Drei Rote Karten Im Testspiel gegen die Kadetten
HSG überzeugt trotz Niederlage mit viel Spielwitz und Biss
Konstanz. Den Eindruck eines Testspiels vermittelte der Vergleich zwischen Zweitligist HSG Konstanz und dem Schweizer Meister Kadetten Schaffhausen zu keiner Zeit. Beide Teams schenkten sich überhaupt nichts und es ging heiß umkämpft, bisweilen sogar etwas hitzig zur Sache. Nach einer tollen Vorstellung und gewonnener zweiten Hälfte unterlag die HSG hauchdünn mit 32:33 (16:18) und freut sich nun auf das Highlight im DHB-Pokal am kommenden Samstag, 20 Uhr, in der Schänzle-Hölle gegen den zwölffachen Deutschen Meister VfL Gummersbach.
Drei Rote Karten für Schaffhausen
Drei Rote Karten in einem Testspiel sind selten. Die Kadetten, angetreten ohne Joan Cañellas, dezimierten sich im Laufe einer heißen Generalprobe – am Sonntag starten die Eidgenossen im Supercup mit dem Duell um den ersten Titel der Saison – jedoch gleich dreifach.
Trainer Adalsteinn Eyjolfsson wurde von den Schiedsrichtern vor Beginn der zweiten Hälfte disqualifiziert, Robin Heinis nach der dritten Zeitstrafe und Jost Brücker nach einem ungestümen Einsteigen folgten nach rund einer Dreiviertelstunde. „Das war eine sehr gute Generalprobe“, freute sich Jörg Lützelberger über den intensiven Vergleich. Schaffhausen hat Qualität auf allen Positionen, das haben sie unter Beweis gestellt.“ Dennoch agierte seine junge Mannshaft von Beginn an rotzfrech und legte mit 2:0 vor. Und auch als die Kadetten sich danach, vor allem dank einiger toller Paraden des ehemaligen deutschen Nationaltorhüters Martin Ziemer, etwas absetzen konnten, ließen die Gelb-Blauen nicht locker. Auf Konstanzer Seite trumpfte Kreisläufer Niklas Ingenpaß mit herrlichen Toren auf, hämmerte den Ball selbst in der Umklammerung zweier Gegenspieler noch an Ziemer vorbei unter die Latte (9:9) oder vollendete wie beim Treffer zum Endstand kurz vor Schluss zum 32:33 per Heber. Insgesamt siebenmal war er erfolgreich und damit bester Konstanzer Torschütze. Dicht gefolgt von Luis Foege. Der Linkshänder, 20 Jahre jung, hinterließ gegen den Europapokal-Teilnehmer mit seiner Dynamik einen sehr positiven Eindruck. Dafür gab es auch ein Extralob von Lützelberger.
Bestes Spiel von Luis Foege
„Ich freue mich besonders für Luis, der sein bestes Spiel im HSG-Trikot gemacht hat“, erklärte er. „Defensiv und offensiv. Er hat wirklich toll gespielt.“ Der zweitjüngste im Konstanzer Aufgebot stand dabei beispielhaft für die insgesamt sehr positive Entwicklung der gesamten Mannschaft. Im Vergleich zum ersten Testspiel vor einigen Wochen präsentierten sich die Gelb-Blauen defensiv gewachsen und hatten in Janis Boieck und Leon Grabenstein zwei Torhüter, die je sechs Paraden für sich verbuchen konnten. „Wir sagen den Jungs immer wieder trust the process, glaubt daran“, so der 37-Jährige Trainer mit einem Lächeln. Zwar hätte er auch gerne das Selbstvertrauen aus einem durchaus möglichen Remis und oder Sieg mitgenommen, doch so konnte die HSG den Umgang mit einem Rückstand noch einmal testen. Foege selbst hatte in einem Gegenstoß die Möglichkeit in der Hand, vielleicht noch mehr gegen den mehrmaligen Champions-League-Teilnehmer zu erreichen. Sein Aufsetzer strich jedoch Millimeter über die Latte. „Wir haben befreit gespielt, hatten Spaß an der Aufgabe“, meinte der Neuzugang vom TVB Stuttgart und verwies auf die vielen neuen Themen in der Vorbereitung – gerade für ihn selbst nicht so einfach. „Man will ja alles gut umsetzen, ist dabei aber vielleicht im Kopf noch nicht so frei“.
Viel Spielfreude und Spielwitz bei der HSG
Ganz anders gegen die Kadetten. Wenngleich sich diese vor guter Kulisse in Allensbach als die cleverere und abgeklärtere Mannschaft zeigten und Fehler der HSG eiskalt bestraften, so strahlte die HSG in ihren mit viel Tempo vorgetragenen Aktionen reichlich Spielwitz und Spielfreude aus. Highlight war ein herrlicher Kempa-Trick über Foege, Peter Schramm auf Gregor Thomann. Nach einem Vier-Tore-Rückstand drehte Konstanz in den letzten Minuten nochmal auf und hatte die Chancen für mehr, jedoch etwas jugendlichen Übermut in dieser Phase eingestreut. „Wir haben gut gearbeitet und große Schritte gemacht“, findet Foege. Geholfen habe dem Linkshänder bei der Eingewöhnung „viel Kommunikation mit dem Trainer“ und Positionskollege Fynn Beckmann. „Vor allem in der regelmäßigen Videoanalyse wurde mir viel wertvoller Input gegeben.“ Spürbar mehr traut sich der 1,92-Meter große Shooter zu, der in Konstanz die Aufgabe hat, nicht nur zu werfen. Mit Erfolg, nachdem „die Details im Timing und den Laufwegen“ immer besser aufeinander abgestimmt wurden. „Davon profitieren wir alle und haben mehr Optionen“, so Foege, der ab 1. September eine Ausbildung bei HSG-Sponsor Licht+Strom zum Elektriker für Gebäude- und Energietechnik beginnen wird. Seine Freundin hat in der Schweiz einen Job als kaufmännische Angestellte im Gesundheitswesen gefunden. Beide haben sich in ihrer Wohnung gut in Konstanz eingelebt. „Ich kann zwar nur drei, vier Gerichte, die koche ich aber regelmäßig. Meine Freundin hat da mehr Optionen“, verrät der ehemalige Jugend- und Junioren-Nationalspieler.
„Sehr attraktive, junge, dynamische Mannschaft“
Für die HSG Konstanz war der Abschluss der Testspiel-Reihe damit gelungen. Viel Gutes hatte Lützelberger registriert, aber auch gesehen, „welche Prozente uns noch fehlen. Jetzt gar nicht so sehr in der Abstimmung, sondern in der Frische – was auch verständlich ist. Wir haben in der sechsten Vorbereitungswoche gut Gas gegeben.“ Vor dem ersten Pflichtspiel strahlte der EHF-Mastercoach und sagte: „Wir haben eine sehr attraktive, junge, dynamische Mannschaft. Wir sehen die Fortschritte. Es macht Spaß mit den Jungs zu arbeiten, sie dabei zu begleiten, wie sie vorankommen. Jetzt kann es losgehen.“
DHB-Pokal-Kracher gegen VfL Gummersbach
Am kommenden Samstag, 27. August, 20 Uhr, steigt mit dem Kracher im DHB-Pokal gegen den zwölffachen Deutschen Meister VfL Gummersbach das erste Pflichtspiel der neuen Saison in der Schänzle-Hölle. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich. Für Lützelberger, der Jahre als Spieler, Trainer und Funktionär für den Traditionsclub gearbeitet hatte, ein „absolutes Highlight, in dem wir nichts zu verlieren haben und vor unseren eigenen Fans nur glänzen können.“
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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