Plötzlich brennt der Müll
"Es kam nicht in Frage, das im Wohngebiet brennen zu lassen"

Stephan Leschinski mit dem Wagen, in dem es bei einer Mülltour angefangen hat zu brennen, weil jemand einen Akku im Restmüll entsorgt hat. | Foto: Tobias Lange
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  • Stephan Leschinski mit dem Wagen, in dem es bei einer Mülltour angefangen hat zu brennen, weil jemand einen Akku im Restmüll entsorgt hat.
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Hilzingen. Mittwoch, 4. September 2024, kurz vor 8 Uhr: Was als Routinetour für Stephan Leschinski begonnen hat, entwickelte sich zu einem Tag, den der Fahrer eines Müllpressfahrzeugs so schnell nicht vergessen wird. Ein Tag, an dem ein im Restmüll entsorgter Akku zeigte, dass fehlende Mülltrennung im Extremfall auch lebensgefährlich sein kann.

Zusammen mit seinem Lader Yannik Moll war Stephan Leschinski in Hilzingen unterwegs, um die Restmülltonnen zu leeren. Gut ein Viertel der Tour hatten die beiden Mitarbeiter des Müllabfuhr-Zweckverbands Hegau bereits hinter sich. "Wir hatten etwa ein Ladungs-Gewicht von sechs Tonnen drin", erinnert sich Leschinski. In der Staufenstraße war es dann vorbei mit der Routine: "Mein Lader hat bemerkt, dass es aus der Ladung raucht", erzählt der Müllwagenfahrer. Anfangs war noch die Hoffnung, dass es sich um etwas Harmloseres wie etwa Staub handeln könnte. Dann die Gewissheit: "Wir haben gemerkt, dass es brennt."

Ein Müllberg in Flammen

Was geht einem da durch den Kopf? Stephan Leschinski gibt Antwort: "Es brennt und schauen, dass man aus dem Wohngebiet herauskommt." So entschied sich Leschinski, sein tonnenschweres Gefährt mit seiner brennenden Ladung an die Hegau-Hallen zu fahren - ein relativ sicherer Ort, um den Müll abzuladen. Dort angekommen, kippte er rund vier Tonnen Müll auf den Parkplatz der Hegau-Hallen.

"An der Luft hat es dann richtig angefangen zu brennen", schildert Stephan Leschinski. Die alarmierte Feuerwehr Hilzingen löschte den brennenden Müll, der Bauhof Hilzingen unterstützte anschließend mit Manpower, Radlader, Lastwagen und Container dabei, wieder Ordnung zu schaffen. Verletzt wurde niemand. Auch an dem 300.000 Euro teuren Müllfahrzeug entstand kein nennenswerter Schaden.

Foto: Stephan Leschinski

Was war passiert? Ein nicht sachgemäß entsorgter Akku war über eine Restmülltonne in das Pressfahrzeug gelangt. "Das Problem gibt es öfter", schildert Stephan Leschinski. Elektrogeräte, aber auch Farben und Öle, die beim Zusammendrücken des Mülls aus dem Fahrzeug und in das Gesicht der Lader spritzen können, werden in die Restmülltonne geworfen. "Das kann sehr gefährlich sein." In diesem Fall kam es aufgrund des Akkus im Müll zu einer Entzündung, durch die der Müll in Brand geriet.

Und warum fuhr Stephan Leschinski mit der brennenden Ladung noch bis zu den Hegau-Hallen, anstatt das Fahrzeug stehenzulassen? "Es kam gar nicht in Frage, das im Wohngebiet brennen zu lassen", sagt er. Für ihn war es gesunder Menschenverstand, den Müllwagen dort abzustellen, wo er den geringsten Schaden anrichten konnte. Er gibt aber zu, dass der Zwischenfall in Erinnerung geblieben ist: "Seitdem überlege ich in jedem Ort, wohin ich fahren könnte."

Glück im Unglück

Martin Zimanky, Geschäftsführer des Müllabfuhr-Zweckverbands, zeigt sich im Nachgang erleichtert. Alle seien froh, dass die Situation so glimpflich ausgegangen ist. "Ein einziger, nicht ordnungsgemäß entsorgter Akku hat nicht nur unsere Abfahrttour beeinträchtigt, sondern auch die Freiwillige Feuerwehr, den Bauhof und den Entsorger auf Trab gehalten", fasst er zusammen. "Unser Dank gilt ausdrücklich der Feuerwehr und dem Bauhof für die Unterstützung bei diesem Zwischenfall."

Insgesamt dürfte der Zwischenfall den Zweckverband und damit den Gebührenzahler rund 5.000 Euro gekostet haben. "Das ist zwar überaus ärgerlich, aber es hätte noch viel schlimmer ausgehen können, beispielsweise wenn der Brand unentdeckt geblieben oder das Fahrzeug im Verkehr festgesteckt wäre. Wenn ein 26-Tonnen Fahrzeug mit zehn Tonnen Müll abbrennt, dann ist alleine schon die Rauchentwicklung eine ernste Sache für die Anwohner", so Martin Zimanky.

Verständnis und Rücksichtnahme

Was wünscht sich Stephan Leschinski von der Bevölkerung? Zunächst einmal, dass auf die Mülltrennung geachtet wird und nichts im Restmüll landet, was ihm, seinen Kollegen oder anderen schaden könnte. Zudem wünscht er sich mehr Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Entsorgern und mehr Verständnis, wenn man wegen der Müllabfuhr mal etwas warten muss. "Wir sind immer im Weg, aber alle wollen, dass der Müll abgeholt wird", fasst er die Gedanken vieler Menschen zusammen.

Lob vom Bürgermeister

Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer betont auf Anfrage des WOCHENBLATTs die gute Kommunikation zwischen Zweckverband, Bauhof und Feuerwehr, als es um einen sicheren Platz zum Abkippen der Ladung ging. "Das hat sehr gut funktioniert", sagt er. Er lobt auch die Besatzung des Müllfahrzeugs. "In einer schwierigen Situation wurde perfekt reagiert. Das verlangt Respekt." Er appelliert an die Bürger, auf die Mülltrennung zu achten und ihn ordnungsgemäß zu entsorgen.

Stephan Leschinski mit dem Wagen, in dem es bei einer Mülltour angefangen hat zu brennen, weil jemand einen Akku im Restmüll entsorgt hat. | Foto: Tobias Lange
Foto: Stephan Leschinski
Autor:

Tobias Lange aus Singen

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