Ein Höhepunkt des Jubiläumsjahrs
Der große Kirchweih-Zug lockt hunderte von MitstreiterInnen

Mit der Hilzinger Kirche und dem Machtzentrum Hohentwiel im Rücken zieht der "Freiheitszug" der Hilzinger Bauern in Riedheim ein, um dort mit der Obrigkeit im Gericht zu verhandeln. | Foto: Oliver Fiedler
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  • Mit der Hilzinger Kirche und dem Machtzentrum Hohentwiel im Rücken zieht der "Freiheitszug" der Hilzinger Bauern in Riedheim ein, um dort mit der Obrigkeit im Gericht zu verhandeln.
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Hilzingen. Das war einer der großen Höhepunkte des Jubiläums zu 500 Jahre Bauernkrieg in Hilzingen: Am Sonntag, 6. Oktober, versammelten sich einige hundert Menschen, um den damaligen Protestzug der Bauern an der Kirchweih 1524 nachzustellen, mit dem die vom Adel geknechteten Bauern, die damals durch die Obrigkeit verbotene Kirchweih eben doch begingen und sich zu einem Protestzug formierten, um erst in Richtung Riedheim zu ziehen, wo ein Gericht über die Rechtmäßigkeit des Aufstandes entscheiden sollte.

Die Hilzingerin Manuela Trappani hatte dafür mit vielen BürgerInnen aus der Gemeinde ein Theaterstück entwickelt, das an drei Stationen die Drangsal der damaligen Zeit fühlbar machte, als die Menschen im Hegau nicht nur unter einer schlechten Ernte zu leiden hatten, sondern auch unter immer weiteren Abgaben an den Adel, der sich damit ein schönes Leben machen wollte. Aus der puren Not heraus, diesen Winter vielleicht verhungern zu müssen, begehrten die Bauern damals auf, und gingen damit auch in die Geschichte ein.

Das Puzzle des Hegauer Bauernkriegs ist endlich vollständig

800 Bauern mögen es damals gewesen sein, die hier politisch gut organisiert die Kirchweih als Podium ihres Protestes nutzen. Ebenso viele Menschen werden es auch gewesen sein, die sich hier auf dem Dorfplatz vor der Kirche am Sonntagmittag zusammenfanden, um den "Krieg" vor 500 Jahren des "Hegauer Haufens" wieder lebendig werden zu lassen und nach ersten Szenen und gemeinsamen Liedern auf dem Kirchplatz gen Riedheim zu ziehen, begleitet vom Riedheimer Fanfarenzug Castellaner und weiteren Musikern im Bauernkostüm. Als Hilzinger Spielmann Felix vom hohen Turm setzte sich hier der Singener Schulleiter Stefan Fehrenbach mit Gitarre in Szene, die Revolution wurde auch angefeuert von Norbert Eckert, der manches Lied der Revolution bis hin zum Kanon mit den Teilnehmern hier anstimmte. Und sogar Bürgermeister Holger Maier mischte sich unter die Rädelsführer des Aufstands und führte den Freiheitszug mit an.

Bei einer Zwischenstation am Kindergarten im Neubaugebiet Steppachwiesle, bei dem mit den Teilnehmern die Lieder der damaligen Revolution gesunden wurden und die Frage gestellt war "Wenn ich Gott wär...." vereinte sich der Protestzug mit einer Gruppe BäuerInnen und Bauern aus Riedheim, die von den Feldern herbeigeeilt kamen.

Mit imposanter Stärke zog der Zug dann in Riedheim bei der Burg ein, wo nach einer imposant in Szene gesetzten Gerichtsverhandlung der "Riedheimer Vertrag" geschlossen wurde, damals am 10. Oktober 1524, was freilich noch lange nicht das Ende dieses Bauernkriegs war, der sich wie ein Lauffeuer auch in andere Regionen ausweitete und erst am 4. Juli 1525 mit dem Hilzinger Vertrag enden sollte. Denn gebracht hatte der auf der Burg geschlossene im Nachhinein nichts, die Richter entschieden im Sinne der herrschenden Stände. 
Der nächste Akt der Erinnerung wird nun die Kirchweih der Gegenwart sein, die Hilzingen vom 18. bis 21. Oktober feiert.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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