Vollbesetzter letzter Gottesdienst
Hilzingen verabschiedet sich von Thorsten Gompper
Hilzingen. Rund um den Pfarrer und sein Amt gibt es einige Stereotype - und dann gibt es da Thorsten Gompper. Der weicht von diesem typischen Bild doch ziemlich ab. Zumindest, wenn man den vielen Grußworten zu seiner Verabschiedung Glauben schenkt. Am Sonntag, 14. Januar, wurde ihm für seinen intensiven Einsatz in den letzten Jahren in der Kirchengemeinde Hilzingen-Hohenstoffeln gedankt.
Auch die bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche St. Peter und Paul zum Gottesdienst zeigte, wie beliebt Pfarrer Thorsten Gompper in der Gemeinde ist. Im Sommer wurde bekannt, dass der stellvertretende Dekan ab dem 14. Februar die Hauptabteilung 1 - Pastoral im Erzbischöflichen Ordinariat leiten wird. In diesen Bereich fallen beispielsweise seelsorgerische Aufgaben oder die Kirchenentwicklung.
Gomppers Predigt war dementsprechend stark vom "Vorübergehen" geprägt. Mit der Verabschiedung ist nun seine Zeit in der Kirchengemeinde vorüber. Auch er habe eine Sehnsucht danach, zu bleiben. Sich niederzulassen, sei nicht grundsätzlich etwa Negatives. Doch betonte der Pfarrer die Gefahr, in Trägheit und Gewohnheiten zu verfallen. Sich der Vorläufigkeit eines Zustandes bewusst zu sein, schmälere dabei nicht dessen Wert.
Zum Ende des Gottesdienstes überreichte Dr. Claudia Mutschler, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, ein Geschenk an Gompper: ein vom Team Pirmin gefertigtes Puzzle aus Ahorn- und Nussbaumholz.
Weiter ging es im Anschluss in den Hegauhallen, wo sich eine Mischformation der Musikvereine aus Hilzingen, Binningen, Schlatt am Randen und Weiterdingen bereits vor der Bühne aufgestellt hatte. Maria Harder, stellvertretende Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, begrüßte dort die Gäste und bedankte sich bei Gompper für die sechseinhalb bewegten Jahre. Dass der Pfarrer nicht ewig bleiben würde, sei schon klar gewesen, "aber der Zeitpunkt hat uns doch überrascht", so Harder. Denn in nächster Zeit stünden einige große Veränderungen an. Wenn auch der Weggang Thorsten Gomppers einen Einschnitt und Umbruch in der Gemeinde bedeute, "junge, agile Pfarrer werden auch an höherer Stelle gebraucht", ist sich Maria Harder bewusst.
"Er ist einer von uns"
Dass die Beliebtheit des Pfarrers über die Kirchengemeinde hinaus reicht, zeigten auch die Worte des Bürgermeisters Holger Mayer. Dieser erzählte etwa von der Hilzinger Kirchweih, als die beiden wiederholt auf den Wechsel Gomppers nach Freiburg angesprochen wurden. "Man hat gespürt, welches große Vertrauen und welche Herzlichkeit die Mitbürgerinnen und Mitbürger unserem Pfarrer entgegenbringen", so sein Eindruck. Das führt Mayer auf seine Nähe zu den Menschen zurück. So habe Thorsten Gompper im Pfarrhaus, auch bekannt als "Gasthaus zum guten Hirten", bereits die halbe Gemeinde bekocht. Aber auch als Darsteller beim Bunten Abend oder beim Boxautofahren an der Kirchweih war der Pfarrer zu sehen. "Er ist einer von uns!", zitierte Mayer einen Bürger. Thorsten Gompper habe es dabei auch geschafft, die Menschen für den Glauben zu begeistern.
Sinnbildlich für die positive Verbindung der Gemeinde und der Menschen zu dem Pfarrer sei laut Holger Mayer der unterirdische Tunnel zwischen Kirche und Rathaus. Gerade im baulichen Bereich habe man zusammen vieles erreicht: die Erneuerung des Kirchenvorplatzes, die Sanierung des Kirchturms in Binningen oder die neuen Kindergärten St. Martin und St. Mauritius. Diese Projekte habe er "mit viel Leidenschaft, Fachwissen und einer ausgeprägten Detailliebe" mitgestaltet. "Es geht also nicht nur unser Pfarrer nach Freiburg, sondern auch der Oberbauleiter Thorsten Gompper", scherzte Mayer.
In den vergangenen vier Jahren entstand zwischen ihm und Thorsten Gompper zudem eine Freundschaft, "liebevoll wurden wir von den Leuten regelmäßig als Don Camillo und Peppone bezeichnet."
Anschließend ergriff Dekan Matthias Zimmermann das Wort, der seit Montag die Administration der Kirchengemeinde Hilzingen-Hohenstoffeln übernimmt. Er bedankte sich für die gute Zusammenarbeit und Gomppers Engagement. Exemplarisch zählte er seinen Einsatz in der Telefonseelsorge und im Jugendbüro auf. Auch daran, der Kirche in der Region ein anderes Image zu geben, als es oftmals in den Medien dargestellt werde, habe Gompper aktiv mitgewirkt. Am Weggang des Pfarrers sieht er bei sich eine Teilschuld: "Vielleicht habe ich ihn bei den Gesprächen mit dem Erzbischof einmal zu viel gelobt."
"Ut sementem feceris, ita metes" - wie du aussäest, so wirst du ernten. Mit diesem Zitat startete der evangelische Pfarrer Michael Weber sein Grußwort in den Hegauhallen. "Ohne zu übertreiben, kann ich behaupten: Du hast gut gesät in deinem Dienst." Das zeige auch das große Bedauern unter den Menschen um Gomppers Abschied. Auch der Austragungsort des Abschieds spricht laut Weber Bände: "Andere bekommen zu ihrem Abschied einen Saal und du hast halt eine Halle."
Die Corona-Pandemie bezeichnet er als heftigen Einschnitt. Aus den gemeinsamen Überlegungen, was sie tun könnten, sei mit Unterstützung der politischen Gemeinde nach nur zwei Tagen die Nachbarschaftshilfe in Hilzingen entstanden.
Zum Schloss schob Weber noch hinterher: "Du denkst, der Abschied sei für uns schwer? Schonmal überlegt, wie du ohne uns überhaupt klarkommen willst?"
Autor:Anja Kurz aus Engen |
Kommentare