Abbaugegner formieren sich an Informationsveranstaltung
Dellenhau-Projekt startet in Raumordnungsverfahren

Dellenhau Kiesabbau

Hilzingen. Rund 100 Interessierte aus der Region waren am Donnerstagabend in die Hegauhalle nach Hilzingen gekommen, um sich über den geplanten Kiesabbau im Gewann „Dellenhau“ bei Singener Waldfriedhof zu informieren. Die Informationsveranstaltung, zu der das derzeit in Überlingen/ Ried angesiedelte Kiesunternehmen „Birkenbühl“ eingeladen hatte, stand im Zusammenhang mit der Eröffnung des Raumordnungsverfahrens durch das Regierungspräsidium Freiburg. Ab kommenden Donnerstag sind die Unterlagen dazu – es sind zwei Aktenordner – in den Rathäusern von Hilzingen, Singen, Gottmadingen und Rielasingen-Worblingen für vier Wochen öffentlich zugänglich, gab es auf der Veranstaltung von den anwesenden Bürgermeistern zu erfahren. Die vier Gemeinden wollen nun in dieser Frist auch eine gemeinsame Stellungnahme mit ihren Positionen im Rahmen des Raumordnungsverfahrens verfassen, die durch Gemeinderatsbeschlüsse in öffentlichen Sitzungen dann beschlossen werden sollen, informierte Bürgermeister Ralf Baumert aus Rielasingen-Worblingen. An der Anhörung können sich alle BürgerInnen der vier anliegenden Gemeinden beteiligen. Wie Dr. Johannes Dreier, Referatsleiter beim Regierungspräsidium, in einer Einführung erläuterte, soll bis zum Oktober das Raumordnungsverfahren abgeschlossen sein nach der Auswertung aller Eingaben. Entscheidung, ob der Kiesabbau dann tatsächlich genehmigt werde, obliege dann aber dem Landratsamt Konstanz. Wie vom Geschäftsführer des Kieswerks Birkenbühl, Andreas Drewing, zu erfahren war, drückt diesen die Zeit mächtig: Bis 2018 seien die Kiesvorräte in Überlingen im genehmigten Bereich erschöpft. Eine Erweiterung habe der Singener Gemeinderat verwehrt. Deshalb müsste man zu Erhalt des Unternehmens also ab 2019 im Dellenhau Kies abbauen können.

In der von Journalist Rudolf Rauschenberger moderierten Veranstaltung gab es sehr viele Informationen für die Interessierten. Nach den einführenden Vorträgen war eine Wanderung zu sieben Informationsinseln angesagt, an denen über Naturschutz, über die Grundwasseruntersuchungen, über Rekultivierung, über die Verkehrsprognosen, wie auch über die Verwendung des Kies informiert wurde. In der anschließenden Diskussionsrunde zeigte sich von den Wortmeldern eine ablehnende Haltung die oft auch Applaus bekam. Kritisiert wurde dabei in mehreren Beiträgen, dass ja fast die Hälfte des Kies in die benachbarte Schweiz nach Frauenfeld in ein Tochterunternehmen zur Betonherstellung exportiert werde, also gar nicht dem eigenen Bedarf diene. Dafür solle nicht das Landschaftsschutzgebiet geopfert werden, war der Tenor. Andreas Drewing unterstrich, dass man das Kieswerk für einen Kundenkreis im Radius von 30 Kilometer betreibe, das seien derzeit rund 250 und in diesem Radius liege auch Frauenfeld. Man beziehe für das Betonwerk auch Kies aus der örtlichen Kiesgrube Wellauer, die den Bedarf des Betonwerks jedoch bei weitem nicht decken könnten. Auf weitere Anfragen und Statements zum Thema Export verwies Dr. Dreier auf regionale Warenströme. Südbaden importiere im Rheintal viel Kies aus dem Elsass, auf der anderen Seite gebe des auch einen großen „Export“ in den Stuttgarter Raum, wo Kies knapp ist. Man müsse sich schon darüber im Klaren sein, dass Kies nicht überall im gleichen Maß zur Verfügung stehe.

Thilo Bamberg vom Gottmadinger Tiefbauamt kritisierte das zu erwartende Verkehrsaufkommen durch den Kiesabbau in einem langen Statement: wenn der Kiesabbau starte, werde er hier noch lange nicht aufbereitet, weil der Platz dafür vor Ort nicht da sei. In den ersten vier Jahren werde also der Kies erst vom Dellenhau nach Überlingen gefahren, dort aufbereitet und gewaschen und dann erst zu den Abnehmern gebracht, bei Transporten in die Schweiz also zwei Mal durch Rielasingen-Worblingen. Das bedeute pro Tag zwischen 120 und 180 Fahrten mit LKW, etwa alle drei bis fünf Minuten eine Fahrt an 238 Tagen im Jahr. Für ihn sind auch Details zur Staubvermeidung unklar. „Ich habe den Eindruck als wolle man hier eine möglichst schnell Betriebserlaubnis bekommen, dann sehe man weiter wie Probleme in den Griff zu bekommen seien. „Wir werden das hier sicher nicht durchpeitschen“, antwortete Dr. Dreier darauf. Herbert Schätzle von der Umfahrungs-Initiative beklagte, dass man in 2016 74.000 LKW’s – ohne Sprinter – in der Ramsener Straße zählt3e, bereits 4.000 mehr als im Jahr zu vor. Man habe lange für eine Umfahrung gekämpft, die inzwischen aussichtslos erscheine. Peter Waldschütz erinnerte an 4.000 Unterschriften, die man bereits 2015 gegen die Kiespläne gesammelt und Stuttgart vorgelegt habe. Für gebe es ein klares Nein Aus der Bevölkerung zum geplanten Kiesabbau .

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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