Großes Interesse an Wahlkampf-Spaziergang
Die Waldnutzung steht vor gravierenden Änderungen
Hilzingen. Eine große und sehr interessierte Gruppe hat sich kürzlich zum Spaziergang durch den Riedheimer Wald mit Prof. Dr. Rainer Luick getroffen. Es war eine Veranstaltung im Rahmen der „Tour im Dorf“ von SPD/UL-Kandidierenden für die Gemeinderatswahl am 9. Juni.
Dabei waren auch Riedheimer Bürger, die als Zeitzeugen eigene Erinnerungen beisteuern konnten. Der Riedheimer Wald ist besonders wusste Rainer Luick mit einem Exkurs in die Historie zu berichten. Es ist ein sehr alter Wald, der nicht erst in den letzten zwei Jahrhunderten begründet wurde. Und es stehen dort auch die für den Standort natürlichen Baumarten, wie Buche, Eiche, Ahorn, Hainbuchen und auch Eschen. Gut versteckt im Wald führt Rainer Luick die Gruppe zu einigen riesigen Eichen, die mindestens 300 Jahren alt sind und die damit sicher zu den ältesten und mächtigsten Bäumen im Hegau zählen. Es sind Relikte aus einer Zeit als der Riedheimer Wald auch zur Weide für das Vieh diente; gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch im Hegau das vorherrschende Tierhaltungssystem.
80 Prozent der Waldflächen krank durch den Klimawandel
Der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt, dass es unseren Waldbäumen immer schlechter geht. Mittlerweile sind auf rund 80 Prozent der Waldflächen die Bäume krank und vor allem Fichten sterben großflächig ab, so der jüngst vorgestellte Berich. Ursache ist der dramatische Klimawandel.
Riedheimer Wald ist geschützter
Rainer Luick ist sich sicher, dass sich auch der Riedheimer Wald verändern wird, aber nicht so dramatisch wie an anderen Standorten. Denn durch eine beidseitige Hanglage strömt von beiden Flanken oberflächennahes Grundwasser in den Wald, sodass selbst in den langen Trockenzeiten der vergangenen Jahre nur wenige Bäume Trockenschäden entwickelten.
Ein großes Thema waren die vielen kranken und bereits abgestorbenen Eschen, was ausnahmsweise nichts mit dem Klimawandel zu tun hat. Durch den globalen Handel gelangte in den 1990er Jahren ein Schadpilz aus Asien nach Europa, gegen den die europäische Esche nicht resistent ist. Rasend schnell verbreitete sich die Krankheit von Baltikum wie der Schweiz ausgehend über ganz Europa. Die einzige Hoffnung ist, dass irgendwann auch unsere Esche Resistenzen entwickeln, doch erst einmal werden wohl fast alle Bäume verloren gehen.
Energetische Holznutzung und Holzmangel
Ein wichtiges Thema war natürlich auch die extreme Zunahme der energetischen Nutzung von Holz, schon jetzt wird rund 60 Prozent der jährlich verfügbaren Holzmenge direkt verbrannt. Dadurch, dass die Bäume so krank sind, durch Trockenheit und Schädlinge kaum noch wachsen, große Waldflächen absterben und wir zeitgleich immer mehr Holz nutzen wird schon bald ein Holzmangel eintreten. Experten gehen davon aus, dass schon in den kommenden zehn Jahren der Einschlag um 30 bis 40 Prozent reduziert werden muss. Im Landkreis Konstanz hat man schon reagiert und in vielen Gemeinden wurden die Hiebsätze für die kommenden Jahre im Vergleich zur zurückliegenden Dekade fast halbiert.
Nach 3Stunden waren immer noch nicht alle Fragen beantwortet, aber alle TeilnehmerInnen am Waldspaziergang waren sich einig, dass sie auf diesem Spaziergang viel Neues erfahren und gelernt haben.
Quelle: SPD Hilzingen, Andrea Baumann
Autor:Presseinfo aus Singen |
Kommentare