Neue Synagoge in Konstanz festlich eingeweiht/ Tag der offenen Tür am 17. November
Ein Tag und 81 Jahre danach die Wiederauferstehung
Konstanz. Auch wenn alles viel länger ging als geplant: nun ist die Synagogengemeinde endlich an ihrem Ziel angekommen. Nach 15 Jahren Planungszeit mit manchen Kontroversen, drei Jahren und einem Tag Bauzeit und Investitionen von rund fünf Millionen Euro durch die Israelitische Religionsgemeinschaft Baden als offiziellem Bauherrn konnte am Sonntagnachmittag im Kreis von rund 200 geladenen Gästen der Neubau eingeweiht werden.
Symbolisch wurde dabei die Torarollen der Gemeinde vom bisherigen provisorischen Standort in rund 50 Metern Entfernung zum Neubau in der Sigismundstraße in der Konstanzer Altstadt getragen. Die Stadt Konstanz hatte neben einem Baukostenzuschuss von rund 600.000 Euro das Grundstück im Wert von 155.000 Euro eingebracht. Eigentlich war die Einweihung beim Richtfest im Sommer 2018 noch mit März angekündigt worden.
Die ehemalige Synagoge in Konstanz wurde gleich zwei Mal von den Nationalsozialisten schwer beschädigt: bereits 1936 zerstörte ein gelegtes Feuer das iraelitische Gotteshaus zu großen Teilen. Nachdem es gerade wieder repariert war, wurde es im Zuge der Pogromnacht 1938 erneut in Brand gesteckt und anschließend von SS-Leuten aus der Kaserne Radolfzell am nächsten Tag gesprengt.
Der hohe Polizeischutz am Tag der Einweihung war ein Zeichen der aktuellen Zeit, in der Antisemitismus wieder in Gewalt eskaliert, zuletzt beim grausigen Anschlag von Halle vor erst vier Wochen, der zwei Menschenleben forderte. Deshalb bezog Ministerpräsident Winfried Kretschmann hier als Gast der Zeremonie auch klar Position: "Wir begehen damit einen Triumph jüdischer Religiosität, unserer freiheitlichen Grundordnung und unseres interreligiösen Zusammenlebens über die Mächte von Hass und Gewalt", sagte er in seinem Grußwort. Diese Einweihung verdeutliche die "Wiedererrichtung jüdischen Lebens in unserer Mitte, so Kretschmann weiter.
"Die neue Synagoge hier in Konstanz ist sichtbares Zeichen nach Außen, das von dem Willen zeugt, hier in Konstanz jüdische Zukunft zu gestalten", so Abraham Lehrer, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, der zum Festakt an den See gekommen war. Die Juden in Deutschland würden dem Hass und der Hetze nicht weichen. "Antisemitismus wird nicht nur von Extremisten im Netz befeuert. Wir müssen erkennen, dass Menschen aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft antisemitisches Gedankengut pflegen", beklagte der Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, Rami Suliman als "Bauherr" in seiner Begrüßung an die Festgäste. Benjamin Nissenbaum, der Vorsitzende der Synagogengemeinde Konstanz unterstrich als neuer Hausherr: "Möge unsere neue Synagoge mit Gemeindezentrum zu einem Ort des Lernens und des Miteinanders werden, die Bürger und Besucher unserer Stadt zur Begegnung einlädt." Und das war mehr als symbolisch: Denn die Bevölkerung wird auf den kommenden Sonntag, 17. November, 11 Uhr, zu einem "Tag der offenen Tür" eingeladen, sich selbst ein Bild von dem Sakralbau zu machen.
(Quelle: Synagogengemeinde Konstanz, epd)
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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