Gottmadinger Bahn-Chaos soll endlich beendet werden
Schluss mit Kanzleitrost
Gottmadingen. Eine »unendliche Geschichte« geht in die nächste Runde: das Zug-Chaos am Gottmadinger Bahnhof für die Strecke Schaffhausen – Singen soll nach vier Jahren nun endlich beendet werden. Doch Bürgermeister Dr. Michael Klinger ist auch nach den jüngsten Zusagen aus dem Verkehrsministerium skeptisch, ob die vereinbarten Züge und Busse künftig in erforderlichem Umfang und verlässlich fahren werden – zu oft wurden Versprechungen in den letzten Jahren von den Verantwortlichen nicht gehalten.
»Ich glaubte zu lange an das Gute in der Deutschen Bahn und das Kümmern im Ministerium«, fasst er in einem Schreiben an den zuständigen Ministerialdirektor Dr. Uwe Lahl zusammen. Und diesen Glauben habe er im Laufe der Jahre leider verloren. »Meine Akte ist voll von Schreiben der Konzernbevollmächtigten der DB, die jeweils geprägt sind von tiefstem Bedauern, gepaart mit Ankündigungen, was die Bahn zur Stabilisierung der Strecke unternimmt – doch dauerhaft geändert hat sich dadurch leider nichts«, findet Klinger deutliche Worte.
Der Ministerialdirektor verstehe die Verärgerung über die »mangelhafte Schülerbeförderung« der DB Regio zwischen Gottmadingen und Singen, die »nicht haltbar« sei sowie »nicht unseren Anspruch an sicheren und zuverlässigen Schienenpersonennahverkehr erfüllt«, und kündigte nicht nur empfindliche Strafen für die DB für die Versäumnisse in 2020 an, sondern stellte langfristig eine Verbesserung der Situation in Aussicht.
Seit Anfang Oktober habe sich die Situation bereits deutlich verbessert, so der Ministerialdirektor, denn neben einem zweiten Bus, der die SchülerInnen direkt nach Singen an die Schulen bringt, sind auch wieder zwei Triebzüge mit ausreichender Kapazität im Einsatz. Zusätzlich soll Anfang November über einen fünften Triebzug, den die DB auf eigene Kosten in das Netz aufnehmen werde, der Betrieb auf der Regionallinie Schaffhausen – Gottmadingen – Singen in Zukunft deutlich an Zuverlässigkeit gewinnen, so Dr. Lahl im letzten von zahlreichen Schreiben im Austausch zwischen Gemeinde, Ministerium, Deutsche Bahn und der Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger.
Er freue sich zwar über diese Verbesserung, wundere sich aber über weitere offene Fragen, die noch immer nicht von Seiten des Ministeriums beantwortet wurden, merkte Klinger an und fordert mehr Transparenz. Dabei geht es um die konkreten Regelungen in den Verkehrsverträgen zwischen der DB und dem Land und eine mögliche Vertragskündigung sowie die Frage, ob in der Vergangenheit bereits Kürzungen bei Zahlungen an die DB wegen mangelhafter Leistungen vorgenommen wurden.
Dass die neue Runde dieser unendlichen Geschichte endlich mit einem Happy End endet, daran hat Klinger nach den zahlreichen fruchtlosen Beschwerden Zweifel und fragt an die Adresse des Ministeriums, ob »unsere Probleme tatsächlich ernst genommen werden, oder ob wir hier in der Region jahrelang mit Kanzleitrost abgespeist wurden«.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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