Ajmal Farman aus engagiert sich für die Flüchtlinge und Migranten
»Als Mensch kann ich nicht wegschauen«
Engen. Mit Politik hatte Ajmal Farman lange nichts am Hut. Obwohl sein Umfeld von klein auf politisch geprägt war, schlug der heute 44-Jährige zunächst einen ganz anderen Weg ein.
Nachdem seine Familie 1988 wegen den Unruhen in Afghanistan nach Deutschland gezogen war, studierte Farman Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und kam 2004 berufsbedingt nach Engen. 2017 machte er sich selbständig und hat seinen Firmensitz seither im Innovationszentrum in Welschingen. Aufgrund seiner frühen Erfahrungen mit der Flucht aus der Heimat, weiß der zweifache Familienvater, wie es sich anfühlt, aus der gewohnten Umgebung gerissen zu werden, um in einem fremden Land neu anzufangen. Auch wenn die Familie bereits öfters in Deutschland war, weil die Großeltern dort lebten.
Neue Chancen
»Als Elfjähriger war das schwierig, aber bald erkannten wir, welche Chancen sich in Deutschland für uns eröffneten«, erklärt er. Durch die diplomatische Tätigkeit des Vaters im auswärtigen Amt in Kabul herrschte in der Familie Farman eine offene, polyglotte Atmosphäre. Aber, so Farman im Rückblick, »meine Eltern sahen damals für uns keine Zukunft in Afghanistan, blieben aber immer in Kontakt mit der Familie und Freunden dort«. Sein Vater kehrte schließlich 2001 nach der Intervention er US-Truppen in sein Heimatland zurück und war später Botschafter in Malaysia und Südkorea.
Mit der Flüchtlingswelle 2014/ 15 änderte sich auch die politische Einstellung von Ajmal Farman, er erkannte: »Hier ist auch die Zivilgesellschaft gefragt und muss sich einbringen.«
Brücken bauen
Als gebürtiger Afghane besitzt er heute auch die deutsche Staatsbürgerschaft, kennt beide Seiten und setzt sich zum Ziel, für das bessere Verständnis untereinander Brücken zwischen den Kulturen und den Menschen zu bauen: »Einfach zuschauen konnte ich als Mensch angesichts all dieser Probleme nicht.« Gemeinsam mit weiteren Unterstützern gründete Farman den Helferkreis Asyl in Engen und kümmerte sich erst um die Flüchtlinge in den Gemeinschaftsunterkünften. Während zu Beginn die Arbeit die Notversorgung bei Ankunft war, lag der Schwerpunkt später auf Unterstützung bei Behördengängen, der Arbeits- und Wohnungssuche sowie der Vermittlung von Sprachkursen. Mit den Länderabenden in Engen, zu denen unterschiedliche Nationen einluden, gewann der Helferkreis Asyl gemeinsam mit der Stadt Engen den ersten Preis im Wettbewerb »Kommune bewegt Welt«.
Nachhaltig wirken
Dies machte Ajmal Farman deutlich: Hier soll etwas Nachhaltiges entstehen. So wurde Anfang 2020 der Verein »Unser buntes Engen« aus der Taufe gehoben, der für alle Engener BürgerInnen da ist, zu denen Menschen aus insgesamt 70 Nationen zählen. Vergangenes Jahr wurde die Begegnungsstätte in der Engener Altstadt eingeweiht. Zwar wurden die Aktivitäten seither durch die Corona-Pandemie stark ausgebremst, doch Farman ist guter Dinge, dass sich dieser Ort der Begegnung als Anlaufstelle unterschiedlicher Kulturen und Migranten nach und nach mit Leben füllen wird.
Auch seine Einstellung zur Politik hat sich in den vergangenen Jahren völlig geändert: »Mittlerweile stecke ich mitten im politischen Geschehen, kandidierte für die CDU bei den Kommunalwahlen, bin Mitglied im Sprecherrat des Landkreises für Flüchtlingsfragen und möchte dieses Engagement weiterführen«, stellt der 44-Jährige fest. Im Laufe der Jahre hat er ein dichtes Netzwerk aufgebaut, das ihm nun auch bei der Unterstützung von gefährdeten Menschen in Afghanistan nützt, um ihnen bei der Ausreise zu helfen.
Autor:Ute Mucha aus Moos |
Kommentare