Neue Sicht auf Dorian Gray im Theater Konstanz
Wie "echt" ist "authentisch" überhaupt
Konstanz. Es ist die letzte Premiere in dieser Spielzeit vor dem Open-Air auf dem Münsterplatz. Damit soll unter dem noch wenige Wochen aktuellen Spielzeittitel "Wer entscheidet Zukunft" nun noch "Das Bildnis nach Motiven des Dorian Gray" am Samstag, 25. Mai, 20 Uhr, in der Spiegelhalle ein weiteres leuchtendes Zeichen gesetzt werden durch die Inszenierung von Hannes Weiler, die "sehr frei nach Oscar Wilde" werden soll. Der Roman aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert soll schließlich in unsere Gegenwart übersetzt werden, in der Äußerlichkeiten und das richtige Outfit eine immer dominantere Rolle spielen.
In Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray" übernimmt ein Portrait auf wundersame Weise den Alterungsprozess des Portraitierten, der selbst ewig jung zu bleiben scheint. Das Bild ist Schatten, Kehrseite, Fratze der Persönlichkeit des Modells, das sich äußerlich unberührt durch die Gesellschaft bewegt, so die Vorschau auf diese Inszenierung.
„Das Bildnis nach Motiven des Dorian Gray“ befragt auf der Bühne durch die Schauspielenden Patrick O. Beck, Sarah Siri Lee König, und Anne Rohde wie durch den Regisseur eingeflochtene Videos und durch Dramaturgin Meike Sasse die Konsistenz der Persönlichkeit. Authentisch-Sein ist wichtig – es geht darum, echt, ursprünglich und unverfälscht zu sein. Doch: Selbstinszenierung ist auch etwas Feines, im analogen wie im digitalen Raum.
Die Frage ist: Können wir überhaupt trennscharf zwischen „echter“ und artifizieller Identität unterscheiden? Wie wirken die Mechanismen der Selbstdarstellung zum Beispiel in sozialen Medien auf die Persönlichkeiten der Darstellenden zurück? Ist der Glaube an Authentizität des Individuums nicht vielleicht ein großes Missverständnis und von Anfang an eine unüberschaubare Montage aus Selbst- und Fremdspiegelungen, Brechungen und Reflexionen in einer technischen und sozialen Umwelt? Daraus dürfte ein großes Abenteuer fürs Hirn an diesem Abend werden.
Hannes Weiler ist Regisseur und Autor. Schwerpunkte seiner künstlerischen Arbeit sind kollektive Stückentwicklungen und thematische sowie ästhetische Weiterentwicklungen klassischer Prosa. Er inszeniert am Schauspielhaus Zürich, Maxim Gorki Theater oder Theaterhaus Jena und zeigte in der vergangenen Spielzeit mit „Quijote“ seine erste Arbeit am Theater Konstanz.
Karten und weitere Infos inklusive eines Interviews mit Hannes Weiler gibt es auf der Homepage des Theater Konstanz.
Quelle: Theater Konstanz, Archiv Wochenblatt
Autor:Presseinfo aus Singen |
Kommentare