Autoren für 8. Erzählzeit ohne Grenzen stehen fest
Literaturfest für Grenzgänger
Region (swb/stm). Im letzten Jahr gab es bei der Erzählzeit ohne Grenzen einen Besucherrekord. 4.500 Besucher kamen zu den 54 größtenteils kostenlsoen Veranstaltungen. Doch es ist diese über Jahre gewachsene Freude bei dem Literaturfestival als Grenzgänger sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland an interessanten Örtlichkeiten hohe Literaturkunst genießen zu können. Viele teilnehmenden Gemeinden haben deshalb ihre Veranstaltungen zu einem besonderen Wohlfühlabend entwickelt, wie Barbara Grieshaber gegenüber dem WOCHENBLATT 2016 betonte.
2017 wird das Literaturfestival „Erzählzeit ohne Grenzen“ Singen-Schaffhausen vom 31. März bis 9. April 2017 in 39 Städten und Gemeinden stattfinden. Dabei verzichtet man bewusst auf das gewohnte thematische Motto. Erneut aber verspricht das deutsch-schweizerische Literaturfestival spannende Begegnungen an aussergewöhnlichen Leseorten in der Region zwischen Bodensee und Rheinfall. Die „Erzählzeit ohne Grenzen“ 2017 bietet einen Überblick über herausragende Neuerscheinungen und mehr noch das persönliche Erleben der Autorinnen und Autoren. Dies ist der alles verbindende Leitgedanke des Festivals.
Über 30 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus der Schweiz, aus Deutschland und aus Österreich präsentieren ihre neuen Romane bei Lesungen in 39 Städten und Gemeinden. Ihre Geschichten spannen den Bogen von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis in die Gegenwart mit wenigen Abstechern in frühere Jahrhunderte. Jochen Metzger zum Beispiel erzählt in seinem ersten Roman „Und doch ist es Heimat“ die Geschichte seines Heimatdorfes Sandheim gegen Ende des Zweiten Weltkriegs und beschreibt darin schmerzhaft genau, was mit den Menschen geschieht, deren Zuhause zum Kriegsgebiet wird. Kurt Oesterle zeichnet in seinem Roman „Martha und ihre Söhne“ das Bild einer jungen Frau, die sich zwischen Umerziehungskursen und Verhaftung des Vaters erst langsam vom Glauben an den NS-Staat löst. In den frühen 1960er Jahren erlebt Felix Huby seine „Lehrjahre“ als junger Redakteur in Blaubeuren und eckt mit unbequemen Recherchen bei vielen Ewiggestrigen an. Eine Roadmovie-Komödie über die Freiheit suchenden Eltern des Autors in den Siebzigern ist Tilman Rammstedts Roman „Morgen mehr“.
Mit der Leichtigkeit dieser Jahreszeit kommt André Kubiczeks hinreissende „Skizze eines Sommers“ daher, ein klassischer Bildungsroman. Als Zeitgeistreise in die 1980er Jahre, aber auch als melancholische Lebensbetrachtung lässt sich Arnold Stadlers auf zwei Zeitebenen spielender Roman „Rauschzeit“ lesen, ein typischer „Stadler“, voll traurig-komischer Figuren und skurriler Situationen. In der Gegenwart angesiedelt ist Friederike Gösweiners Erstling „Traurige Freiheit“, für den sie im November 2016 mit dem Österreichischen Buchpreis in der Kategorie Debüt ausgezeichnet wurde. Präzise porträtiert sie darin die „Generation Praktikum“. Einen kritischen Blick auf die aktuellen Zustände in Pflegeheimen wirft Frédéric Zwicker in seinem eindringlich erzählten Debüt „Hier können sie im Kreis gehen“. Vom Ringen um jüdisches Selbstverständnis im Deutschland des 21. Jahrhunderts erzählt Dmitrij Kapitelman in seinem mit komischen Dialogen und humorvoll-spöttischen Kommentaren zu einem dichten Text geformten Roman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“.
Die Eröffnung des Literaturfestivals findet am Freitag, 31. März 2017 um 19.30 Uhr im Kulturzentrum Kammgarn in Schaffhausen statt. Ein ausführliches Programm der „Erzählzeit ohne Grenzen“ Singen-Schaffhausen erscheint Anfang März 2017.
Teilnehmende Gemeinden: Aach, Beggingen, Beringen, Büsingen, Dachsen, Diessenhofen, Dörflingen, Engen, Feuerthalen, Gailingen, Gottmadingen, Hallau, Hilzingen, Jestetten, Klettgau, Laufen-Uhwiesen, Löhningen, Lottstetten, Mühlhausen-Ehingen, Mühlingen, Neuhausen am Rheinfall, Neunkirch, Oberhallau, Rafz, Ramsen, Rheinau, Rielasingen-Worblingen, Rüdlingen, Schaffhausen, Schlatt (Eisenbibliothek), Schleitheim, Singen, Stein am Rhein, Steißlingen, Tengen, Thayngen, Trüllikon, Volkertshausen und Wilchingen.
Teilnehmende Autorinnen und Autoren: Oliver Diggelmann, Paula Fürstenberg, Wilhelm Genazino, Friederike Gösweiner, Nora Gomringer, Roman Graf, Olga Grjasnowa, Ursula Hasler, Jakob Hein, Gerhard Henschel, Wolfgang Hermann, Felix Huby, Flurin Jecker, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Dmitrij Kapitelman, Karlheinz Kluge, Silke Knäpper, Doris Knecht, André Kubiczek, Thomas Lang, Katja Lange-Müller, Pedro Lenz, Jochen Metzger, Kurt Oesterle, Tilman Rammstedt, Asta Scheib, Sylvie Schenk, Johannes Schweikle, Arnold Stadler, Peter Stamm, Judith Taschler und Frédéric Zwicker
Kontakt und Informationen unter www.erzaehlzeit.com
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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