Tränenreicher Abschied aus der 2. Bundesliga
"In manchem nicht gut genug - deshalb hat es nicht gereicht"
Konstanz. Im letzten Heimspiel der Saison unterlag die HSG Konstanz im Baden-Württemberg-Derby am Mittwochabend gegen die SG BBM Bietigheim, das beide Seiten unbedingt gewinnen wollten, mit 27:31 (14:17). Damit beendet die HSG die Saison in der 2. Bundesliga vor den Wölfen Würzburg und Empor Rostock auf dem 18. Platz der 2. Bundesliga.
Couragierte Leistung
Mit einer couragierten Leistung konnten die Konstanzer dabei durchaus überzeugen und trotzdem – das ein Spiegelbild der Saison – wäre wieder deutlich mehr möglich gewesen. Die HSG stand sich jedoch mit zahlreichen technischen Fehlern und frei vergebenen Torchancen selbst im Gegenstoß wieder selbst im Weg. In Sachen Einsatz, Willen, Kampfgeist und auch spielerischen Lösungen gelang dennoch der erhoffte versöhnliche Saisonabschluss. Die ganz großen Emotionen gab es ohnehin – obwohl auch das Spielgeschehen heiß umkämpft war und sich beide Teams nichts schenkten – erst nach Spielende. Als die verdienten Spieler Moritz Ebert, Joschua Braun, Joel Mauch, Gregor Thomann, David Knezevic, Leon Grabenstein, Gianluca Herbel, Pascal Mack, Felix Fehrenbach und Physiotherapeutin Heike Gaißer nacheinander verabschiedet wurden.
Tränenreiche Abschiede
Als der gebürtige Konstanzer Moritz Ebert ganz zum Schluss mit schweren Schritten nach vorne trat, rollten diesem die Tränen nur so über die Wangen. Der frischgebackene Beachhandball-Europameister hatte sichtlich mit dem für beide Seiten schmerzhaften Abschied zu kämpfen und rang mit seinen Gefühlen. Vielen Fans auf den Rängen ging es nicht anders. „Ich habe nicht viele Worte“, sagte der junge Keeper. „Ich kann einfach nur danke sagen. Vor allem den Fans. Konstanz und die HSG haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin. Ich hoffe, dass ich ein gutes Bild hinterlassen habe. Ich habe in diesem Team Freunde fürs Leben gefunden.“ Hochemotional war so schon der ganze Tag für den 22-Jährigen, der seit den Minis das HSG-Trikot trägt. Unter den Augen vieler Weggefährten, ehemaligen Trainern und seiner Familie startete Ebert mit seinem Team nach einem 1:3-Rückstand mit hohem Einsatz in die Partie. Nach zehn Minuten besorgte Christos Erifopoulos die 5:4-Führung für die Gelb-Blauen, die noch einmal von einer stimmungsvollen Schänzle-Hölle angetrieben wurden.
Kopf-an-Kopf-Rennen
Danach ging es Kopf an Kopf weiter. Konstanz spielte vor allem über Erifopoulos und Knezevic gut mit Kreisläufer Michel Stotz zusammen oder hatte in Knezevic auch einen gut aufgelegten Torjäger in seinem letzten Spiel für die HSG in seinen Reihen. So entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, in dem sich keine Mannschaft absetzen konnte. Bietigheim legte allerdings meist einen Treffer vor, Konstanz zog nach. Die Gastgeber hatten dabei häufig mit technischen Fehlern zu kämpfen, die Bietigheim in einfache Gegentreffer ummünzte. Ein weiteres Manko, das sich schon durch die ganze Saison zieht war die Chancenverwertung. Boten sich Big Points zum Ausgleich oder zur Führung, vergab die HSG selbst aus aussichtsreichsten Positionen – wie freien Gegenstößen. Oft musste SG-Keeper Frederic Genz gar nicht einmal eingreifen, da das Aluminium das eine oder andere Mal für Bietigheim rettete.
Langer Kampf bis in die letzte Viertelstunde
Stattdessen deutete Bietigheim, das in einer vor der Pause wilden Parte ebenfalls nicht fehlerfrei blieb, immer mal wieder an, warum es sich noch Rang fünf erkämpfen konnte und für de nächste Spielzeit das klare Ziel Aufstieg in die 1. Bundesliga ausgegeben hat. Mittelmann Juan de la Pena zog mit viel Übersicht und Spielverständnis geschickt die Fäden im Rückraum, strahlte dabei selbst noch Torgefahr aus und schaffte viele Räume und hervorragende Möglichkeiten für Kreisläufer Jonathan Fischer. Den Südbadener bekamen die Gelb-Blauen nie in den Griff. Beim Ex-Konstanzer Fabian Wiederstein gelang dies etwas besser, die beiden anderen ehemaligen HSG-Spieler Tom Wolf und Konstantin Poltrum konnten verletzungsbedingt nicht mitwirken. Auch Konstanz hatte noch einmal zahlreiche Ausfälle zu beklagen und kam durch Sebastian Hutecek erneut zurück (17:17). Selbst in doppelter Unterzahl gelangen mit hohem Aufwand zwei Treffer. Bis zum 20:22 von Michel Stotz in der 48. Spielminute blieb de HSG dran, danach nutzten die Württemberger die Abschlussschwäche und steigende Fehlerquote der Gastgeber und feierten am Ende einen sicheren Auswärtssieg.
Alle Emotionen und fehlende Nuancen
Jörg Lützelberger ließ die Saison danach kurz Revue passieren und fand in dieser schwierigen Spielzeit „alle Emotionen. Es war alles dabei. Ganz wie heute. Mit vielen guten Dingen, aber auch diesen fehlenden Nuancen.“ Neben dem Abschluss auch in der Konsequenz und in den Situationen „clever zu sein und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Deshalb war es wie oft: Wir haben viele Dinge gut gemacht, im manchen waren wir nicht gut genug. Deshalb hat es nicht gereicht.“
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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