Fridays for Future ziehen Bilanz auf der Straße
Vier Jahre Stillstand angekreidet

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Konstanz. Unter dem Motto "4 Jahre Stillstand - Wir kreiden Konstanz an" rief Fridays for Future Konstanz heute, am Dienstag den zum Klimastreik auf. 250 Konstanzerinnen folgen dem Aufruf. Anlass ist die einstimmige Ausrufung des Klimanotstands durch den Gemeinderat vor 4 Jahren.
Start des Demonstrationszuges war im Hérose-Park, Ende gegen 16:30 Uhr auf dem Stephaniplatz. In mehreren Reden kritisierten die Aktivist:innen die viel zu zögerliche Klimapolitik der Stadt Konstanz. Anschließend hatten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, ihre Forderungen an die Stadt mit Kreide zum Ausdruck zu bringen.

Auf diesem Platz, der eigentlich schon längst autofreie Zone und zum Beispiel als Begegnungs- und Spielort umgestaltet werden sollte. "Das Ausrufen des Klimanotstands hat der Stadt weltweite Aufmerksamkeit beschert, aber real sehen wir bisher nur einen grünen Anstrich. Eine Klimaschutzstrategie wurde beschlossen, aber wir sehen, dass Handlungen noch immer ausbleiben. Zuletzt sind die städtischen CO₂-Emissionen sogar wieder angestiegen. Auch der jüngste Klimaschutzbericht verdeutlicht, dass die Stadtverwaltung und die städtischen Unternehmen die Klimaschutzstrategie mehr als Lippenbekenntnis, denn als konkreten Handlungsauftrag auffassen.

Wir müssen uns bewusst machen, dass jeder Tag über unsere Zukunft entscheidet. Der Klimawandel kostet Leben, wir entscheiden wie viele," so Eileen Blum, eine der Mitorganisator:innen. Sie hätte sich mehr erhofft. Marcel Maier, einer der Redner:innen, ist wütend: "Und was sagt unser Oberbürgermeister dazu, warum in Konstanz nichts geschieht? Er könne ja verstehen, dass uns das alles zu langsam gehe, aber das brauche nunmal seine Zeit. Als in den letzten vier Jahren in China 54.000 Häuser von der Flut erfasst wurden, die Dürre in Kenia den Menschen ihre Lebensgrundlage genommen hat, in Indien und Pakistan 7.000 Menschen an den Folgen des Klimawandels starben, naja da brauchte Konstanz einfach ein wenig Zeit. Seit Jahren muss ich mir dieses Argument anhören. 1990, da hatten wir noch Zeit. Aber lieber Gemeinderat, liebe Konstanzer Verwaltung, ihr habt 30 Jahre einfach so weiter gemacht. Und heute brennt der Planet."

"Den Anwohner:innenparkausweis gibt es schon für 12,50 Euro im Monat. 12,50 Euro, das reicht gerade einmal, um an zwei Tagen für den Wocheneinkauf mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Das ist nicht nur klimaschädlich, sondern auch sozial ungerecht. Eigentlich war kostenloser ÖPNV auf 2023 geplant. Es bleibt kaum ein halbes Jahr bis dahin, aber nichts ist in der Vorbereitung. Ich erinnere mich noch an die Haushaltsdebatten letzten Herbst. Man müsse den Sportvereinen das Geld kürzen, weil die Kassen leer seien. Aber 6,5 Millionen für ein neues Parkhaus hat man offenbar übrig. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber mir fehlen
da die Worte," fügt Klaus Vollmann, einer der Demonstranten hinzu.

Auch Alice Caillet ist unzufrieden: "Laut beschlossener Klimaschutzstrategie muss das gesamte Energiesystem in Konstanz bis 2035 auf eine nahezu fossil freie Versorgung umgestellt werden. Das heißt konkret für den Gebäudewärmebereich, dass wir dringend Wärmepumpen oder Wärmenetze brauchen.

Bereits 2018 wurden im Energienutzungsplan der Stadtteil Paradies und die Altstadt als besonders geeignet für den Ausbau eines Wärmenetzes identifiziert. Empfohlen wird die Nutzung von Seewärme bis spätestens 2030. Von schweizer Seite gab es Überlegungen, sich mit Konstanz zusammen zu schließen.

Trotz Energienutzungsplan und Klimanotstand ist in den letzten fünf Jahren auch bei der Wärmewende nicht wirklich etwas passiert. Konstanz hat mit dem Ausruf des Klimanotstands weltweite Aufmerksamkeit genossen, aber reale Handlungen bleiben – eben auch hier – aus."
Niklas, bringt in seiner Rede über den Stand des Ausbaus erneuerbarer Energien auf den Punkt, was viele Bürger bewegt: "Ein massiver Ausbau erneuerbarer Stromquellen ist zentral für den Klimaschutz. Statt massivem Ausbau gibt es aber ein Konstanzer Schneckentempo. Laut Klimaschutzstrategie hätten wir in der Stadt in den letzten Jahren 6-mal mehr Photovoltaik-Anlagen bauen müssen als tatsächlich gebaut wurden. Das gefährdet den Klimaschutz auch in den anderen Bereichen, denn Wärmepumpen, sowie Elektrobusse und -autos brauchen erneuerbaren Strom.

Bisher hat die Stadt sich darauf fokussiert, meist kleine Anlagen auf den eigenen Gebäuden zu realisieren und privates Potenzial durch kostenlose Beratungen zu aktivieren. Wir sehen, das reicht nicht.
Deshalb braucht es nicht nur kleine Dachflächen, sondern auch Freiflächen-Solaranlagen im Stadtgebiet. Im Gegensatz zu anderen Bauprojekten werden die Böden dabei nicht versiegelt. Zudem sind Landwirtschaft und Photovoltaik auch als Agri-voltaik kombinierbar.

Auch das private Potenzial auf Gebäuden kann besser genutzt werden. Noch scheuen viele Leute den Aufwand oder die ihnen fehlen die finanziellen Ressourcen, die Anlage auf dem eigenen Dach oder Balkon umzusetzen.
Anstatt nur kostenlose Beratungen anzubieten, kann die Stadt auch aktiv auf BesitzerInnen geeigneter Gebäude zugehen.  Unterstützung könnten wir auch mit einer stadteigenen Förderung für private Solaranlagen. Angesichts eines wachsenden Strombedarfs ist das gut angelegtes Geld in die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Besser angelegt als in neuen Parkhäusern wäre das Geld allemal."
"Konstanz ist in Sachen Klimaschutz schon einmal vorangegangen. Dass wir wieder vorne mit dabei sein könnten steht für mich außer Frage. Aber ob die Stadt auch wieder die Entschlossenheit an den Tag legen kann, steht auf einem anderen Blatt," fasst Eileen Blum zusammen. Die Klimabewegten wollen deshalb nicht locker lassen und bleiben bei ihrem Kredo: Wir streiken bis ihr handelt!"

Autor:

Presseinfo aus Singen

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