torjäger, sondern auf der Halbposition in der Abwehr und vor allem als vorgezogene Abwehrspitze. „Wir haben in den letzten Wochen in Sachen Breite und Entwicklung unserer jungen Spieler einen sehr positiven Verlauf gesehen“, so der EHF-Mastercoach.

„Sehr kuriose Woche“
Doch auch in Balingen wird die HSG erneut aufgrund zahlreicher verletzter oder erkrankter Spieler viel improvisieren müssen. Von einer „sehr kuriosen Woche“ berichtet der Wahl-Lindauer. Während sich die HSG Konstanz mit bereits 40 Punkten frühzeitig die Meisterschaft und Teilnahme an der am 26. März beginnenden Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gesichert hat, geht es für die Erstliga-Reserve des HBW um alles. Im spannenden Dreikampf mit Willstätt und Kornwestheim möchte die Mannschaft von Micha Thiemann das Abrutschen auf Platz sieben unbedingt vermeiden. Dieser wäre gleichbedeutend mit dem Gang in eine knüppelharte Abstiegsrunde, in der von je sechs oder fünf Mannschaften pro Gruppe nur die ersten beiden in der 3. Liga verbleiben. Da Kornwestheim zuhause Günzburg empfängt und der HBW zudem die beiden direkten Vergleiche gegen Willstätt und Kornwestheim verloren hat, steht Balingen unter großem Druck, rechnet sich gegen dezimierte und ersatzgeschwächte Konstanzer jedoch auch etwas aus. Fraglich ist, ob dafür sogar Hilfe aus der Bundesligamannschaft eingesetzt wird.

„Vieles findet im Kopf statt“
„Wie können wir antreten, in welcher Formation können wir erfolgreich sein“, sind die Fragen, die sich Lützelberger derzeit stellt. Oft mehrmals täglich ändern sich die Voraussetzungen und Möglichkeiten. Wohl erstmals am Samstag wird, mit Unterstützung der U23, ein Training Sechs gegen Sechs möglich sein. Lützelberger: „Ich dachte schon die letzte Woche war verrückt. Doch das war nichts im Vergleich zu dieser Woche.“ Zu was jedoch auch der kleine verbliebene Rest imstande ist, stellte die junge Garde beim 35:31-Erfolg gegen Fürstenfeldbruck unter Beweis. So war viel von dem zu sehen, an dem der ehemalige Bundesligaprofi seit Juli mit einer der jüngsten Mannschaften der Liga arbeitet. „Das war schön anzusehen, das war stark“, lobt er. „Für uns war dieses Spiel eine gute Lektion im Hinblick darauf, dass vieles im Kopf stattfindet. Wenn man sich von vermeintlichen Favoritenrollen freimacht, einfach kämpft und genießt und den Ball reinmacht, spielt es sich leichter.“ Mit Blick auf den Abstiegskampf ist er ganz klar und verweist auf „unsere Mentalität. Egal wer spielt, wir wollen gewinnen.“

Balingen kämpft um Klassenverbleib
Beim Gegner hat sich seit dem 33:26-Sieg der HSG im Hinspiel viel getan. Immer noch ist die Mannschaft mit vielen jungen, ehrgeizigen Talenten gespickt, die sich für die Bundesliga empfehlen wollen. Dazu kommen erfahrene Haudegen wie Christoph Foth und starke Einzelspieler wie Luca Munzinger, der zum Zweitligisten Großwallstadt wechseln wird. Lützelberger warnt vor allem vor einem sehr abschlussstarken Rückraum, von dem hohe Gefahr auch aus der Distanz ausgeht und in dem selbst die starken Mittelmänner Elias Huber und Jan Bitzer großen Drang zum Tor entwickeln. Im Tempospiel hat Balingen zudem große Fortschritte gemacht. Für den HSG-Coach daher ein idealer Testlauf vor den Aufstiegsspielen, denn: „Uns wird ein Gegner erwarten, der alles in die Waagschale werfen wird, um die Abstiegsrunde zu vermeiden. Der Gegner wird zu keinem Zeitpunkt aufgeben und 60 Minuten alles geben. Mit dieser hohen Intensität wird das ein gutes Spiel für uns.“ In der Aufstiegsrunde wird sein junges Team genau das erwarten. In jedem Spiel.

Andreas Joas

Autor:

Redaktion aus Singen

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