E-Mobility Forum auf der Insel Mainau
Verkehrs- und Antriebswende ganzheitlich denken
Konstanz/ Mainau. Bei herbstlichem Wetter fand am Freitag das vierte E-Mobility Forum auf der Mainau statt. Über 100 hochkarätige Gäste aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft fanden sich auf der Insel ein, um sich zu den Herausforderungen, Chancen und Zukunftsprojekten der Elektromobilität auszutauschen.
E-Mobilität für alle
Unter diesem Motto stimmte Ingo Kollosche vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung Berlin mit seiner Keynote zur Veranstaltung ein und bot mit seinem Vortrag eine umfassende Grundlage für die anschließende Diskussion. Ganz besonders betonte der Zukunftsforscher dabei immer wieder, wie wichtig es sei, die Verkehrs- und Antriebswende ganzheitlich zu denken. Er verwies dabei unter anderem darauf, dass die Hälfte des unteren Einkommensviertels der Gesellschaft überhaupt kein Auto zur Verfügung hat, weshalb sich für diese auch die Frage von elektrisch oder fossil angetriebener Individualmobilität überhaupt nicht stellt.
Gleichzeitig stellte er jedoch fest, dass dieser Wandel auch Chancen für das Mobilitätsangebot bietet und stellte dabei die Rolle der Kommunen und Landkreise in den Mittelpunkt. Diese haben eine sowohl regulierende als auch verbindende Kraft, um alle Akteure im Bereich Mobilität miteinander zu verknüpfen, und so die Bedürfnisse aller Menschen besser erfüllen zu können.
Grenzenlose E-Mobilität in der Vierländerregion
Ganz im Sinne der Vierländerregion Bodensee war die anschließende Podiumsdiskussion mit hochrangigen Repräsentanten der E-Mobilität aus allen vier Ländern besetzt. Die Debatte war anfänglich geprägt von den aktuellen Knappheiten von E-Fahrzeugen und Ladeinfrastruktur, hier kommt es derzeit zu Lieferzeiten von bis zu 24 Monaten. Helmut-Klaus Schimany von der Bundesinitiative eMobility Austria verwies dabei auf das Problem, welches sich Leasing Firmen derzeit stelle. Während bis vor wenigen Jahren sich die Frage des Restwerts noch bei E-Fahrzeugen stellte, hat sich das Blatt hier vollständig gewendet. „Derzeit können wir keine Restwertberechnung für den Verbrenner machen, weil die politische Lage und die Rahmenbedingungen so volatil sind, wir wissen nicht, was kommt.“
Im zweiten Teil der Debatte ging es dann primär um die Fragen der effizienten Nutzung der erneuerbaren Energien sowie den dringlichen Bedarf nach mehr Windenergie im Süden Deutschlands und der gesamten Vierländerregion. Auf die Frage, woran es beim Ausbau der Windkraft im Süden der Republik scheitere, stellte Dr. Wolfgang Fischer von der e-mobil BW fest, „Baden-Württemberg ist innerhalb Deutschlands der absolute Spitzenreiter bei der Länge des Genehmigungsverfahrens für ein Windrad“. Gleichzeitig wurde von allen Seiten darauf hingewiesen, dass die erneuerbaren Energien so effizient wie nur irgendwie möglich eingesetzt werden müssten und nichts davon verschwendet werden dürfe.
Zum Abschluss der Podiumsdiskussion wurde die Notwendigkeit der Kooperation im Bodenseeraum herausgestellt und die Fortsetzung der E-Mobility Forum-Reihe in einem der drei anderen Länder der Vierländerregion Bodensee in Aussicht gestellt.
Autonome Shuttles
Im Nachmittagsprogramm stellten dann die Firmen Neumaier Industry und die Firma Bertrandt ihre höchst innovativen autonomen Fahrzeuge vor. Der Technologieträger der Firma Bertrandt konnte in den Pausen auch im Hafen der Insel besichtigt werden. Beide stellten heraus, dass die Bodenseeregion für Hersteller autonomer Fahrzeuge hervorragende Grundlagen für den Realeinsatz ihrer Neuentwicklungen bietet. So soll der Citytrain der Fa. Neumaier bereits in absehbarer Zeit durch die Gemeinde Bodman am Bodensee rollen.
Rundfahrt mit der MS Insel Mainau
Ein Highlight für die Teilnehmer der Veranstaltung war eine Rundfahrt mit dem ersten Elektro-Linienschiff auf dem Bodensee, dem erst kürzlich eingeweihten MS Insel Mainau. Das Schiff lag während der Veranstaltung zur Besichtigung im Hafen, während der Rundfahrt in der Mittagspause der Veranstaltung berichtete Christoph Witte, der Geschäftsführer der BSB, über die technischen Raffinessen des Schiffs und stand Rede und Antwort für die vielen Fragen des interessierten Fachpublikums. Einzig und allein der schöne blätterwaldähnliche Schatten des Solardachs der Elektrofähre konnte an diesem Tag mangels Sonne leider nicht bestaunt werden.
Im Nachmittagsprogramm wurden dann noch viele weitere spannende Projekte präsentiert, unter anderem ein Projekt aus der Schweiz: Beim sogenannten V2X suisse Projekt soll eine kleine Flotte von E-Fahrzeugen dazu beitragen, das Schweizer Stromnetz zu stabilisieren.
Die Veranstaltung zum Nachschauen
Wer beim E-Mobility Forum nicht teilnehmen konnten, aber nun doch neugierig ist, was genau an diesem Tag besprochen wurde, alle Vorträge und Diskussionen gibt es online zum Nachschauen. Die Aufzeichnung der Veranstaltung findet sich auf der Seite: https://emobil-kreiskonstanz.de/e-mobility-forum-kreis-konstanz .
Autor:Presseinfo aus Singen |
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