Dr. Maus als der Baumeister des Landkreises
Aus dem Rathaus in den Landtag und dann ins Landratsamt
Konstanz/ Gottmadingen. Seine Karriere war beispielhaft für die 1960er und 1970er Jahre und sein politischer Instinkt berühmt. Und keine Frage: Dr. Robert Maus war der große Baumeister dieses Landkreises, der hier auch ganz viel gestalten konnte. Robert Maus, mit Wurzeln am Randen, legte große Schritte ein, seit 1962 hatte er den Doktortitel der Rechte. Von Engen aus, wo er als Notar tätig war, wurde er 1970 zum Bürgermeister in Gottmadingen gewählt, und blieb das bis zum Herbst 1973, als er als Landrat des zum Jahreswechsel neu geschaffenen Landkreises Konstanz seine Arbeit aufnahm. Und das tat er bereits als Landtagsabgeordneter, denn bei der Landtagswahl im April 1972 hatte er dieses Mandat errungen und viele hatten ihn immer wieder als Minister gehandelt, wenn die "Ohrfeigen-Affäre" von 1979 zu Fastnacht in Singen nicht gewesen wäre.
Einen Prototyp geschaffen
Maus war vom Herbst 1973 bis 1997 Landrat, im Landtag war er bis 1996 vertreten und die Netzwerkarbeit profitierte davon erheblich, auch wenn Maus mit dem Kreistag im Rücken auch den Klageweg einschlug, als es um die viel zu hohe Kreisumlage für den Landkreis ging, die strukturell verändert werden musste. Sein Jungfernantrag sei damals gewesen, dass man die Planungen für eine Schiffbarmachung des Hochrhein schnellstens streichen sollte, erinnerte sich der einstige Ministerpräsident Erwin Teufel, damals in seiner Festrede zum 80. Geburtstag in 2013.
Der Jurist Maus gestand an diesem Festakt, dass seine Frau Herta im damals geraten hätte, bloß nicht in die Politik zu gehen. Das sei der einzige Rat gewesen, den er nicht befolgt hätte.
Er wusste sicher, weshalb. Die Themen damals standen sozusagen Schlange. Während der Bund die Autobahnen baute, wartete jede Menge an Infrastruktur auf die Erschaffung mit einem Blick in die Zukunft.
Und das mit eigenen Ideen, wie Dr. Robert Maus in seinen Rückblicken immer wieder unterstrich. Als sich der Landkreis anschickte ein Kompostwerk zu bauen, um einen Schlusstrich unter die Deponiewirtschaft und einen Fuß in eine Kreislaufwirtschaft zu bekommen, gab es kein Bundes- oder Landesprogramm, aber doch viel politischen und unternehmerischen Mut, und die nötige Naivität, um nicht von Anfang an über die Risiken zu reden. Lehrgeld mussten der Landkreis und die beteiligten Unternehmen für diesen Prototyp jede Menge zahlen - aber es war sozusagen der "große Schritt" für den sich Robert Maus gerne beklatschen ließ und die Proteste geruchsbelästigter SingenerInnen bei Ostwind gerne überhörte. Und es wurde ja auch immer besser. Und inzwischen ist es sogar ein Vorzeigeprojekt für eine Welt im menschgemachten Klimawandel.
Ein Netzwerker an vielen Ufern
Man muss es auch so sagen: Damals ging das noch, als Politiker Visionen zu haben. Und dafür war Dr. Maus gerne zu haben: Die Euregio Bodensee, als die Verknüpfung, der Bodenseerat als Ebene des Austauschs, die Hochrheinkommission in Richtung Westen. Das gab auch Spielraum zum Gestalten ohne die ganze Bürokratie und mit dem Mut dabei Fehler zu machen, die man zum Lernen braucht.
Der "Seehas" ist eines seiner Musterbeispiele dafür. Es war die Vision, für die "Robbie", wie er gerne genannt wurde, ausdauernd und mit enormer Energie im Einsatz war, um Mitstreiter und Unterstützer mit ins Boot zu holen. Die Idee seines grenzüberschreitenden ÖPNV war von Anfang an Thema für ihn gewesen, der Schiene galt seine Liebe. Und das hat er geschafft. Der Seehas hat manchen Krise überstanden, zum Beispiel das Aus mit der "MtB" (Mittelturgaubahn) aus der Schweiz als erstem Partner, aus dem dann die SBB Deutschland gebaut wurde, die das Modell auch im Raum Basel aufbaute. Der erste Seehas war damals "ganz einfach" die Verlängerung der Strecke Weinfelden -Kreuzlingen nach Engen gewesen, inzwischen sind zwei eigenständische Linien daraus geworden, auch eine Lehre der Betriebswirtschaft, der Landkreis wurde durch den Mut der damaligen Kreispolitiker zumindest in diesem Punkt Pionier für ein attraktiven "Rückgrat" durch den Landkreis, der auf der Schiene um das "Seehäsle" wie die jüngst "Rhyhas" getaufte Verbindung Singen-Schaffhausen getauft wurde. Was die Verknüpfung auf die Straße betrifft, wo wurde es dann doch komplizierte. Gerade der Seehas macht im Rückblick schon immer wieder deutlich, dass man damals eben "einfach machen" konnte und loslegte. Gut für den Landkreis war es auf jeden Fall.
Grundstein für die Super-Verwaltung
Robert Maus war ja nicht nur Landrat und Landtagsabgeordneter, im Landkreistag war er auch Vorkämpfer, setzte in den 1990ern sich für die nächste Stufe der Verwaltungsreform ein, die zum Beispiel die Gesundheitsämter eingliedern sollte. Das wurde zu seinem 90. Geburtstag in diesem Juni als ganz großer Schritt gewürdigt und es war sozusagen auch ein erste Schritt zur "Super-Behörde", die dann später kommen sollte, auch um eine klar definierte "untere Verwaltungsbehörde" zwischen den Gemeinden und den Regierungspräsidien zu schaffen.
Und Dr. Maus hatte auch die Luft, andere Vorzeigeprojekte, wie das Klärwerk Ramsen, den Schlüssel für die Zukunft der Industriestadt Singen mit zu bauen. Und da ging es nicht nur über Landesgrenzen, sondern auch über die der Parteipolitik in Richtung des damaligen Singener OB Friedhelm Möhrle. Und auch für Abenteuer wie die Unterstützung eines Unternehmers wie Rolf Riemensperger für die Raststätten an der A 81 bei Engen, dafür war Maus zu haben - und hatte auch da den richtigen Riecher gehabt, wenn man sieht, was inzwischen daraus geworden ist.
Die Frage, die am Schluss schon bleibt, ist die, was passiert wäre, wenn Dr. Robert Maus den Rat seiner Frau beherzigt hätte?
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
Kommentare