Der große Maler Boleslav Kvapil ist am 24. Juni verstorben
Voller Hochachtung: Adieu Boja
Gottmadingen. "Vor einigen Tagen (am 24. Juni) hat uns ein großartiger Mensch und Künstler für immer verlassen. Für uns wird Boleslav Kvapil stets unvergessen und allgegenwärtig sein", schreiben die Singener Maler in einem ganz persönlichen Nachruf, denn unter anderem diese Künstgruppe hatte Kvapil über viele Jahre stark geprägt:
Und: "Er hatte fast alle Abgründe des menschlichen Daseins in seinem Heimatland erleben müssen und ist dabei ein kritisch denkender und dennoch positiv eingestellter Mensch geblieben. In seinen gesellschaftskritischen Bildern hat er stets Ereignisse und Situationen hinterfragt und von ungewöhnlichen Perspektiven aus gesehen und beleuchtet. Sein wacher Blick hat intuitiv alle Facetten der menschlichen Psyche erfasst, fast spielerisch hat er mit seinen Figuren dem Betrachter einen Spiegel vorgehalten – immer mit einem liebevollen Augenzwinkern.
Er war stets so voller Ideen und Elan bis kurz vor seinem Tod.
Bei den Singener Malern hat Boja, wie ihn alle liebevoll nannten, einen festen Platz für sein künstlerisches Schaffen gefunden. Er liebte die Malerei und ging darin auf – seine Werke zeigen seine enorme Schaffenskraft, auch in schwierigen Zeiten. Ein wahrer Künstler voller Leidenschaft und Enthusiasmus! Wir werden diesen besonderen Menschen nicht vergessen, denn er lebt in seiner Kunst und in unseren Herzen weiter. Voller Hochachtung: Adieu Boja!"
Boleslav Kvapil wurde 1934 in Trebic in der Tschechoslowakei geboren. Er arbeitete als Jugendlicher in einem Bergwerk und machte das Abitur. Danach studierte Kvapil zwei Semester Journalistik, er war aber schon früh in der Malerei und Graphik aktiv gewesen, in der er seinen ganz besonderen Stil fand. Der "Prager Frühling", besser gesagt dessen Folgen, machte seinen "Abgang" aus der Tschechei nötig. Mit Schreib und Malverbot belegt gab es keine Zukunft. Er sei damals rechtzeitig gewarnt worden, berichtete in einem früheren Interview, das er auf seiner Homepage veröffentlichte. Seit 1970 lebt der Maler in Deutschland, 1972 kam er hier in den Hegau mit seiner ersten Frau, die Arbeit im Jugendwerk Gailingen gefunden hatte. Otto Dix, George Grosz, Paul Klee waren unter anderem die Vorbilder für den Autodidakten, der erst im Hegau auf Anregung von Walter Fröhlich begann seine Bilder auch auszustellen, die gewiss nicht immer "leichte Kost" waren, weil Kvapil gerne hinter die Kulissen schaute, manchmal sarkastisch, zuweilen auch mit der ihm eigenen scharfen Ironie, die dabei die Liebe zum "allzumenschlichen" aber nie ausschloss. Und mit einem schon fast kafkaesken Humor, was ihn auch als Maler noch einmal nach Prag brachte für eine Ausstellung im Rahmen des 110. Geburtsjahrs des Schriftstellers 1993. „Bilder sind wie ein Spiel, ich versuche psychologische Zusammenhänge aufzuzeigen und Menschen und Themen in Beziehung zu setzen", sagte er in einem anderen Interview einmal. Seine Bilder sind ein spannender Spiegel für alle Betrachter. Und diese Welt wird weiter leben können.
Eine schon länger geplante Ausstellung des Kunstforum Büsingen, die am 9. Juli, 11 Uhr, eröffnet wird, bekommt dadurch plötzlich die Rolle eines künstlerischen Nachrufs. Gezeigt werden dort Arbeiten aus der Sammlung Karl Lang.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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