750 Jahre Ortsbestehen
Auftakt zum großen Jubiläumsjahr für Binningen

- Ortschaftsrat mit Referent (von links): Nico Merkt (Ortsvorsteher), David Rosati, Tobias Brütsch, Marius Sailer, Josef Hiestand, Arthur Zimmermann (Referent), Ursula Schulz, Wilfred Rösch
- Foto: Kräftenrath
- hochgeladen von Philipp Findling
Binningen, der Hohenstoffeln und das Familiengeschlecht Kaier – Arthur Zimmermann verwebt in seinem Vortrag persönliche Geschichten mit historischen Ereignissen und stimmt die rund 80 Besucher auf das Jubiläumsjahr ein. Beim anschließenden Sektempfang des Ortschaftsrats feiern die Gäste den Auftakt ins Jubiläumsjahr.
Vor 750 Jahren schenkte Heinrich von Homburg einen Hof in „villa Büningen“ dem Kloster St. Agnes in Schaffhausen. Die Beurkundung dieser Schenkung ist das erste Schriftstück, in dem der Ort Binningen dokumentiert ist. Zum Auftakt ins Jubiläumsjahr reiste der gebürtige Binninger Arthur Zimmermann am Freitag in der Hohenstoffelnhalle zurück zu den Anfängen Binningens. Die ursprüngliche Bezeichnung „Bunoinga“ deutet auf eine Ansiedlung im 6. oder 7. Jahrhundert. Während der damaligen Völkerwanderung ließ sich ein „Buno“ mit seinen Nachkommen am Fuße des Hohenstoffeln nieder.
Um die Entstehung des Dorfes nachzuvollziehen, braucht es die Einordnung in die historischen Herrschaftsverhältnisse. Unter der Herrschaft der vom Kaiser eingesetzten Kronvasallen, den Grafen von Nellenburg wurde von verschiedenen Untervasallen und Dienstmannen der Hohenstoffeln beginnend im 11. Jh zur Festung ausgebaut. Grund war die geografisch günstige Lage zwischen der Nellenburg bei Stockach und dem zweiten Herrschaftssitz in Schaffhausen. Der Stoffel mit zeitweise drei Burgen wurde in der Folge von unterschiedlichen Geschlechtern bewohnt. Über die Jahrhunderte wechselten die Bewohner, bis der Besitz im 16. Jahrhundert in mehreren Schritten an die Familie von Hornstein ging, deren Nachkommen heute noch in Binningen wohnen.
Aufgrund der Schenkung an das Kloster St. Agnes zahlten die Binninger über 500 Jahre den Zehnten zur Hälfte an den Pfarrer von Binningen und zur Hälfte an das Frauenkloster St. Agnes in Schaffhausen und nach der Auflösung an deren Rechtsnachfolger. Die Zahlung in die heutige Schweiz sorgte immer wieder für Unmut bei den Abhängigen. Dafür blieb das Dorf auf Bitte der Nonnen hin bei den Schweizer- bzw. Schwabenkriegen in 1499 verschont, während die weiteren Stoffler Dörfer niedergebrannt wurden. Die Frondienste und die Zahlung des Zehnten dauerten noch bis ins 19. Jahrhundert an.
Arthur Zimmermann verbrachte seine berufliche Karriere im Verlagswesen und entdeckte seine Leidenschaft für die Ahnenforschung im Ruhestand. In der Folge beschäftigte sich Zimmermann intensiv mit der Recherche seines Familienstammbaums und der anderer Binninger Familien. Die Erkenntnisse teilt er im zweiten Teil des Abends zum Familiengeschlecht Kaier. Die späteren Nachkommen sind auf drei Stämme zurückführen.
Der erste Stamm Franzisk Kaier ist in männlicher Linie ausgestorben, findet sich aber in weiblicher Linie in vielen heute noch existierenden Familien wie Wittmer, Kederer, Stihl, Villringer oder Vestner. Der zweite Stamm Augustin Kaier entwickelte sich zur Schmiede- und Bauern-Dynastie. Die Einkommensverhältnisse bescherten reichen Nachwuchs und die Kindersterblichkeit war deutlich geringer. Die heute noch existierende Familie Kaier in Binningen ist auf diesen Stamm zurückzuführen.
Aus dem dritten Stamm Jorg Kaier gibt es keine Nachfahren mehr vor Ort, dafür schillernde Persönlichkeiten. Aufgrund der wirtschaftlichen Not sind viele Nachfahren nach Amerika ausgewandert. Anselm Trojan Kaier wurde am 7.3.1839 in Binningen geboren und baute als Charles D. Kaier ein Imperium mit der größten Brauerei in Pennsylvania, einem Opernhaus, einem Hotel, einem Restaurant und einer Eisgesellschaft auf. Bei einem Besuch in Binningen spendete die Witwe einen Anteil an den Fenstern für die damals in Bau befindliche Binninger Kirche.
Unter den deutschen Nachfahren brachte es Anselm Kaier zur Berühmtheit. Schon das Theologiestudium sorgt für Aufsehen im Dorf, weil damals nur Adlige studierten. Als Stellvertreter des Erzbischofs baute er die Winterschneekirche in Löffingen zum Wallfahrtsort auf. Bei seinen Recherchen erfuhr Arthur vor allem von Auswanderern eine große Dankbarkeit, da er ihnen dabei half, mehr über ihre Wurzeln zu erfahren.
Mit seiner Begeisterung für die Binninger Geschichte steckte Arthur Zimmermann die Gäste an und sorgte im Nachgang für viele Gespräche. Bei der nächsten Veranstaltung am 21. März um 19 Uhr in der Hohenstoffelnhalle gibt es einen weiteren Vortrag über das historische Vereinsleben und die typische Art zu feiern. Im Familienschwerpunkt geht es um die Geschlechter Sailer und Maier. Außerdem wird an diesem Abend der Fotokalender mit historischen Bildern vorgestellt.
Quelle: Ursula Schulz
Autor:Presseinfo aus Singen |
Kommentare