Große Einweihung am Freitag in drei Schritten zelebriert
Bodenseeforum als neuer Hotspot für Konstanz
Konstanz (of). Ein neues Kapitel Konstanzer Geschichte konnte am Freitag aufgeschlagen werden: „Für Konstanz ist es heute ein guter Tag“ begann der Konstanzer OB Uli am Freitag mit der Einweihung des neuen Bodenseeforum in Konstanz an der Reichenaustraße vor einigen hundert Festgästen aus der ganzen Region. Man habe eigentlich 600 Jahre in Tagungserfahrung, bemerkte Burchardt, aber in Sachen Infrastruktur sei man trotz Konzil immer schnell an Grenzen gestoßen. Nun habe man hier den großen Saal, der im ganzen Gebäude für eine sehr große Variabilität biete, was für ein Tagungshaus genauso von Vorteil sei, auch für kulturelle Veranstaltungen. Besonders gut sei die Verkehrsanbindung an diesem Platz, denn letztlich seien die Vorgängermodelle auch immer an der Verkehrsanbindung gescheitert. „Unsere Antwort muss sein, dass sich die Innenstadt auch rechtsrheinisch entwickeln kann“, sagte Burchardt. Einzelhandel und Gastronomie sei schon längst hier angekommen, jetzt werde mit diesem Tagungs- und Veranstaltungshaus ein neuer Hotspot geschaffen, der für die Stadt einen neuen Rahmen setze.
Als man 2014 die Chance bekam dieses Haus zu kaufen, habe man von Anfang an mit der IHK auf einen starken Partner gehabt, fuhr Burchardt weiter fort.
Die beiden Architekten des ursprünglichen Centrotherm-Hauses haben dieses Gebäude nun auch zum Veranstaltungshaus umgebaut und das sei eine gute Entscheidung gewesen. Der Konstanzer Gemeinderat habe eine historische Chance genutzt als die Türe damals einen „Spalt offen“ stand. Man habe den Zeitplan genauso einhalten wie auch die Kosten mit 17,5 Millionen Euro insgesamt für den Kauf und Umbau. Dafür gelte es sehr vielen Personen zu danken von den Bürgermeistern über den Interims-Geschäftsführer Michel Maugé, und dem neuen Geschäftsführer Dr. Thomas Karsch. Schon bald werde man sich in Konstanz fragen „Wie ging es eigentlich ohne das Bodenseeforum“, war sich Uli Burchardt siegesgewiss sicher.
Thomas Conrady gestand, dass sie für ihn schon ein emotionaler Moment sei, denn diese Nutzung zwischen einer Stadt und einer Industrie-und Handelskammer zusammen in einer „WG“ sei bisher doch einmalig und ohne Vorbilder. Dass man sich hier ein symbolisches Kehrwoche-Schild und im Gegenzug einen großen Besen zur Eröffnung schenkte, drückte das alltagstaugliche Miteinander bereits aus. Conrady dankte dem Land für die überaus große Unterstützung. Die IHK habe sicher dazu mit der Neugestaltung ihres zweiten Sitzes in Schopfheim das Vertrauen dazu erworben. IHK Geschäftsführer Prof. Claudius Marx und OB Burchardt seien bei einem gemeinsamen Essen darauf gekommen, dass sie die idealen Partner für dieses Projekt seien. „Das Vertrauen der Partner ineinander habe den sehr aufwändigen Prozess getragen. Hier seien einfach die richtigen Menschen auf die richtigen Menschen getroffen“, zeigte sich Conrady sichtlich stolz. Und schon seit 188 Jahren, als damals die Handelskammer in Konstanz gegründet wurde, habe man sich aufeinander verlassen.
Der bisherige alte Standort im Konstanzer Stadtteil habe von der Verkehrserschließung wie auch in technischer Hinsicht seine Grenzen schon längst erreicht, ging Conrady auf den nötigen Quantensprung ein, der nun mit diesem Schritt auf die andere Rheinseite ein. Angesichts der HTWG, die auf der anderen Seite des Seerheins einen Neubau nach dem anderen Hochziehen, könne man hier nun für die duale Ausbildung ein Zeichen setzen. Die IHK sei längst nicht nur mit der Aus- und Weiterbildung beschäftigt, sie sie ja auch die Interessensvertretung ihrer Mitglieder. Und das sei in den aktuellen Zeiten wichtiger denn je. Als Beispiele nannte Conrady den Brexit der Briten, wie hierzulande die Angst vor den aktuell in der Diskussion befindlichen transatlantischen Freihandelsabkommen, die auch die IHK forderten hier Orientierung zu vermitteln
Günther Oettinger, Kommissar für Digitale Wirtschaft der EU, würdigte Konstanz als europäischen Standort, schon seit den Konzilszeiten. Jetzt öffne sich die Stadt neu hin zum europäischen Binnenmeer. Europa allerdings, so Oettinger weiter, sei gerade in Lebensgefahr. Die EU als Friedensunion zu erhalten, die die größte Aufgabe dieser Zeit. Europa sei Wirtschafts- und Währungsunion und habe die Menschen mit ihren Vorzügen geprägt. Die aktuellen Gegenbewegungen aus Protektionismus, Populismus und Nationalismus würden die Gefahr bergen, dass sich Europa wieder zerteile und zerstreite. Damit könne es seine Rolle verspielen, der dritte Partner der Weltentwicklung zu werden. Europa sei nicht vollständig, es müsse aber nicht nur S-Klasse sondern auch Werte exportieren können.
„Wenn wir nicht mehr handlungsfähig sind, wendet sich die Welt von Europa ab“, bemerkte Oettinger zur aktuellen Diskussion um TTIP und CETA und fügte dem zu, dass Europa und Deutschland aktuell eigentlich schon 120 dieser Handelsabkommen hätten.
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, betonte, dass sie gerne gekommen sei hier in die wirtschaftsstarke und wissenschaftsstarke Region hier im Dreiländereck. Stadt und Kammer seien zu diesem Beeindruckenden Gebäude wie der beeindruckenden Land habe das Projekt mit 1,17 Millionen Euro für überbetriebliche Bildung gerne und aus Überzeugung unterstützt. Die äußeren Bedingungen seien hervorragend, nun seien die mit Inhalten zu füllen. Baden-Württemberg rechnet auch im kommenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum, doch der „Wir sind jetzt dazu aufgefordert bei der Digitalisierung das Land gegenüber dem Wettbewerb gut aufzustellen. Die Chancen für die Digitalisierung seien Vielfältig, Baden Württemberg verfüge eigentlich sogar über die besten Voraussetzungen um zum digitalen Musterland zu werden. Dazu müsse die Politik natürlich die Infrastruktur dafür stellen können. Das Land investiere zum Beispiel 325 Millionen Euro in die digitale Infrastruktur, darüber hinaus wolle man die kleinen und mittleren Unternehmen bei ihren Weg in die Digitalisierung unterstützen. Dazu gehöre auch die Weiterbildung unter andrem in Zusammenarbeit auch mit den IHK im Land. Angesicht der angesagten „Smart Factory“ gehe nie ohne den Menschen mit allen sozialen Fähigkeiten und seiner Kreativität. Diese Eigenschaften könne zum Glück noch kein Computer abnehmen. Wichtig sei zudem, dass Kindern die Kompetenz in Informatik in den Schulen noch viel besser vermittelt werde, schloss sie ihre Rede zur Gratulation für dieses neue Zentrum.
Dr. Sabine Hepperle, Abteilungsleiterin für Mittelstandspolitik aus dem Berliner Wirtschaftsministerium hob darauf ab, dass der Beitrag der Kammern durch seine Arbeit und Weiterbildung, für die Wirtschaft unverzichtbar sei. Der Übergang von Bildung in die Ausbildung der Wirtschaft funktioniere aus den Bundesmitteln wurden hier rund zwei Millionen Euro investiert, gab Dr. Hepperle bekannt. Leider könne man aber immer weniger Menschen für die duale Ausbildung gewinnen, die zunehmende Akademisierung sei für sie allerdings der falsche Weg.
Architekt Martin Krehl, der bereits das Centrotherm-Gebäude mit gebaut hatte und auch mit seinen Partner des Wettbewerb des neuen IHK-Hauses in Schopfheim gewonnen hatte und- das wurde später verkündet – diesen Bodenseeforum-Deal in Konstanz ein Stück weit in die Wege leitete, brauchte nicht so viel zu sagen, denn das Haus spreche eigentlich schon für sich. Danke sagen konnte er aber ziemlich vielen, die dieses Haus nun zum neuen Zukunftszentrum von Konstanz gemacht haben. Die symbolischen Schlüssel bei der Übergabe waren klein, groß dafür die Schlüsselanhänger für die beiden Hausherren, damit sie diese auch gewiss nicht verlieren.
Unermalt wurde der Festakt der Eröffnung musikalisch vortrefflich durch das „Trio d’anche“ wie das „Circolo Quartett“, welche schon man die akustischen Eigenschaften dieses großen Saals vorführten. Optisch war dieser Festakt durch Maler Mark Krause schon ein Ereignis, denn er ließ vor laufenen Kameras mit Live-Übertragung auf die riesigen Bildwände, ein Triptychon aus Zitaten Konstanzer Geschichte entstehen.
Nach einem weiteren Festakt der IHK in ihren neuen Räumen und einem Bürgerabend wird am Sonntag noch zum „Tag der offenen Türe“ eingeladen.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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