„Gemeinsam etwas entwickeln“
Erfolgs-Trainerduo Baricelli/Lützelberger bleibt bei der HSG

Das Erfolgsduo bleibt der HSG erhalten: Cheftrainer Jörg Lützelberger (links) und Vitor Baricelli (rechts), hier mit Geschäftsführer André Melchert (Mitte). | Foto: Peter Pisa
  • Das Erfolgsduo bleibt der HSG erhalten: Cheftrainer Jörg Lützelberger (links) und Vitor Baricelli (rechts), hier mit Geschäftsführer André Melchert (Mitte).
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Konstanz. Zweitligist HSG Konstanz hat sich für die kommenden Jahre die nächsten Schritte der Entwicklung und die feste Etablierung in der 2. Handball-Bundesliga zum Ziel gesetzt. Ein Baustein dabei ist, die eigenen Leistungsträger langfristig zu binden und zu Identifikationsfiguren zu entwickeln. Diese Kontinuität ist auch auf der Trainerposition das Ziel. Unter großem Interesse und viel Applaus konnte die HSG in der Pressekonferenz im vollbesetzten BGV-Kundencenter Konstanz zwei wichtige Personalentscheidungen verkünden. Co-Trainer Vitor Baricelli hat sich unabhängig von der Ligazugehörigkeit bis mindestens 30. Juni 2025 an die HSG Konstanz gebunden. Head Coach Jörg Lützelberger möchte in den nächsten Jahren die positive Entwicklung bei der HSG weiterschreiben und setzte seine Unterschrift zunächst unter einen neuen Liga unabhängig geltenden Vertrag bis 30. Juni 2024.

Zwei „absolut Handball-Verrückte“ haben sich gefunden

Der feste Wille beider Parteien ist es jedoch, langfristig gemeinsam Mannschaft und Club auf das nächste Level zu heben. Die Vertragslaufzeit, die „Familien-Klausel“, soll es dem Wahl-Lindauer, der einen großen zeitlichen Aufwand bei und für die HSG betreibt, ermöglichen, das Engagement im Hinblick auf seine Verpflichtungen als zweifacher Familienvater und Ehemann jährlich zu überprüfen. Trainer und Club wollen allerdings die Aufbruchsstimmung und wegweisende Entwicklungen wie die Einrichtung eines eigenen neuen Kraftraums und die bald deutlich verbesserte Infrastruktur durch einen zweigeschossigen Hallenanbau mit Trainingshalle, Büro- und Geschäftsräumen sowie VIP-Bereich nutzen, um den nächsten Schritt in der Entwicklung der HSG Konstanz zu machen. Geschäftsführer André Melchert konnte mit einem zufriedenen Lächeln verkünden, dass „sich in Vitor und Jörg zwei absolut Handball-Verrückte gefunden haben. Sie arbeiten super zusammen und passen auch als Menschen perfekt zusammen. Sie haben die gleiche professionelle Einstellung und Arbeitsweise.“ Das sei schon bemerkenswert und auch die HSG als Club könne von dieser Expertise und täglichen Arbeitsweise viel lernen und profitieren. „Jörg ist mir damals schon beim EHF-Mastercoach-Lehrgang in Konstanz aufgefallen“, lachte der Manager. „Da ist er gegen den Strom den Seerhein hochgeschwommen. Da dachte ich: Der passt menschlich und sportlich zur HSG.“ Ähnlich verhält es sich bei Vitor Baricelli, bei dem Melchert sein bestes Englisch für das erste Gespräch vorbreitet hatte und dann nach fünf Minuten auf Deutsch festgestellt hatte: „Vitor muss zur HSG kommen. Sein zielstrebiges Denken ist bemerkenswert für einen so jungen Trainer. Die Handball-Kompetenz bei Jörg spricht ebenfalls für sich. Beide wollen das Team besser machen und selbst jeden Tag besser werden. Dadurch werden wir als Verein besser.“ So bringen sich beide Trainer auch im Jugendbereich ein und bilden die eigenen Jugendtrainer weiter.

„Sind weiter dabei, die Strukturen zu verbessern und uns in allen Bereichen noch besser aufzustellen“
Genau darin bemisst er den Erfolg der Trainer: Nicht nur im bloßen Ergebnis, sondern auch und vor allem in der Entwicklung der Spieler und der Mannschaft. In den letzten Jahren hat die HSG Konstanz viel darin investiert, sich im Gesundheits- und Athletikbereich noch professioneller aufzustellen. „Wir sind hier viel besser geworden, aber noch lange nicht am Ende“, so Melchert. „Wir sind weiter dabei, die Strukturen zu verbessern und uns in allen Bereichen noch besser aufzustellen.“ Kontinuität soll dabei helfen. Denn: „Wir wollen uns in der 2. Bundesliga festsetzen. Das ist immer schwierig, wir wollen aber stetig professioneller werden und die Qualität steigern.“ Damit liegen alle Parteien auf derselben Wellenlänge. Es hat sich inzwischen bewahrheitet, was Jörg Lützelberger direkt zu Beginn der Zusammenarbeit im Sommer 2021 gefühlt hatte. „Es ist ein Match“, hatte er damals gesagt.

Spaß an der „Leidenschaft Handball-Trainer“

Danach führten Baricelli und Lützelberger die HSG Konstanz zurück in die stärkste zweite Liga der Welt. Für Lützelberger dabei ganz wichtig: Spaß an der „Leidenschaft Handball-Trainer“ haben. „Das ist in vollem Umfang bei der HSG gegeben. Ich bin mit Freude bei der Arbeit und kann mich an der Herausforderung auch persönlich weiterentwickeln.“ Besser werden mit der Arbeit im Verein und mit dem Team treibt den dreimaligen Europapokalgewinner an, der nach Erfolgen, Siegen und Entwicklungen strebt. Ehrgeiz, den der gebürtige Suhler in fast 300 Bundesligaspielen unter Beweis gestellt hat. Lützelberger: „Ich sehe die strukturelle Entwicklung des Vereins, sei es mit dem neuen Kraftraum oder der Spieltags-Organisation, bei der die Bühne, die für uns aufgebaut wird, immer größer und attraktiver wird.“ Gleichzeitig waren für ihn die vielen frühen und klaren Bekenntnisse einer ganzen Reihe an Leistungsträgern wichtig für die Arbeit in den nächsten Jahren. „Sie verlängern gerne, weil sie hier eine gute Plattform und Input bekommen und darüber hinaus ihr Studium und ihre Ausbildung vorabtreiben können“, erklärte er. Ein Punkt, der ihm besonders imponiert, schließlich ging der Sportwissenschaftler noch während seiner Profikarriere den gleichen Weg, hängte Trainerlizenzen und Fortbildungen bis hin zum jüngsten EHF-Mastercoach an.

Co-Trainer Vitor Baricelli wichtiger Baustein
Ein Anliegen ist es ihm, Spieler als Säulen in der Mannschaft aufzubauen, die den Club nicht nur als Sprungbrett und Plattform sehen, sondern hier etwas bewegen und aufbauen möchten. Grundvoraussetzung dafür ist ein starkes Team mit Physiotherapeuten und Ärzten, Torwart-, Athletik- und Co-Trainer. So war für Lützelbergers Zusage ein ganz wichtiger Punkt, dass auch Vitor Baricelli mindestens zwei weitere Jahre bei der HSG Konstanz wirkt. Der 26-jährige Brasilianer ist ehrgeizig, wissbegierig und hat große Ziele mit der HSG und für sich selbst. Nichts weniger als eines Tages den Handball in Brasilien groß zu machen hat er sich vorgenommen. Dafür hat er den weiten Weg fernab der Heimat nach Deutschland auf sich genommen. Um die Handball-Kultur zu lernen und sich in der stärksten Liga der Welt zu beweisen. „Wenn mir das gelingt, gelingt es mir überall“, sagte der und weiß: „Bei der HSG habe ich dazu alles, was ich benötige. Hier konnte ich mich zusammen mit Jörg und André in einem Jahr unwahrscheinlich entwickeln. Deshalb war es für mich eine leichte Entscheidung.“ Der Athletik- und Co-Trainer der ersten Mannschaft betreut zudem die U23 und ist fest davon überzeugt, dass beide Teams über „so großes Potenzial verfügen, dass wir in jedem Training weiterkommen und uns steigern können. Die HSG hat zudem viel für mich bei der Einreise getan und viel in mich investiert. Mit meiner Verlängerung möchte ich etwas zurückgeben.“

Co-Trainer und Head Coach verstehen sich

Großen Applaus und glückliche Gesichter hatte es zuvor schon bei der Bekanntgabe der doppelten Vertragsverlängerung im Kreise der Mannschaft gegeben. „Das war wichtig für mich“, so Baricelli, der aus der Millionenstadt São Paulo stammt, aber schon in Deutschland studiert hatte. Der Sportwissenschaftler hatte zudem unter anderem als Team- und Videoanalyst für die brasilianische Handball-Nationalmannschaft bei der WM 2019 gearbeitet. Das Match ist somit nicht nur zwischen den Trainern und der HSG zustande gekommen – es haben sich zwei „Handall-Verrückte“ gefunden, die mehr als nur Arbeitskollegen geworden sind. „Jörg ist ein Vorbild für mich“, sagte Baricelli und meint damit nicht nur dessen große Erfahrung im Profibereich, sondern ebenso „wie er das Leben versteht und angeht.“ Es gibt Zeiten, da bilden beide Trainer eine Handballer-WG in Konstanz. So kennen sie sich inzwischen in- und auswendig, sodass Baricelli ganz genau weiß, „wann ich Jörg herunterbringen, alleine lassen oder mit ihm sprechen muss.“ Mit seinem Trainerkollegen bei der U23 verbindet ihn ebenfalls eine Freundschaft fürs Leben. Baricelli: „Benjamin Schweda sei ein Leader, einer von dem ich viel gelernt habe.“
Jahrzehntelange Aufbauarbeit fortsetzen und mitgestalten

Dass der Mann, der vier Sprachen fließend spricht, jetzt mit seinen Athleten einen neuen eigenen Kraftraum nutzen kann, wird die HSG noch einmal weiterbringen. „Wir setzen auf Individualisierung der Pläne“, erläuterte er. Manche Sportler sollen in puncto Kraft zulegen, die Außen etwa in der Schnellkraft, die Kreisläufer in der Drehbewegung. Baricelli: „Wichtig ist, dass die Jungs bereit sind zu spielen. Wir benötigen nicht die besten Gewichtheber, sondern Handballer.“ Diese Arbeit trägt darüber hinaus sehr erfolgreich dazu bei, dass die HSG in den letzten zwei Jahren wenige Verletzungen zu verkraften hatte. Bei all den großen Zielen in der Zukunft ist für Lützelberger aber auch der Blick zurück ganz wichtig. Auf die jahrzehntelange Aufbauarbeit von Otto und Daniel Eblen. „Davor habe ich großen Respekt. Es ist mir eine Ehre, dies auf einer zentralen Position fortsetzen und mitgestalten zu dürfen“, betont der junge HSG-Coach. „Hier herrscht eine Kultur des Anpackens bei allen. Wir sind alle verpflichtet, das Beste herauszuholen. Das ist eine schöne Form von Druck und Ansporn, es gut zu machen. Die Arbeit mit André ist wirklich angenehm und von sehr viel Vertrauen geprägt.“ Das Verhältnis zu Vitor Baricelli sei schließlich eines wie zwischen großem und kleinem Bruder. „Und der kleine Bruder hat einiges auf dem Kasten. Ich habe sehr viel über Handball von ihm gelernt. Wir verstehen uns sehr gut und leben beide eine ähnliche Form des Handball-Wahnsinns. Es ist nicht selbstverständlich, einen Co-Trainer in der Qualität an seiner Seite zu haben.“

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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