Strake Zunahme partnerschaftlicher Gewalt
Situation in den Frauen- und Kinderschutzhäusern angespannt
Konstanz. Die Zahl der Opfer partnerschaftlicher Gewalt hat sich im Wahlkreis Konstanz-Radolfzell seit 2017 mehr als verdoppelt. Unter den Betroffenen befinden sich fast ausschließlich Frauen im Alter zwischen 21 und 59 Jahren. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der Landtagsabgeordneten des Kreises, Nese Erikli, hervor. „Partnerschaftliche Gewalt kann jede Frau treffen“, betont Erikli. „Sie macht nicht Halt vor der Herkunft, dem Alter oder dem Bildungsgrad.“
Mit der Zunahme an Betroffenen steigt der Bedarf an Schutzplätzen in den Frauenhäusern. So mussten die Frauenhäuser Konstanz und Radolfzell allein im vergangenen Jahr insgesamt über 320 Frauen Absagen erteilen. Diese hohe Zahl begründen die Frauenhäuser unter anderem mit der Vollbelegung der Häuser.
Zusätzlich setzte das Pandemiegeschehen 2020 und 2021 die Frauenhäuser stark unter Druck. Die Aufnahmezahlen in Konstanz und Radolfzell waren in den beiden Jahren zum Teil über 50 % rückläufig, da sie infolge der Coronakrise ihre Aufnahmekapazitäten und weitere Schutzmaßnahmen, wie die Begleitung zu behördlichen Terminen, reduzieren oder sogar komplett einstellen mussten. Fehlende Quarantänemöglichkeiten zählen ebenfalls zu den häufigsten Gründen für eine Aufnahmeabsage seitens der Frauenhäuser. Zudem führten die langfristigen Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen dazu, dass gewaltbedrohte Frauen keine räumliche Distanz wahren und kein Frauenhaus aufsuchen konnten. „Corona hat die Situation für von Gewalt Betroffene und die Frauenhäuser definitiv verschärft“, erklärt Nese Erikli, „Der Ausbau von Schutzplätzen muss daher schnellstmöglich weiter vorangetrieben werden.“
Direkt zu Beginn der Pandemie richtete die grün-geführte Landesregierung daher eine Nothilfe für Ausweichquartiere und neue Schutzplätze ein. Diese sollen helfen, mehr Frauen Schutz und Unterkunft, auch unter Berücksichtigung der Hygienevorgaben, zu ermöglichen. Die Förderung wurde aufgrund der weiterhin hohen Infektionszahlen bis Ende April 2023 verlängert.
Zudem führt das Land Baden-Württemberg die Second-Stage-Projekte bis zum Jahr 2025 weiter. Diese sollen Frauen und deren Kindern in der Phase nach ihrem Frauenhausaufenthalt unterstützen und betreuen, um ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben aufbauen zu können. Ein häufiges Hindernis ist dabei das Finden einer eigenen Wohnung aufgrund der knappen Wohnraumsituation. „Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche können einen Drehtüreffekt befördern, bei dem Frauen aufgrund fehlender Perspektiven zu ihrem gewalttätigen Partner zurückgehen. Das darf nicht passieren“, sagt Nese Erikli, „Aus diesem Grund ist die Förderung von Second-Stage-Projekten, wie dem STABIL-Projekt der AWO Konstanz, essentiell. Aber auch die Kommunen müssen stärker ihre Aufgabe wahrnehmen und für Betroffene mehr Wohnraum zur Verfügung stellen.“
Quelle: Pressemitteilung Nese Erikli MdL
Autor:Presseinfo aus Singen |
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