Polster aus der ersten Hälfte erlaubte Restrunden mit der zweiten und dritten Formation
HSG brennt defensives Feuerwerk in der Blausteiner Halle ab
Konstanz/Ulm. Was die HSG Konstanz in der ersten Halbzeit in Baustein am Samstagabend vor zahlreich mitgereisten HSG-Fans ablieferte, war ein echtes Feuerwerk: Mit 23:10 ging es in die Kabine. Nach dem Seitenwechsel wechselte der weiter ungeschlagene Drittliga-Tabellenführer komplett durch, schonte wichtige Spieler und gewann dennoch ungefährdet mit 36:28. Mit 32:0 Punkten und ganz viel Vorfreude nach zwei Monaten ohne Heimspiel empfangen die Gelb-Blauen nun am Freitag, 20.30 Uhr, den TV Willstätt zum Südbaden-Duell in der Schänzle-Hölle. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
HSG-Fans haben Spaß und erhalten Kompliment
„Kompliment an die Mannschaft und Kompliment an die Fans“, war das erste, was direkt nach dem Spiel aus einem glücklichen Jörg Lützelberger heraus musste. Ein ganzer Block der Lixsporthalle war zuvor mit gelb-blauen Fahnen und Luftballons geschmückt. Vor allem aber: Gut gefüllt mit sangesfreudigen, lautstarken Schlachtenbummlern, die die Halle einmal mehr fest im Griff hatten. „Blaustein, wir sind zu leise. Wir wollen euch hören“, hatte der Hallensprecher sein Bestes versucht. Doch die Fans in gelb und blau ließen nicht locker und bildeten mit ihren Lieblingen wieder eine perfekte Einheit. Der HSG-Coach strahlte und lachte, denn „das war von der Kulisse definitiv kein Auswärtsspiel. Genauso wie man sich bei der Mannschaft immer wieder vor Augen führen muss, dass das nicht selbstverständlich ist die Spiele zu gewinnen und in der Art und Weise zu gewinnen, so muss man das auch über unsere Fans sagen. Jedes Mal nehmen sie wieder die Reise auf sich und haben dann so einen Spaß und geben wirklich alles. Sie unterstützen uns wirklich fantastisch – vor allem auch, wenn mal etwas daneben geht sind sie voll da, lassen nicht nach und stärken uns weiter den Rücken.“
Rote Karte für Nikola Potic
Wie das zusätzliche Energie erzeugt und welch Feuer in der blutjungen Mannschaft der HSG Konstanz steckt, zeigte sie in dieser Saison bereits 15 Mal. Beim 16. lief der Motor der Konstanzer richtig heiß. 4:1 stand es nach fünf Minuten, 11:5 nach 15 Zeigerumdrehungen – für die Gäste. Ab der zehnten Minute war der zuvor viermal ungeschlagene TSV Blaustein chancenlos.
Der Blausteiner Topscorer Nikola Potic traf David Knezevic voll im Gesicht. Sicher ohne Absicht, aber während sich der 20-Jährige auf dem Boden krümmte, gab es dafür die Rote Karte.
Ab Minute 19 rollte der HSG-Express so in einem sehenswerten Tempo auf den Bausteiner Kasten zu. Zuvor aus einer sehr aggressiven 3:2:1-Deckung, später einen ebenso beweglichen 6:0-Formation heraus entwickelte die Mannschaft vom Bodensee einen immensen Druck auf den Gegner, belohnte sich mit Ballgewinnen und verzückte die begeisterten HSG-Fans mit Highlights wie einem feinen Dreher von Lukas Köder, Toren von Aron Czako aus dem Nullwinkel und den ganzen jungen Nachwuchskräften Jo Knipp und Lars Michelberger.
Nur vier Minuten benötigte Konstanz, um von 11:6 auf 17:6 zu erhöhen. In diesem Tempo ging es bis zur Pause munter weiter, da sich Torwart Leon Grabenstein erneut in toller Form zeigte und reihenweise die Abschlüsse – selbst die freien – herausfischte. Ein Doppelschlag von Fynn Beckmann brachte schließlich sogar eine 23:10-Führung nach dem ersten Durchgang.
„Cool, Muskeln spielen zu lassen und zu zeigen was in der Mannschaft steckt“
„Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie sie in der ersten Halbzeit das Ruder sehr schnell an sich gerissen hat“, freute sich Lützelberger über den Torhunger. „Die Rote Karte hat schon Einfluss auf das Spiel genommen. Sie kommt aber nicht von irgendwo her. Es war die klare Ansage an alle, mit vollem Einsatz dahin zu gehen, wo es weh tut. Das hat David in dieser Situation gemacht.“ Aber nicht nur er. Egal ob Fynn Beckmann in seinen schnellen Eins-gegen-Eins-Duellen, Joel Mauch, mit allem was er hatte oder aber die Außen, die sofort in die gegnerische Spielhälfte starteten oder selbst den Steal sicherten. Den Ritterschlag dafür gab es in Form eines großen Komplimentes des Trainers: „Das war schon ein defensives Feuerwerk. Cool, das mitzuerleben wie wir innerhalb kurzer Zeit von plus fünf auf plus 13 gehen. Das war schon stark und ganz viel von dem, woran wir in den letzten Wochen gearbeitet haben.“ Der 36-Jährige trug ein zufriedenes Lächeln beim Gedanken an die erste Hälfte auf dem Gesicht. „Echt cool, mal die Muskeln spielen zu lassen und zu zeigen, was drinsteckt in dieser Mannschaft“, so der EHF-Mastercoach.
Viele Wechsel und Spielzeit für zweite und dritte Formation
Nach dem Pausentee nutzte der EHF-Mastercoach die komfortable Situation um wieder viele Dinge zu testen und vor allem komplett durchzuwechseln. Leistungsträger wie Kapitän Tim Bornhauser oder Joschua Braun wurden komplett oder weitgehend geschont und die Kräfte verteilt. Dafür durften sich die Talente um Joel Mauch, Jo Knipp, Lars Michelberger sowie Jannes Timm versuchen.
Ein Teil des Status quo, das wurde anschließend deutlich, ist, „dass wir viele junge Spieler und die zweite und dritte Formation nicht so eingespielt haben wie die erste“, erklärte Lützelberger. Die HSG Konstanz spielte nicht mehr so flüssig, leistete sich ein paar Fehler mehr und ließ ein paar Chancen liegen. Alles Themen, an denen auch schon gearbeitet werde, aber die „wir noch nicht so erfolgreich umgesetzt haben“ (Lützelberger). Zudem hatte sich Blaustein mit dem siebten Feldspieler etwas überlegt – für Lützelberger stets die höchste Wertschätzung für den Gegner und ein Zeichen, dass die HSG zuvor vieles richtig gemacht hat. Die Ulmer Vorstädter gingen beherzt, mit viel Einsatz und guten Aktionen an den Kreis über Louis Dück zur Sache und konnten die zweite Hälfte damit nicht nur ausgeglichen, sondern für sich entscheiden. Zwischenzeitlich hatte Blaustein auf sieben Tore verkürzen können. Dennoch war es am Ende eine klare Sache, verbunden mit weiteren Lerneffekten und wichtigen Erfahrungen für die zweite und dritte Formation im Hinblick auf Spiele, in denen nicht mehr getestet werden kann und ein, so Lützelberger, „gelungenes Spiel“.
- Andreas Joas
Autor:Redaktion aus Singen |
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