Reinhard Frank in Biberach ausgezeichnet
Heimatforscherpreis für Erkundung der Hilzinger Arrestzelle
Hilzingen/ Gottmadingen. Für sein Buch "RätselHaft - Die Inschriften der Haftzelle in Hilzingen - Eine Dörfliche Arrestzelle ca. 1750 - 1820" erhielt Reinhard Frank aus Gottmadingen kürzlich den zweiten Preis der dieses Jahr vergebenen sechs Landespreise für Heimatforschung Baden-Württemberg. Die Preise wurden in Biberach an der Riss in einem Festakt verliehen. Im Rahmen der Ausschreibung hatte es 199 Bewerbungen gegeben, wurde bei der Verleihung durch Staatssekretär Arne Braun informiert.
„So vielfältig wie der Heimatbegriff selbst ist auch das weite Feld der Heimatforschung. Hinter diesen Forschungsarbeiten stehen Menschen, die mit ihrem ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagement Heimat-Zugehörigkeit vermitteln schaffen. Die Erforschung der Heimat, ihrer gesellschaftlichen Zusammenhänge und ihrem Wandel im Laufe der Zeit hilft aber auch dabei, die Heimat anderer zu achten und eine Vielfalt an Perspektiven wahrzunehmen. Ich freue mich deshalb besonders, dass heute so viele junge Heimatforscherinnen und -forscher dabei sind, die diese Toleranz vermitteln", so der Staatssekretär in seiner Laudatio.
Über den Preisträger gibt es auch ein Videoportrait des ehrenamtlichen Historikers Reinhard Frank.
Bürgermeister Holger Mayer, der an der Verleihung leider nicht teilnehmen konnte, ließ es sich nicht nehmen, sich gemeinsam mit Sabine Korn-Luick (Museumsverein) im Nachgang selbst ein Bild von der Arrestzelle im Hilzinger Museum zu machen. Reinhard Frank erläuterte gern die zahlreichen Inschriften, die heute noch mehr oder weniger gut zu sehen sind. "Es freut mich sehr, dass Sie diesen Teil der Hilzinger Geschichte so ausführlich aufgearbeitet haben. Wir sind sehr stolz, dass Sie hierfür diese Auszeichnung bekommen haben", gratulierte Bürgermeister Holger Mayer und überreichte ein Geschenk der Gemeinde.
Der Hegau-Geschichtsverein war auf die Botschaften in der Zelle aufmerksam geworden und konnte Reinhard Frank für die Erforschung interessieren. Und der hatte in den Zeiten der Lockdown auch die Ruhe und Ungestörtheit hier in der Zelle, da ohnehin Kontaktverbote galten.
Reinhard Frank ist auch als Künstler aktiv:
Sein Buch "RätselHaft - Die Inschriften der Haftzelle in Hilzingen - Eine Dörfliche Arrestzelle ca. 1750 - 1820" macht deutlich, dass sich früher zahlreiche Leute für kleinere Vergehen in der Arrestzelle wiederfanden und sich an den Wänden verewigten. "Manche von ihnen konnten gut schreiben, was auf einen Besuch der Schule schließen lässt, die es schon seit 1610 in Hilzingen gab", erklärte Reinhard Frank beim Termin mit dem Bürgermeister im Museum. Diese benutzten dann auch sogenannte Rötel. "Andere ritzten die sogenannten Zinken oder sonstige Zeichen in die Wand, um ihre Anwesenheit zu dokumentieren oder ihren Kumpanen geheime Botschaften weiterzugeben." Diese Form der Kommunikation wurde zum Beispiel von den Fahrenden genutzt. Die Vielzahl der Inschriften beweise, dass die Zelle doch sehr häufig als Strafmaßnahme genutzt wurde.
Die meisten Personen saßen nur für kurze Zeit ein - wegen kleinerer Delikte, wie zum Beispiel Hühnerdiebstähle, Streitigkeiten oder wegen Randalierens (zum Beispiel nach Kirchweih). Die Untere Gerichtsbarkeit in Hilzingen konnte für solche Vergehen kurze Haftstrafen verhängen, die dann in der Arrestzelle verbüßt wurden.
Mehrere Stellen an der Wand zeigen Striche als eine Art Zellenkalender auf, die auf die Anzahl der Tage hinweisen, die ein Häftling in der Zelle verbringen musste. 21 Tage war dabei das längste Zeugnis der Anwesenheit, welche sicherlich bedrückend war - ganz ohne Gesellschaft, ohne Heizung und ohne Beschäftigung.
Quellen: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BW, Pressestelle / Gemeinde Hilzingen
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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