„Kampf über 60 Minuten – oder länger“
HSG Konstanz vor Pokalkracher gegen Gummersbach
Konstanz. Es ist deutliche Vorfreude zu verspüren. In den letzten Tagen fieberten bei Zweitligist HSG Konstanz Spieler und ganz besonders Head Coach Jörg Lützelberger dem ersten Pflichtspiel der neuen Saison entgegen. Zum Auftakt kommt es in der 1. Runde des DHB-Pokals am Samstag, 20 Uhr, in der Schänzle-Hölle direkt zum Kracher gegen den zwölffachen Deutschen Meister VfL Gummersbach. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets und ab 18 Uhr an der Tageskasse erhältlich.
„Richtig Lust auf Spiele, in denen es um etwas geht“
Jenen Club, für den Lützelberger selbst lange Jahre sehr erfolgreich tätig war. Als Spieler, Trainer und Funktionär. Nun ist genug der Vorbereitung und alle sind heiß auf den frischgebackenen Erstligisten, der die 2. Bundesliga in der vergangenen Spielzeit dominiert und sich anschließend noch einmal sehr gut verstärkt hatte. „Ich freue mich darauf“, sagt der 37-Jährige und das Funkeln in seinen Augen ist unübersehbar. „Wir haben uns stetig weiterentwickelt, aber irgendwann ist auch gut mit Vorbereitung. Man merkt, dass alle richtig Lust auf Spiele haben, in denen es um etwas geht.“ Sechs Wochen Vorbereitung, in denen sich die HSG mit vielen hochkarätigen Gegnern gemessen hat, um sich direkt die nötige Wettkampfhärte für den Ernstfall zu holen. Dafür waren unter anderem Pfadi Winterthur, der Bergische HC und die Kadetten Schaffhausen gute Gradmesser. „Am Samstag kommt mindestens dieses Niveau auf uns zu, wenn nicht noch mehr“, so der Konstanzer Trainer, der seine blutjunge Mannschaft bereit dafür sieht, vor den eigenen enthusiastischen Fans alles zu geben. Eine Unterstützung von den Rängen und Stimmung, die auch VfL-Akteur Tom Kiesler nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. „Konstanz war bereits in der Saison 2020/21 für ihre Halle und die Stimmung, die dort herrscht, bekannt. Zudem sind sie ein sehr kämpferisches Team“, beschreibt er.
Wiedersehen für Lützelberger
Kiesler war in Gummersbach in der C-Jugend Schützling von Trainer Lützelberger, Julius Fanger und Mathias Häseler betreute er als Jugendkoordinator. Mit Guðjón Valur Sigurðsson, EM-Rekordtorschütze, spielte der EHF-Mastercoach zusammen in der Champions League. Auch die Betreuer kennt er noch bestens. Dreimal gewann der in Suhl geborenen Handballtrainer den Europapokal mit Gummersbach. Seine beiden Söhne kamen noch vor seinem Umzug an den Bodensee in Gummersbach zur Welt. Also einiges an persönlicher Verbindung und Emotionen. Zumindest noch ist er allerdings nüchtern und rational. „Wie das am Samstag sein wird, weiß ich nicht“, zuckt er mit den Achseln. Dieses gute Verhältnis führte auch dazu, dass sich die HSG in der Aufstiegsrunde in der Halle des Traditionsvereins vorbreitete und ein Abschlusstraining absolvierte. Am Samstag wird das alles ausgeblendet. „Jede gute Aktion, jedes Tor, werden wir mit allem, was wir haben, feiern“, verrät er mit einem Grinsen im Gesicht. „Wir werden ihnen 60 Minuten einen Fight liefern. Wenn es notwendig ist auch länger.“ Diese gewohnt ehrgeizige Herangehensweise des ehemaligen Bundesligaprofis ändert jedoch nichts an der klaren Rollenverteilung. Gummersbach wird mit den starken Neuzugängen in Person von Zweitliga-MVP Dominik Mappes, dem niederländischen Nationalspieler Tom Jansen, dem slowenischen Nationalspieler Tilen Kodrin sowie Miro Schluroff (Minden) und dem serbischen Nationalspieler Nemanja Zelenović (Göppingen) von vielen Experten eine gute Rolle im Mittelfeld der ersten Liga zugetraut.
„In den Gegner hineinversetzt und hineingedacht“
Doch Lützelberger hat sich akribisch „in den Gegner hineinversetzt und hineingedacht“, wie er erzählt. Dabei will er herausgefunden haben, wo Gummersbach „nur gut und nicht sehr gut“ ist. „Dort werden wir hart angreifen“, sagt der in Lindau wohnende Sportwissenschaftler. Die HSG kann sich dabei in einer im letzten Jahr ungewohnten, aber schönen Position als Außenseiter beweisen. „Gar nichts“ habe man zu verlieren, dennoch wolle man den eigenen Zuschauern einen tollen Pokalkampf bieten. Wenngleich die Anzahl der Überraschungen im Handball durch die erhöhte Anzahl an erfolgreichen Aktionen oder Fehlern bedeutend kleiner als im Fußball ist. Aber es gibt sie. Immer mal wieder. An ganz besonderen Tagen. Dass sich solch einer wieder einmal in der stimmungsvollen Schänzle-Hölle ereignet, dafür werden sich die Gastgeber zerreißen.
„Solche Spiele sind einfach geil und eine riesige Chance“
Mit dem deutschen Nationalspieler Julian Köster gibt es allerdings auch einen, der, gerade wenn es darauf ankommt, viel Verantwortung übernehmen und das Spiel an sich reißen kann. Ihn und die andern möchten die Gelb-Blauen nur zu gerne in schwere Abschlüsse drängen und damit unter Stress setzen – eine Herkulesaufgabe gegen die sowohl in der Breite als auch Spitze enorme Qualität er Oberbergischen. Lützelberger sieht seine Mannschaft und seinen Club ohnehin schon im Vorfeld als Gewinner, denn: „Für uns als Trainer, Spieler, und Verein sind solche Spiele einfach geil und eine riesige Chance, uns mit echten Hochkarätern, Nationalspielern und langjährigen Bundesliga-Profis zu messen. Dran können wir alle wachsen.“ Im Hinblick auf den in einer Woche erfolgenden Saisonstart in der stärksten zweiten Liga der Welt beim ehemaligen Erstligisten HSC 2000 Coburg die perfekte Feuertaufe. Die HSG Konstanz wird dabei ihre vergrößerte Variabilität mit neuen Ideen im Abwehr- und Angriffsspiel versuchen einzubringen. „Aber es bleibt auch noch viel Potenzial. Unsere Entwicklung wird die nächsten Monate weitergehen“, spricht Lützelberger unter anderem den noch nicht abgeschlossenen Umbruch auf zentralen Positionen an. Auf Herz und Leidenschaft können ihrer Lieblinge können sich die HSG-Anhänger jedoch immer verlassen.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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