Fans feiern in der Schänzle-Hölle
Ersten Sieg der Saison gegen Lübeck geschafft
Konstanz. Die Felsbrocken, die den frenetisch mitgehenden 950 Zuschauern und allen anderen Beteiligten auf Konstanzer Seite nach dem Spiel von den Herzen purzelten, waren weithin vernehmbar. Große Emotionen und große Erleichterung machten sich breit nach dem souveränen 31:27 (15:15)-Heimsieg gegen den VfL Lübeck-Schwartau. Mit nunmehr drei Punkten zog die HSG in der „echten“ Tabelle mit den Gästen gleich und sprang auf Platz 15, an gleich vier Teams vorbei.
„Moritz, Moritz“-Sprechchöre
Lautstarke „Moritz, Moritz“-Sprechchöre hallten beim Stand von 29:23 fünf Minuten vor dem Ende durch die längst wieder zu einem echten Hexenkessel mutierte Schänzle-Hölle. Moritz Ebert, seit den Minis für die HSG aktiv, wurde von den HSG-Fans enthusiastisch gefeiert. Nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit vernagelte der Schlussmann sein Tor komplett mit spektakulären Flugeinlagen und Reflexen. In Zahlen klingt das so: Acht Paraden, 50 Prozent der Würfe abgewehrt. Und war damit ein ganz wichtiger Faktor für den bis auf 31:24 angewachsenen Vorsprung seiner Mannschaft. Die hatte eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass der deutliche Aufwärtstrend und die Leistungssteigerung gegen Dresden kein Ausrutscher war. Dass die dreiwöchige Spielpause zudem gut genutzt wurde und noch mehr Potenzial in ihr schlummert, als gegen Dresden schon gezeigt werden konnte.
Ball läuft gut bei Konstanz
Auch der kurzfristige Abgang von Peter Schramm wurde eindrucksvoll kompensiert. Mit einer ganz starken, mannschaftlich geschlossenen Teamleistung von allen Positionen. So konnte sich die HSG in den ersten Minuten, in denen die Nervosität beider Mannschaften greifbar war und sich in einigen technischen Fehlern niederschlug, erneut auf Leon Grabenstein im Tor als wichtigen Rückhalt verlassen. Der hatte mit seinen sieben Paraden großen Anteil daran, dass es Kopf an Kopf bis zum 8:6 durch Lukas Köder nach einer Viertelstunde ging. Jörg Lützelberger hatte seine Mannschaft gut auf die körperlich robuste Mannschaft der Hansestädter eingestellt und dazu mit einem guten Gespür für den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz des siebten Feldspielers geglänzt. Immer wenn seine Mannschaft sich schwertat, brachte der zusätzliche Feldspieler den benötigten Raumgewinn. Auch die Umstellung des VfL auf eine 5:1-Deckung wurde dieses Mal sehr gut bespielt. Die Hereinnahme von Luis Foege im rechten Rückraum brachte ebenso Durchschlagskraft aus dem Rückraum wie auch der Mut und das Selbstvertrauen von David Knezevic. Zusammen steuerten beide elf Treffer bei.
„Leidenschaftlicher Abstiegskampf“
„Konstanz hat uns gezeigt, wie leidenschaftlicher Abstiegskampf geht“, sagte David Röhrig, nachdem er von den HSG-Fas noch ein Ständchen zu seinem 32. Geburtstag erhalten hatte. „Konstanz hat taktisch gut agiert.“ Sein Gegenüber Jörg Lützelberger strahlte bis über beide Ohren. Nach dem ersten Sieg in der 2. Bundesliga als Trainer hatte er sich bei der Pressekonferenz von seinem Stuhl erhoben und den Fans mit Applaus für ihre bemerkenswerte Unterstützung gedankt. Der 37-Jährige sah die starke Leistung nicht nur über die 60 Spielminuten, sondern schon in der ganzen Woche. „Vielen Dank für den Support. Die Mannschaft hat gespielt, was sie konnte. Der Ball ist viel besser gelaufen und wir hatten eine ganz tolle Atmosphäre und gut trainiert. Das hat über weite Strecken ganz viel Spaß gemacht.“
Ebert sechs Minuten ohne Gegentor
In der ersten Halbzeit hatten die Gelb-Blauen noch etwas Probleme mit dem Rückzug und dem schnellen Spiel nach vorne der Gäste. Mit zunehmender Spieldauer wurde dies immer besser gelöst. Dennoch schaffte es die HSG nicht, ihren Drei-Tore-Vorsprung aus der 14:11-Führung vier Minuten vor der Pause in die Kabine zu nehmen. Ein paar Fehler bedeuteten ein 15:15 nach 30 Minuten. Als dann jedoch David Knezevic sich zweimal ein Herz fasste und das 22:20 und 23:20 erzielte, übernahm die HSG endgültig das Kommando und sprühte vor Spielfreude. Dann kam schließlich die große Zeit von Moritz Ebert. Der gebürtige Konstanzer lief nun richtig heiß und blieb in der Schlussphase knapp sechs Minuten ohne Gegentor. Jene Phase, die seine Mitspieler nutzen konnten und von 26:23 auf 30:23 stellten. Die Vorentscheidung. Nach dem 31:24 gelang Lübeck lediglich noch etwas Ergebniskosmetik. Der erste Sieg der Saison und der große Jubel danach waren den Konstanzern jedoch nicht mehr zu nehmen. „Tolle Teamleistung. Es hat unglaublich Spaß gemacht, das Spiel, zu coachen“, erklärte Lützelberger und fügte an: „Das ist heute ein toller Moment für uns und macht Lust auf mehr. Ich freue mich auf das nächste Training.“ Seine Marschrote: Bescheiden bleiben, weiter hart arbeiten – und dies mit Freude tun.
Englische Woche
Viel Zeit zum Feiern bleibt der HSG Konstanz ohnehin nicht. Schon am Mittwoch ist sie beim TV Hüttenberg auswärts gefordert, ehe am Samstag, 5. November, der TuSEM Essen mit den beiden Ex-Konstanzern Markus Dangers und Felix Klingler in die Schänzle-Hölle kommt. Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
Autor:Andreas Joas aus Konstanz |
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